Zusammenstehen für die Mainzer

St Johann · Wer etwas für sein Stadtviertel erreichen will, darf nicht nur die Politik in die Pflicht nehmen, sondern muss auch selbst aktiv werden. Damit sei man in den vergangenen 15 Jahren weit gekommen, sagt die Interessengemeinschaft Mainzer Straße. Schade sei nur, dass die Stadtpolitik weder besonders kreativ noch mutig sei.

 Der Vorstand des vor einigen Tagen gegründeten Vereins „Quartier Mainzer Straße“, von links: Andrea Dumont, Gerd Leidinger, Petra Jost und Stefan Kohl. Foto: Martin Rolshausen

Der Vorstand des vor einigen Tagen gegründeten Vereins „Quartier Mainzer Straße“, von links: Andrea Dumont, Gerd Leidinger, Petra Jost und Stefan Kohl. Foto: Martin Rolshausen

Foto: Martin Rolshausen

5000 Menschen, die ihr Viertel mögen, aber viele leere Geschäftsräume und bei den Saarbrückern insgesamt, aber auch bei vielen Geschäftsleuten und Mietern kein Bewusstsein dafür, dass es sich überhaupt um ein Viertel handelt. So sei das gewesen, als sich vor gut 15 Jahren die Interessengemeinschaft Quartier Mainzer Straße gegründet hat, sagt Gerd Leidinger. Der Hotelier und seine Mitstreiter fingen an zu arbeiten - das hieß in diesem Fall: feiern.

Mit einem Nachbarschaftsfest brachten die Frauen und Männer der Interessengemeinschaft (IG) die Bewohner und Geschäftsleute zusammen. Und sie luden sich Politiker ein, mit denen sie über die Entwicklung des Quartiers diskutierten. Die Bilanz könne sich sehen lassen, findet die IG. Das "schlechte Image" sei weg, das Quartier werde als "attraktiver, lebendiger und vielfältiger Teil von Saarbrücken wahrgenommen".

Das wird am Samstag beim 15. Nachbarschaftsfest ebenso gefeiert wie die Umwandlung der IG in einen Verein. Bei aller Zufriedenheit, ausruhen wolle man sich nicht auf dem Erreichten, sagt Leidinger. Denn zu tun gebe es noch einiges. Die Sache mit den Autos zum Beispiel sei noch nicht zufriedenstellend geklärt. "Wir werden die Autos nicht aus der Stadt verbannen können", sagt Gerd Leidinger. Deshalb dürfe sich die Verkehrsplanung "nicht auf die vier Prozent Radfahrer konzentrieren".

Es müsse darum gehen, Autofahrer in der Stadt richtig zu leiten und sinnvoll Parkraum zu schaffen. In der Mainzer Straße sei es zum Beispiel sinnvoll, Autos quer parken zu lassen, sagt Andrea Dumont von der IG. Die Straße sei insbesondere in Richtung stadtauswärts dazu breit genug. Einen Teil der Straße zu Parkraum zu machen, habe den Nebeneffekt, dass langsamer gefahren wird, sagt die Hotelinhaberin.

Das sei auch im vorderen Bereich der Straße wichtig, sagt der Bestatter Stefan Kohl, der Vorsitzender des neuen Vereins ist. "Manche denken offenbar, dass das hier eine Rennstrecke ist", sagt er. Seine Beobachtung: Wenn Autofahrer , die aus Richtung Innenstadt kommen, sehen dass die Ampeln an der Kreuzung an der Bismarckbrücke auf Grün schalten, "dann treten die aufs Gas".

Einfach mal auszuprobieren, ob das mit dem Nebeneinander- statt dem Hintereinanderparken funktioniert, verweigere die Stadt. "Unsere Stadt hat leider nicht die Traute, etwas zu wagen", sagt Leidinger. Das gelte leider nicht nur für ein kleines Parkexperiment.

Statt wie in anderen Städten einen bekannten Architekten mit dem Neubau eines Museums zu beauftragen, habe man in Saarbrücken zugelassen, dass ein Betonklotz namens Vierter Pavillon hingestellt wird. Dabei müsste es sich doch rumgesprochen haben, dass besondere Architektur viele Besucher anzieht, sagt Leidinger.

Auch dass der Stadtautobahntunnel nicht gebaut wird, ist für die IG Ausdruck von Mutlosigkeit und, so formuliert es Leidinger, "die größte Blamage für das Saarland". "Da hätte eine neue Stadt entstehen können. Stattdessen werden wir im Wettbewerb der Städte abgehängt." Man arbeite sich in Saarbrücken an vielen kleinen Problemen ab, sagt Dumont, aber: "Es fehlt jegliche Zukunftsvision."

Aber die IG will auch als Verein nicht jammern. "Wenn man es schön haben will, muss man auch selbst etwas machen", sagt die Kassenwartin des Vereins, Petra Jost. Das sei das Tolle in der Mainzer Straße: Viele kümmern sich um das Erscheinungsbild. Und die Stadt helfe dabei auch - wenn auch nicht immer so, wie die IG will.

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Das Quartier Mainzer Straße feiert am 5. September von 10 bis 23 Uhr ihr 15. Nachbarschaftsfest. Rund 200 Menschen organisieren Stände, sind in Geschäften und Gastrobetrieben für die Gäste da, sorgen als Künstler und Kunsthandwerker für Atmosphäre. Um 12 Uhr wird das Fest auf der Bühne Ecke Karl-/Mainzer Straße offiziell eröffnet. Gefeiert wird in diesem Jahr in der für den Verkehr gesperrten Zone von der Bleichstraße bis zum Edeka und von dort auf dem Gehweg bis zur Arndtstraße, in der Karlstraße und der Rosenstraße sowie auf dem Platz vor der ehemaligen Schillerschule an der Bismarckstraße. Es gibt neben einem Musikprogramm unter anderem einen Künstler- und Kunsthandwerkermarkt, einen Antik- und Flohmarkt und einen Markt für Bücher, CDs und Schallplatten. In der Rosenstraße zwischen Mainzer- und Bismarckstraße dürfen Kinder kostenlos ihre Utensilien anbieten. Der neue Verein (Vorsitzender ist Stefan Kohl, sein Stellvertreter Gerd Leidinger) hat die Gemeinnützigkeit beantragt. So soll es möglich sein, Spendenquittungen auszustellen. Spenden werden unter anderem gebraucht, weil die Kosten wegen neuer Sicherheitsbestimmungen gestiegen sind. olsInfo: Interessengemeinschaft Quartier Mainzer Straße, c/o Amper Agentur für Vereinsberatung & Service, Rosenstraße 22, 66111 Saarbrücken , Tel. (0681) 95411-72, Mobil: 0179-6635151, E-Mail info@amper-agentur.de

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