„Wiedergeboren seit 14 Jahren“

St Johann · Mal geht es um die „gnadenlose Abrechnung mit der Alkoholsucht“, mal wird die Kluft zwischen Arm und Reich verdeutlicht: Unter dem Titel „Kunst als Therapie – Mitarbeiter stellen aus“ sind insgesamt 20 Werke im Saarbrücker Café „Jederman“ zu sehen.

 Vorstandsmitglied Volker Sante zeigt Helga Kuckartz die Bilder im Café Jederman. Foto: Iris Maurer

Vorstandsmitglied Volker Sante zeigt Helga Kuckartz die Bilder im Café Jederman. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Im urigen Café "Jederman" in der Johannisstraße kann man derzeit 20 Kunstwerke der Mitarbeiter bestaunen. Unter dem Motto "Kunst als Therapie - Mitarbeiter stellen aus" haben sie Collagen , Fotografien und auch Acryl-Malereien geschaffen.

Bei der Vernissage der Ausstellung berichtete Vorstandsmitglied Volker Sante, wie es dazu kam: "Ausgehend vom nachhaltigen Eindruck der letzten Vernissage mit der Künstlerin und Buchautorin Ilka Röder hatte unsere Teamchefin Ingrid Reisdorf die Idee, etwas Eigenes zu machen." Das kreative Gestalten sollte als Therapieform zur Aufarbeitung von einer Suchtvergangenheit oder von Depressionen dienen.

Neben Reisdorf und Sante haben sich Oliver Klein, Matthias Engesser, Helga Daniel, Renate Scherke, Franz Schreiner und Alexander Kuckartz als Gast künstlerisch betätigt. Als "Meisterwerk" bezeichnete Volker Sante die Fotografie von Matthias Engesser. Sie zeigt die Kluft zwischen Arm und Reich auf der Alten Brücke, ein Barmherziger gibt einem Bettler ein Almosen.

Auffällig ist auch die Collage "Komödianten" von Oliver Klein. Sante: "Eine gnadenlose Abrechnung mit der Alkoholsucht ." Harald Juhnke ist oft darauf zu sehen. Mal barfuß, mal mit Lackschuh, mal abgestürzt, mal genial. Ebenso Kettenraucher Rudi Carell.

Santes Gemälde gehört zu den auffälligsten der Ausstellung. Schon allein wegen seiner prominenten Position direkt an der Wand gegenüber der Eingangstür. Das Acryl-Werk beschrieb er so: "Der Film eines Vulkanausbruchs in Island hat mich inspiriert." Das helle Magma in der Bildmitte bildet den krassen Kontrast zur dunklen Umgebung, die heiße Masse verursacht Explosionen und Verbrennungen.

"Einst war ich Teil dieser Masse", erinnerte er sich. Auch daran, dass er Wodka als "Brennstoff" benutzt habe, um auf der heißen Temperatur der Masse zu bleiben. Irgendwann sei er aber ausgestiegen. Fast verbrannt, aber noch lebendig.

Und so hat er sich auf seinem Gemälde selbst dargestellt, als schwarze Silhouette mit erhobenen Armen. Sein Triumph: "Ich bin frei, wiedergeboren seit 14 Jahren." So hat er dann sein Bild auch "Auferstehung" genannt.

Die 20 Werke sind bis Jahresende zu den üblichen Öffnungszeiten des Cafés Jederman zu sehen.

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