Bruder-Konrad-Haus Hilfe, um das Leben zu meistern

Saarbrücken · Das Bruder-Konrad-Haus in Saarbrücken bietet 60 Obdach- und Wohnungslosen ein Dach über dem Kopf.

Helle und große Einzel- oder Doppelzimmer. Sanitäre Einrichtungen mit Dusche. Eine große Gemeinschaftsküche auf jeder Etage. Und ein großer Balkon. Im neuen Bruder-Konrad-Haus in St. Johann finden 60 obdachlose und wohnungslose Menschen einen Platz. Der Caritas-Verband für Saarbrücken und Umgebung hat das neue Haus im vergangenen September eröffnet. Davor wohnten die Menschen nebenan im Altbau, der zur Zeit saniert wird.

Holger Decker ist 73 Jahre alt. Er wohnt seit 1995 im Bruder-Konrad-Haus und hilft dort den anderen Bewohnern. Zur Zeit teilt sich der 73-Jährige ein Zimmer mit einem jungen Menschen, der alleine nicht zurecht kommt. „Ich helfe ihm und sage ihm, was er zu tun hat und wie er zum Beispiel das Zimmer aufgeräumt hält. Das sind Sachen, die nicht für jeden normal sind und die viele erst wieder lernen müssen“, sagt Decker, der auch einem 80-Jährigen hilft, das Leben besser auf die Reihe zu bekommen.

Morgens, mittags und abends bekommen die Menschen im Bruder-Konrad-Haus frisch zubereitete Mahlzeiten. Wer zwischendurch Hunger hat, der kann sich auf den jeweiligen Etagenküchen etwas zubereiten. Ein Taschengeld gibt es auch pro Monat. „Wer gar kein Geld hat, der bekommt alles umsonst. Wer Rente oder Arbeitslosengeld bezieht, muss einen Teil davon an das Sozialamt abtreten, denn dieses finanziert das Ganze“, sagt Wolfgang Höfner, der seit mehr als 20 Jahren der Leiter des Bruder-Konrad-Hauses ist.

Obwohl die Caritas-Einrichtung in Saarbrücken an vielen Tagen des Jahres voll belegt ist, findet jeder einen Platz zum Schlafen. „Wir schicken gerade im Winter keinen wieder weg, wenn er bei minus Temperaturen einen Platz zum Schlafen sucht. Wir finden immer eine Lösung“, erklärt Höfner, der aber auch sagt, dass die Anzahl der obdachlosen und wohnungslosen Menschen immer größer wird. Arbeitslosigkeit und soziale Isolation seien die Gründe.

Das sieht auch Decker so. „Ich bin schon sehr lange hier und habe die Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten mitbekommen. Es wird immer schlimmer und solche Einrichtungen brauchen wir heute mehr denn je“, sagt der 73-Jährige.

Als Freizeitangebot bekommen die Bewohner Radtouren und Fußball-Training angeboten. Das Bruder-Konrad-Haus nimmt sogar jedes Jahr an den deutschen Fußball-Meisterschaften der Wohnungslosen teil. „Bei uns wohnte sogar mal ein Spieler der deutschen Nationalmannschaft der Wohnungslosen. Der war vor vier Jahren bei der Weltmeisterschaft in Chile dabei“, erzählt Höfner.

Das Bruder-Konrad-Haus ist eine von fünf Einrichtungen in Saarbrücken, die in diesem Jahr von der City-Marketing Saarbrücken GmbH mit der Aktion „Hauptstadt – Bürger helfen!“ unterstützt werden. Bis zum kommenden Montag stehen in verschiedenen Saarbrücker Geschäften Spendendosen, die für diese Aktion gedacht sind (siehe benestehender Text).

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