Pogo-Aus im Tanztempel Insolvenzverwalter sagt Party im Gloria ab

St. Johann · Umstrittene Veranstaltung in Saarbrücken mit Blick „auch auf das kritische Datum“ aus dem Programm genommen.

 Aus für große Party am negativ behafteten 20. April im Gloria. Ob es in nächster Zeit überhaupt Veranstaltungen hier gibt, zeigt sich demnächst.

Aus für große Party am negativ behafteten 20. April im Gloria. Ob es in nächster Zeit überhaupt Veranstaltungen hier gibt, zeigt sich demnächst.

Foto: Matthias Zimmermann

Eine Pogo-Party mit lautem Sound und harten Tänzen wird es im Gloria nicht geben. Das hat am Mittwoch Volker Müller auf Anfrage deutlich gemacht. Pikant: Zu diesem Zeitpunkt war dem Völklinger Veranstalter die definitive Absage durch den vorläufigen Insolvenzverwalter, der sich um die Geschicke des offensichtlich in Schieflage geratenen Saarbrücker Tanztempels kümmert, noch gar nicht bekannt. Der junge Organisator, der ungenannt bleiben will: „Das entscheidet sich erst am Donnerstag.“

An diesem Tag kommt der Fachanwalt mit den beiden derzeitigen Geschäftsführern der wohl angeschlagenen Gloria-Stages-GmbH zusammen, die seit einem Jahr die Kultdisco betreibt. Erst nach diesem Treffen sollen Details feststehen, ob und wie es mit der Großraumdiskothek weitergeht, die in den vergangenen Jahren einige Betreiberwechsel erlebt hat. Müller versicherte bereits zum Wochenanfang, die „Fortführungsmöglichkeiten zu prüfen“. „Aber die Pogo-Party findet auf gar keinen Fall statt“, sagte er am Mittwoch. Diese habe er gegenüber den bisherigen Gloria-Chefs schon tags zuvor abgesagt – „auch mit Blick auf das kritische Datum.

Genau dieses sowie die angekündigten Musikstile und Bands sorgen für erhebliche Kritik in einschlägigen Foren des Internets. So sahen Gegner dieser Pogo-Party einen provozierten Zusammenhang mit dem Geburtstag von Adolf Hitler. Sie begründeten dies mit der Ankündigung des Veranstalters, an dem Abend unter anderem Titel von Bands wie Böhse Onkelz und Freiwild zu spielen. Diese werden insbesondere in der linken Szene als Vertreter der neuen Rechten gesehen. Ihre Texte verherrlichten Einstellungen wie nationalistisch ausgeprägtes Heimatgefühl. Insbesondere die aus Südtirol, eine deutschsprachige Region in Norditalien, stammende Formation Freiwild habe sich durch Texte gegen eine Zugehörigkeit zu Italien hervorgetan. Die Gruppen selbst hatten sich in der Vergangenheit mehrfach davon distanziert.

Neben Musik aus der Konserve sollen auch Bands auftreten, darunter die saarländische Formation Brennstoff. Deren Sänger Thomas Enders zeigte sich völlig überrascht, dass er und seine drei Kollegen in die rechte Ecke gestellt würden. „Auf unserem ersten Album haben wir sogar einen Titel gegen Rechts und Links, gegen Extremismus“, sagt der 35-Jährige. Seit sieben Jahren bestehe Brennstoff und trete auf zahlreichen Konzerten und Festivals auf. „Wir haben uns auch schon die Bühne mit Freiwild geteilt“ gab der Blieskastler ohne Umschweife zu. Aber wenn Freiwild auf solch renommierten Festivals wie dem Wacken-Open-Air, auftritt, kann sie keine rechtsextreme Band sein. „Die dürfte dann dort nicht spielen.“

Der Völklinger Veranstalter kann den ganzen Wirbel um seine Pogo-Party ebenso wenig nachvollziehen. Und was das Datum betrifft, sei er sich keiner Schuld bewusst. „Wir haben mit dem Discobetreiber ein freies Datum gesucht, ohne an den Geburtstag irgendeines Österreichers zu denken.“ Nachdem es öffentlich zu Anfeindungen kam, hätten sich die Verantwortlichen zusammengetan, um einen Ausweichtermin zu suchen. Doch aufgrund der für den 20. April gebuchten Bands habe er die Idee wieder verworfen. Zustimmung von Sänger Thomas Enders: „Wir sind bis September ausgebucht.“

Ungeachtet der Absage für Gloria als Party-Ort hält der Veranstalter bereits nach Alternativen Ausschau. Fechinger Festhalle sowie Lager 4 hinter der Saarbrücker Kulturfabrik kämen womöglich infrage.

 Mit Kommentaren machten Gegner der Veranstaltung ihrem Unmut bei Facebook Luft.

Mit Kommentaren machten Gegner der Veranstaltung ihrem Unmut bei Facebook Luft.

Foto: Matthias Zimmermann
 Thomas Enders, Sänger der Saar-Band Brennstoff.

Thomas Enders, Sänger der Saar-Band Brennstoff.

Foto: BSSC

Der Kartenvorverkauf läuft indes über das Internetportal Eventbrite. Das US-amerikanische Unternehmen hat seinen deutschen Sitz in Berlin. Aus Irland meldete sich  Sprecher Sebastian Boppert. Über Eventbrite würden Tickets für Zehntausende von Veranstaltungen vermarktet. Da könne er nicht alle kennen. Bei berechtigten Hinweisen „stoppen wir aber sofort den Verkauf bei uns.“ Bei der Saarbrücker Veranstaltung solle dies jetzt auch geprüft werden.

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