Rundfunk-Leute lesen aus Krimis

St Johann · Die Kriminetten erschienen in den Anthologien „Mord vor Ort“ und „Der Letzte bläst die Kerzen aus“. Die Initiatorinnen sind Lisa Huth und Karin Mayer, beide Reporterinnen der SR3-Sendung „Treffpunkt Ü-Wagen“. Daher spielen die Geschichten an Orten, die der Ü-Wagen und seine Reportageteams aufsuchten.

 Bei der Lesung aus den Anthologien „Mord vor Ort“ und „Der Letzte bläst die Kerzen aus“ sorgten skurrile Kriminetten für Gruseln und Heiterkeit gleichermaßen. Foto: Astrid Karger

Bei der Lesung aus den Anthologien „Mord vor Ort“ und „Der Letzte bläst die Kerzen aus“ sorgten skurrile Kriminetten für Gruseln und Heiterkeit gleichermaßen. Foto: Astrid Karger

Foto: Astrid Karger

Im Hinterzimmer des Baker Street, eines Pubs im Good Old England Stil in der Mainzer Straße, lasen Mitarbeiter des Saarländischen Rundfunks aus Kriminalgeschichten, die sie für Anthologien verfasst haben, die seit 2009 im Conte-Verlag erschienen. Zwei Sammelbände tragen den Namen "Mord vor Ort", denn den treibenden Kräften Lisa Huth und Karin Mayer kam als Reporterinnen der SR3-Sendung "Treffpunkt Ü-Wagen" die Idee, Verbrechen an jenen Orten geschehen zu lassen, die der Ü-Wagen und seine Reporterteams aufsuchten.

2015 erschienen unter dem Titel "Der Letzte bläst die Kerzen aus" weitere Geschichten, Bedingung: Das Saarland ist wiederum Handlungsort, und ein Geburtstag kommt vor. Erhard Schmied, Karin Mayer, Karin Klee und Harald Martin lesen zunächst mit verteilten Rollen ein Hörspiel von Erhard Schmied, "Je t'aime". Gainsbourg singt, die Nadel kratzt, der Vietnamkrieg politisiert, die Flasche wird entkorkt. Es müssen sehr viele Flaschen gewesen sein, die die Autoren entkorkt haben, denn die Geschichten sind hanebüchen, infantil, albern.

So albern, dass Autor Harald Martin glucksend im eigenen Text stecken bleibt. Sein "Mord vor Ort" ist eine Tötung auf Verlangen, zum fünfzigsten Geburtstag.

Moralisch verrottete SR-Menschen, Katzen und zwei Kommissare werden um eine Leiche in der Mithras-Grotte gruppiert, die Leiche mit Kerzen geschmückt, eine (Titel) - "menschliche Torte". Die sprechende Katze entrüstet sich mit der Stimme eines Eiferers über das getötete Fleisch, das die doofen Menschen als Nahrung wahrnehmen und ihre Tod bringenden Riesenblechdosen, die Autos. Karin Klee siedelt ihre kaum motivierte Mordgeschichte bei der Freiwilligen Feuerwehr an. Karin Mayers Heldin findet beim Frühjahrsputz viel Geld, das Ende bleibt offen.

Zum Schluss, noch einmal mit verteilten Rollen eine Reinheimer Blutwurstfantasie von Erhard Schmied, die für Sätze wie "würde Dich nicht halb angebissen auf dem Teller liegen lassen" - der Metzger zum mutmaßlich zukünftigen Mordopfer - viele Lacher erntet. Das Publikum schien sich zu amüsieren, und das wollte man hier wohl auch, unterhalten und amüsieren.

Aber eine kritische Stimme im Publikum fragte doch, "Darf man eigentlich alles, wenn man beim SR ist?"

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