SOS-Kinderdorf in Saarbrücken bringt benachteiligte Jugendliche in den Job

St Johann · Seit 60 Jahren gibt es in Deutschland die SOS-Kinderdörfer. Die Saarbrücker Filiale wurde 1986 gegründet. Anders als in vielen Häusern der Einrichtung liegt in der Landeshauptstadt der Schwerpunkt auf der beruflichen Eingliederung.

 In der Ausbildungsküche des SOS-Kinderdorfes: (v.l.) Sebastian Quirin, Stella Paul, Ausbilder Michael Rinkes, Jan Lander, Janina Lorang und Sabrina Cinquemani. Foto: Iris Maurer

In der Ausbildungsküche des SOS-Kinderdorfes: (v.l.) Sebastian Quirin, Stella Paul, Ausbilder Michael Rinkes, Jan Lander, Janina Lorang und Sabrina Cinquemani. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

In der Küche wird gescherzt und gelacht, aber vor allem konzentriert gearbeitet, denn die Gäste im Ausbildungsrestaurant warten auf ihr Mittagessen. Im SOS-Kinderdorfhaus in der Seilerstraße werden die jungen Männer und Frauen unter anderem zu Fachpraktikern für die Küche ausgebildet. Im Restaurant werden die Kunden von ihren Kollegen, den angehenden Fachkräften für Gastgewerbe, bedient. Zwei Etagen höher üben gerade drei junge Frauen im Bereich Hauswirtschaft die perfekte Reinigungstechnik von Fensterfronten. Die Einrichtung SOS-Kinderdorf in Saarbrücken ist anders, als man es sich vorstellt.

"Es ist hier kein klassisches Dorf mit Kinderdorffamilien, sondern unser Schwerpunkt liegt auf der Ausbildung", erklärt Bereichsleiterin Sabine Maurer. Doch ein klassischer Ausbildungsbetrieb ist das Haus auch nicht.

Wem hier ein Platz durch die Reha-Teams der Arbeitsagentur oder des Jobcenters zugewiesen wird, der hatte im Leben bereits mit Einschränkungen zu kämpfen - manche Jugendliche sind körperlich behindert, andere haben geistige Defizite oder psychische Probleme.

"Alle Ausbilder haben eine reha-pädagogische Zusatzausbildung", sagt Maurer. Den theoretischen Teil absolvieren die Jugendlichen in einer regulären Berufsschule. Dennoch werden sie im Laufe der Ausbildung durch eine Sozialpädagogin und Förderlehrer begleitet. Jedes Jahr starten zwölf Männer und Frauen zwischen 16 und 25 Jahren eine Ausbildung in einer der drei Fachrichtungen beim SOS-Kinderdorf in Saarbrücken.

Die Zahl ist in den vergangenen Jahren stabil geblieben. "Die Jobaussichten sind gut. Unsere Fachpraktiker können danach in der Gastronomie, in Hotels oder zum Beispiel in der Küche oder der Wäscherei in Altenheimen arbeiten", gibt Maurer Beispiele.

In diesen Bereichen herrsche große Nachfrage nach Fachkräften, deshalb sei aus Sicht des Trägers (der Arbeitsagentur) die Maßnahme auch sehr sinnvoll. Auch wenn der Schwerpunkt in der Saarbrücker Einrichtung auf der Ausbildung liegt, werden auch Aufgaben der Jugendhilfe wahrgenommen. In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt sind zurzeit 33 Jugendliche in einzelnen Wohnungen im Regionalverband untergebracht.

In den vergangenen Jahren sind immer mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge dazugekommen. Andere Kinder und Jugendliche sind zu Hause nicht gefährdet, brauchen dennoch eine intensive Begleitung und werden ambulant von den Kinderdorf-Mitarbeitern betreut.

Während die Azubis in der Küche in der Seilerstraße aufräumen, toben ein Stockwerk höher ein paar Kleinkinder. Im Mütterzentrum kommen Familien zusammen.

Zu diesem offenen Treff kommen vor allem alleinerziehende Frauen, um hier bei einer Tasse Kaffee eine kleine Auszeit zu genießen und andere Mütter kennenzulernen.

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