Kirchenstiftung präsentiert Vorbilder

Saarbrücken. Familien sind die "Grundeinheit der Gesellschaft", sagt die "Kirchenstiftung Zukunft Evangelisch St. Johann". Deshalb will sie Menschen mit Geschichten über Familien Lust auf ehrenamtliches Engagement machen (die SZ berichtete)

Saarbrücken. Familien sind die "Grundeinheit der Gesellschaft", sagt die "Kirchenstiftung Zukunft Evangelisch St. Johann". Deshalb will sie Menschen mit Geschichten über Familien Lust auf ehrenamtliches Engagement machen (die SZ berichtete). Der Historiker Rainer Knauf hat sich im Auftrag der Stiftung auf die Suche gemacht - und ist auf Menschen aus Familien gestoßen, die sich seit Generationen in der Kirchengemeinde und im Stadtteil engagieren.

Geboren in Brebach

Einer dieser Menschen ist Hermann Rüter. Von ihm hat sich seine Tochter Waltraud Lehmann unter anderem diesen Satz gemerkt: "Wenn man nicht von zuhause das Christentum gelernt hat, im Presbyterium lernt man es nicht." Waltraud Lehmann hat Rainer Knauf natürlich viel mehr von ihrem Vater erzählt.

Hermann Rüter wurde 1905 in Brebach geboren. Sein Vater Heinrich (1873-1939) kam 1901 ins Saargebiet, gründete eine Familie und eröffnete in der Mainzer Straße ein Optik- und Uhrmachergeschäft. "Er war ein stolzer, gestandener Handwerker und Protestant aus Westfalen, dem der Glaube viel bedeutete, ebenso die Handwerkerehre - in der Familie wird erzählt, dass er auch mal einen Pfarrer aus dem Geschäft warf, der an der Güte seiner Arbeit zweifelte", schreibt Knauf.

Hermann Rüter würde von seinem protestantischen Umfeld ebenso geprägt wie vom Handwerkerethos seines Vaters. Das Handwerk des Vaters lernten auch er und zwei seiner Brüder. Rüter wurde Meister und trat in die Fußstapfen seines Vaters. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er ein optisches Großhandelsgeschäft in Saarbrücken auf, in das wiederum seine ältesten Kinder (mit seiner Frau Amalie hatte er fünf Kinder) hineinwuchsen, berichtet Knauf.

Der Erfolg seines Unternehmens brachte Rüter die Zeit, in den 50er Jahren damit zu beginnen, sich in der Kirchengemeinde zu engagieren. Er war Mitglied des Presbyterium, engagierte sich ehrenamtlich in Ausschüssen und in der Synode, daneben auch in der Handwerkskammer und der Arbeitsgemeinschaft des saarländischen Handwerks. "Besonders am Herzen lagen ihm die Kindergärten, für deren Belange und Personal er sich aufopferungsvoll, etwa gegenüber dem Kirchenverwaltungsamt, einsetzte", schreibt Knauf. Bis zu seinem Tod 1990 engagierte er sich vor allem für die Kindergärten.

Seine Frau sei zwar "nicht immer glücklich darüber" gewesen, dass ihr Mann wegen seines kirchlichen Engagements "nie zuhause" war. Dennoch war sein Einsatz für die Gemeinde Vorbild für die Familie. Seine Tochter Waltraud Lehmann arbeitete später rund ein Jahrzehnt im Presbyterium und in verschiedenen Ausschüssen, seine Tochter Gudrun Schnabel kümmert sich heute um den Besuchsdienst in der Innenstadt, Enkel Thomas Lehmann ist ebenfalls Presbyter - nicht mehr in St. Johann, sondern im hessischen Hattersheim.

Hintergrund

Die "Kirchenstiftung Zukunft Evangelisch St. Johann" will in einem Buch das Leben und Wirken von Familien dokumentieren, die sich über Generationen hinweg für die evangelische Kirchengemeinde St. Johann und die Stadt Saarbrücken engagieren. "Die Erinnerung daran, was getan worden ist, soll neues ehrenamtliches Engagement wachrufen, neue Impulse für die Gemeinde bringen", erklärt Stiftungsvorstand Wolfgang Falke. Mit alten Geschichten soll also neues Interesse am Gemeindeleben geweckt werden.

Seit gut einem Jahr arbeitet ein Redaktionskreis an dem Buch. 59 Familien stehen bisher auf der Liste. In etwa einem Jahr soll das Buch fertig sein. Das Redaktionsteam ist weiterhin an noch nicht bekannten Familiengeschichten interesssiert.

Kontakt: Rainer Knauf, Tel. (0 68 25) 9 23 48 36, E-Mail: rainerknauf@gmx.de. ols

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