Erlebnistag der Feuerwehr Wie rettet man am schnellsten die Oberbürgermeisterin?

St. Johann · Beim Erlebnistag vor der Europa-Galerie warben die Wehren am Samstag für Nachwuchs. Unterstützung kam von den Kollegen aus Lothringen.

  Hans Peter Klinkert zeigtim Einkaufszentrum, wie man schnell eine Leiter erklimmen kann.

 Hans Peter Klinkert zeigtim Einkaufszentrum, wie man schnell eine Leiter erklimmen kann.

Foto: Oliver Dietze

Spektakulär sind die Einsätze des Höhenrettungstrupps der Saarbrücker Berufsfeuerwehr. Was also wäre wirksamer als beim Aktionstag der Saarbrücker Feuerwehren vor der Europagalerie in der gut besuchten Innenstadt genau mit einer Vorführung dieses Trupps um neue Mitglieder für die Freiwilligenwehr zu werben? Erst recht, wenn es gilt, die mutige Oberbürgermeisterin Charlotte Britz im Klettergeschirr hängend aus luftiger Höhe zu retten. „Ein echter Vertrauensbeweis“, wie Saarbrückens in die Kritik geratener Feuerwehrchef Josef Schun gewollt doppeldeutig kommentiert. Vor allem ging es am Samstag aber da­rum, mitten im Alltag einen intimen Einblick in das lebensrettende Feuerwehr-Handwerk zu geben. Einmal selbst die hydraulische Schere an einem Fahrzeugdach ansetzen, und erfahren, welche Kräfte da wirken. Schutzkleidung mit Feuerwehr-Jacke, Helm samt Augenschutz, Handschuhe an. Eine kurze Sicherheitsbelehrung: „Nicht zwischen Auto und Schere stellen, das Werkzeug könnte zur Seite drücken und den Bediener zwischen Schere und Fahrzeug einklemmen.“ Und es kann losgehen.

Und tatsächlich: Da ist jeder Kraftprotz machtlos, wenn sich die starke Schere ins Fahzeugblech verbeißt. Wer hätte das gedacht? Oder, dass eine Leiter sofort viel höher wirkt, wenn man sie erklommen hat. Gesichert wie ein Freikletterer lässt es sich in der Einkaufs-Mall gefahrenlos erleben. Und wie geht nochmal die Herz-Lungen-Wiederbelebung? Herzmassage und Atemspende haben zumindest die Autofahrer im Rahmen der Sofortmaßnahmen-Ausbildung am Unfall­ort gelernt. Wie es richtig geht, dieses Wissen frischten die freiwilligen Feuerwehrleute am Samstag bei den Interessierten wieder auf.

Und dann die Königsstation. Bei der Einsatzübung blieb den Probanden nur die Schutzhose erspart. Ansonsten gab es das volle Programm: Helm, Jacke, Werkzeuggürtel und Atemluftgerät. Einen Schlauch auf die Schulter, einen Schlauchkorb in die eine Hand, ein Brechwerkzeug in die andere. So machen sich Feuerwehrleute auf in die Hölle, um Brandopfer möglichst lebend aus brennenden Häusern zu retten.

Wie schwer es ist, einen Bewusstlosen aus einem Gebäude zu schleifen – diese Erfahrung hatten die Feuerwehrleute auch zu bieten: Zwei Dummy-Puppen lagen für die fast voll Ausgerüsteten zur Verfügung. Schwer, aber für fast Jedermann machbar und genau das war zu demonstrieren.

Der ehemalige Wehrführer Markus Rosenberger gehört zu den Organisatoren des Aktionstags: „Was wir heute so leicht und locker präsentieren hat ein Dreivierteljahr Vorbereitungszeit beansprucht.“ Ziel sei es, weitere Freiwillige für die derzeit rund 780 Feuerwehrleute umfassende Freiwillige Feuerwehr zu werben. Derzeit sei die Wehr personell gut aufgestellt, doch es gelte, bereits die Zukunft im Blick zu haben. Nachwuchs braucht auch die Berufsfeuerwehr und so sagt Schun: „Wir brauchen neben Kindern und Jugendlichen aus unserer Jugendfeuerwehr auch Quereinsteiger aus allen Altersgruppen.“ Unterstützung bei ihrem Aktionstag erlebten die Feuerwehrleute von ihren französischen Kameraden, den Sapeurs Pompiers de la Moselle, die ebenfalls mit einigen Fahrzeugen vor Ort waren, um ihre Ausrüstung zu zeigen.

Um auch zukünftig flächendeckend die Mitgliederzahlen der Freiwilligen Feuerwehren in allen Saarbrücker Stadtteilen sicherzustellen, wird seit 2015 die Mitgliederwerbung aktiv durch Informationsstände an attraktiven, durch die Bevölkerung stark frequentierten Stellen in der Landeshauptstadt betrieben.

Der „Feuerwehrerlebnistag“ soll mit zahlreichen Aktionen das Interesse an einer Mitgliedschaft wecken. Er stellt die Aufgaben der Feuerwehr, ihre Ausbildung und Attraktivität heraus. Ein wichtiger Punkt ist dabei auch das „Zwei Säulen-Prinzip“ der Feuerwehr Saarbrücken: Unter dem Slogan „Wir helfen gemeinsam“ werden viele Einsätze von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr in Saarbrücken gemeinsam gemeistert. Nach dem Motto „Dein Platz ist noch frei – Bewirb Dich auf Deine Stelle“ stellt die Feuerwehr die unterschiedlichsten Themenbereiche von Feuerwehrleuten vor und lädt zum Mitmachen ein.

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