Sie fühlt sich wohl in neuer Heimat

St Johann · Eine junge Syrerin will sich in Saarbrücken eine neue Existenz aufbauen. Denn in ihrer Heimat tobt ein schrecklicher Krieg. Jetzt hofft sie, auch bald beruflich Fuß zu fassen.

 Die Syrerin A. ist vor dem Assad-Regime nach Deutschland geflohen. Sie hofft, dass bald ihre engsten Familienangehörigen ebenfalls kommen dürfen. Deren Leben in der Stadt Madaja ist hart. Foto: Oliver Dietze

Die Syrerin A. ist vor dem Assad-Regime nach Deutschland geflohen. Sie hofft, dass bald ihre engsten Familienangehörigen ebenfalls kommen dürfen. Deren Leben in der Stadt Madaja ist hart. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Ihre Heimatstadt Madaja sorgt zurzeit für schreckliche Schlagzeilen: Viele Menschen sind vom Hungertod bedroht. Denn die Truppen des Präsidenten Baschar al-Assad und die Miliz Hisbollah belagern seit Monaten die Stadt, sagt die Syrerin A.

Das bedrückt sie sehr. Um auf das Leiden vor allem der Kinder aufmerksam zu machen, hat sie mit Landsleuten kürzlich eine Mahnwache vor der Europa-Galerie organisiert. "Seit sieben Monaten haben die Menschen keine Lebensmittel mehr bekommen", sagt die Syrerin, die als Kontingentflüchtling 2013 vom Libanon aus mit dem Flugzeug nach Deutschland kam. Jetzt wohnt sie in einem Flüchtlingsheim in Saarbrücken und macht sich große Sorgen um ihre Großfamilie, die in Madaja geblieben ist. Dazu zählen unter anderem die Mutter sowie vier Brüder und vier Schwestern. Per Nachrichtendienst Whatsapp hält A. den Kontakt. Täglich informiert sie sich außerdem auf Facebook über den Krieg in Syrien und die Situation in Madaja.

Ihre Familie sei zum Glück gesund, berichtet die junge Frau. Doch das Leben ist sehr hart. In dem verschneiten Dorf in den Bergen ist der Hunger nicht das einzige Problem. Es gebe derzeit auch keinen Strom und keine Heizung, außerdem fehlten Medikamente. Sie zeigt auf Facebook schreckliche Bilder von völlig abgemagerten Menschen. Ähnliche Bilder gingen im Fernsehen um die Welt. In der vergangenen Woche hatte ein Hilfskonvoi des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes die Stadt in der Nähe von Damaskus erreicht. 40 000 Einwohner warteten dort auf Hilfe. Mehrere Menschen sollen bereits an Hunger gestorben sein.

Die Syrerin verurteilt die Belagerung durch die Regierungstruppen und die Hisbollah . Denn in Madaja seien keine Soldaten, sondern nur Zivilisten. Nach Medienberichten sollen andere Städte aber auch von syrischen Rebellengruppen belagert werden.

A. ist glücklich, jetzt weit weg von dem Krieg zu sein. In ihre Heimat wolle sie auch dann nicht zurückkehren, wenn die Waffen irgendwann schweigen - höchstens zu Besuch. Denn trotz eines Studiums habe sie in Syrien keine Arbeit gefunden. Ihre engsten Familienangehörigen will sie jetzt ebenfalls ins Saarland holen. In dem Heim in Saarbrücken fühlt sie sich sehr wohl. Dort leben Menschen vieler Nationalitäten friedlich unter einem Dach, berichtet die Frau. Auch die meisten Saarbrücker hätten sie sehr gut aufgenommen. Große Unterstützer seien zum Beispiel das "Projekt Ankommen" und die Stadtverwaltung. Nun hofft die Syrerin, hier richtig Fuß fassen. Ihr großer Wunsch ist ein zweiter Sprachkurs, um besser Deutsch zu sprechen. Anschließend will sie eine Ausbildung machen. Und A. hofft natürlich, dass das Leiden der Menschen in Madaja bald endet.

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HintergrundKontingentflüchtlinge sind Menschen aus Krisenregionen , die im Rahmen internationaler Hilfsaktionen aufgenommen werden. Das Aufenthaltsgesetz ermöglicht es, dass für bestimmte Ausländergruppen aus völkerrechtlichen oder humanitären Gründen eine Aufenthaltserlaubnis erteilt wird, teilt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit. Diese Menschen müssen kein Asylverfahren durchlaufen und erhalten sofort eine Arbeitserlaubnis. sm

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