Raum für Königinnen und KalauerHöhepunkte auf dem Hochsitz

St. Arnual. Man weiß genau, was kommt, und muss trotzdem lachen - oder gerade deshalb

St. Arnual. Man weiß genau, was kommt, und muss trotzdem lachen - oder gerade deshalb. Weshalb sonst würde man sich Jahr für Jahr am Silvesterabend "Dinner for one" ansehen? In Anlehnung an den zeitlosen Sketch von Freddie Frinton setzt auch das Theater Blauer Hirsch am Silvesterabend auf Kontinuität: Mit "De Diener vum Sophie", einer saarländischen Variante der englischen Vorlage, sorgen Hans Beislschmidt und Anne Marie Neuhaus für einen vergnüglichen Übergang vom alten ins neue Jahr. Nicht erst an Silvester, auch in den kommenden Wochen und Monaten, werden im Theater Blauer Hirsch bekannte Gesichter zu sehen sein. So etwa beim "Festival der Travestie", mit dem die "The Rainbow Sisters" am 3. Oktober die neue Spielzeit eröffnen. Ebenfalls eine feste Größe im Blauen Hirsch: Elfriede Grimmelwiedisch, die mit zwei Programmen in "Daarle" zu Gast sein wird. In "The Queen & Ei" (23. und 24. Oktober) zieht es die Grimmelwiedisch raus aus Kaltnaggisch, hinein in die Welt. Gesponsert von ihrer Busen- und Duzfreundin "Her Royal Highness Queen Elizabeth II." will die schnurrbärtige Schönheit auf der RMS Queen Mary 2 die Weiten des Atlantiks erkunden. Ob die Freundin zünftiger Zoten auch besinnlichere Töne anzustimmen vermag, wird sich am 4. und 5. Dezember zeigen, wenn Elfriedes Weihnachtsgala unter dem Motto "Owie lacht . . ." über die Bühne geht. Auch die Saarbrücker Folxbühne gastiert wieder im Hirsch: "Bei Anruf - Mords Ballawer" heißt die Komödie, die das "MiCh-Theater" (Mike Schneider und Christoph Meiser) am 7. November spielt. Hausherr Hans Beislschmidt steuert ebenfalls einen Programmpunkt bei: Am 18. Dezember stellt er sein Literarisches Kabarett "Amanda lass die Hand da" vor, zu dem er gerade auch ein Buch auf den Markt brachte (siehe Kritik). Aufgemischt wird das überwiegend saarländisch geprägte Programm durch Gäste von außerhalb. Zu den Höhepunkten im Blauen Hirsch gehört der Besuch des Kabarettisten Oliver Polak am 13. Oktober. "Ich darf das, ich bin Jude" heißt der Titel seines Programms, das so provokant ist wie es klingt. Auf eine Reise in die Musiktradition Persiens nehmen die aus Teheran stammenden Musiker Madjid Ghanipour und Arash Zanjani ihre Zuhörer mit. Am 6. November präsentieren sie eigene Arrangements persischer Lieder. Eine Mischung aus schottischen Volksliedern und russischen Romanzen bringen die Opernsängerin Margarita Levina aus St. Petersburg und der schottische Tenor und Pianist Charles Robin Broad am 15. November zu Gehör.Kontakt: Theater Blauer Hirsch, Saargemünder Straße 11, Tel. (06 81) 5 84 99 49www.theater-blauerhirsch.deSaarbrücken. Mit Bier und Brettelkunst verdient Hans Beislschmidt (Foto: Dietze) sein täglich Brot. In seinem Theater, dem "Blauen Hirsch" in St. Arnual, kommt in der angeschlossenen Kneipe Deftiges auf den Tisch, und Deftiges serviert auch die Bühne. Meist Comedy und Kabarett. Der Hausherr mischt da selber kräftig mit - seit mehr als 20 Jahren als Kneipier und seit 1992 auch als Comedian. Nun gesellt sich zu Pils und Pointen noch die Poesie: Beislschmidt hat ein Buch verfasst, sein zweites - nach einer kleinen Kneipen-Philosophie. Satirische Geschichten und neue Gedichte verheißt jetzt die Unterzeile. Der Haupttitel tönt eher nach Fastnachtsschlager: "Amanda lass die Hand da". Und genauso lesen sich denn etliche der vorgeblich erotischen Kürzestgeschichten auch. Um schlackernde Kondome geht's, um Abende, an denen sie will und er nicht (oder umgekehrt), um heimliche Höhepunkte auf dem Hochsitz. Im besten Falle ist das so prickelnd wie ein zu oft erzählter Herrenwitz. Manchmal aber endet die Geschichte auch bloß in pointiler Dysfunktion: erschlafftes Erzählen. Mag sein, dass Hans Beislschmidt manche Geschichten schon mit Blick auf sein neues Bühnenprogamm verfasste. Im Rampenlicht darf der Witz auch kerniger sein, Klamauk und Schenkelklopfer sind da durchaus Mittel der Wahl. Gedruckt auf Papier aber verfehlt solche Komik ihre Wirkung.Bemerkenswerter sind da schon die Gedichte, die den zweiten Teil des 110-Seiten-Bandes ausmachen. Zwar sind einige eher noch Fingerübungen - ein sich Ausprobieren in diversen Vers- und Strophenformen. Doch es finden sich eben auch solche Gedichte wie "Geh endlich, Vater" - über den Abschied von einem ungeliebten, einem verhassten Vater, der dennoch schwer fällt. Eine lebensbittere, aber höchst lesenswerte Miniatur. Doch Zeilen dieser Qualität bleiben leider rare Fundstücke zwischen vielen unausgegorenen Texten. oliHans Beislschmidt: Amanda lass die Hand da. 110 Seiten, Pro Business, Books on demand, 12,80 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort