Im Malzeit gab's für gute Nummern was ins Sparschwein

St Johann · Das war was für richtig Mutige: Einfach rauf auf die Bühne und dann zehn Minuten im Bistro Malzeit um die Gunst des Publikums kämpfen. Wer das gut machte, bekam dafür Anerkennung in Euro und Cent.

"Kunst gegen Bares" heißt: Wer sich auf die Bühne traut, hat zehn Minuten Zeit. Für jeden Darbietenden steht ein Sparschwein bereit. Das Publikum bekundet Gefallen, indem es die Sparschweine mit Barem füllt. Kaufmann Oliver Seidel (33) bringt "Kunst gegen Bares" an drei Spielorte ins Land. Im Bistro Malzeit in der Scheidter Straße entstand so am Freitag ein buntes Programm aus Gesungenem und Gesprochenem. Seidel ist Comedy-Fan, im Land gibt es davon zu wenige, findet er. Deshalb will er gerade jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich in diesem Genre zu versuchen.

Er kalauert sich schlüpfrig durch die Moderation. Das Mikro reichend, fragt er den ersten Mutigen: "Klingt jetzt komisch, aber mit Ständer oder ohne?" - mit. Gabriel Peifer verliest einen altlinken Rundumschlag gegen Adenauer, Strauß, Springer. Dann betritt "Herr Guthmann" die Bühne und erzählt, seine Erfolge bei Frauen ließen zu wünschen übrig. Macho oder Softie, was kommt besser an? Beim Rendezvous bringt er "keinen Ton mehr raus. Aber von wegen ,Weicheier', das war alles hart." Studentin Julia Altmaier klagt über "eine Welt, die uns an Bürostühle kettet".

Liebeskummer geht zu Herzen

Ein abgelesener Text, formlos, assoziativ, im Ton etwa so wie Teenager, die ihren Eltern bei Tisch Spießigkeit vorwerfen. Ingrid Habetz schildert selbstironisch ihre Dating-Abenteuer. Feiner beobachtet Sabine Winzer, leise jedoch und in der Kürze kaum wahrnehmbar. "Nachtfalter" fabuliert über "das Wunderbare im Alltäglichen" und "Landschaft als Gemälde und Musik". Baschdi Woll kündigt sich als "niveaumäßigen Tiefpunkt" an, das Lied "Can you feel the love tonight" in mehreren Sprachen und das Google-Übersetzungsprogramm lassen ihn über kulturelle Eigenheiten sinnieren. Fäkal werden die Betrachtungen über die Frage, ob Liebe durch den Magen geht.

Zuletzt betritt ein junger Mann mit Gitarre die Bühne, Marc Eichner verzichtet ganz auf das Mikrofon und schleudert ein selbst komponiertes Liebesendlied in den Raum, so wahrhaftig klingt er, dass das mehrheitlich ebenfalls jugendliche Publikum ergriffen ist. Julia und Mascha geben mit zweistimmigem, melodiösem Gesang und zartem Gitarrenspiel den musikalischen Rahmen.

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