"Es tut mir einfach Leid, Blumen abzuschneiden"

St. Arnual. Ihre Wohnung dekoriert Anneliese Kraffert grundsätzlich nur mit Kunstblumen. "Es tut mir einfach Leid, Blumen abzuschneiden." Eine Ausnahme macht die 88-Jährige nur für ihren vor zwei Jahren verstorbenen Mann Heinz Kraffert. Ihm bringt sie frische Rosen aus ihrem Garten ans Grab. Vor rund 40 Jahren entdeckte Anneliese Kraffert ihre Liebe zum Gärtnern

St. Arnual. Ihre Wohnung dekoriert Anneliese Kraffert grundsätzlich nur mit Kunstblumen. "Es tut mir einfach Leid, Blumen abzuschneiden." Eine Ausnahme macht die 88-Jährige nur für ihren vor zwei Jahren verstorbenen Mann Heinz Kraffert. Ihm bringt sie frische Rosen aus ihrem Garten ans Grab. Vor rund 40 Jahren entdeckte Anneliese Kraffert ihre Liebe zum Gärtnern. "Ich mache es einfach gerne", sagt die gebürtige Daarlerin, die - von zwei Evakuierungen während des Krieges abgesehen - ihr ganzes Leben im Saarbrücker Stadtteil St. Arnual verbracht hat. Als ihre beiden Söhne - inzwischen 49 und 56 Jahre alt - noch klein waren, hatten Anneliese Kraffert und ihr Mann ein kleines Wasserbecken in der Mitte des hinter ihrem Haus gelegenen Gartens angelegt. "Dort konnten sich die Kinder im Sommer erfrischen", erinnert sich Anneliese Kraffert. Als die Söhne größer waren, wurde das Becken aufgeschüttet und Rasen darüber gesät. Die Gemüserabatten mit Bohnen, Tomaten und Gelbrüben verschwanden und machten Platz für ein sorgfältig angelegtes Blumenbeet. Der große Apfelbaum, den Anneliese Kraffert von ihrem Wohnzimmer aus stets im Blick hat, erlebte all das mit. "Der Baum macht viel Arbeit", sagt Anneliese Kraffert, die zurzeit täglich damit beschäftigt ist, zu Boden gefallene Äpfel aufzulesen. Da sie sich nicht mehr so gut bücken kann, greift sie beim Äpfelaufsammeln zu einem selbst konstruierten Hilfsmittel: "Ich habe mir einen Stock mit einem großen Nagel gemacht, mit dem ich die Äpfel aufpicken kann", verrät Anneliese Kraffert. Ideen muss man eben haben. Und viel Freude an der Natur. Besonders für die Schönheit blühender Pflanzen kann sich Anneliese Kraffert begeistern: An den unermüdlich blühenden Wandelröschen erfreut sie sich ebenso wie an Hängegeranien, Jasmin, Kletterrosen, Bougainvillea, Hibiskus, Fuchsien und Hortensien. Selbst Exotisches gedeiht im gepflegten Reich der Hobbygärtnerin: Neben einem Mandarinenbäumchen nennt sie auch eine Bananenpalme ihr Eigen. Frostempfindlich wie die meisten ihrer grün-bunten Freunde sind, müssen sie zum Überwintern in den Keller. "Da habe ich jemanden, der mir hilft", beruhigt Anneliese Kraffert den Besucher, der sich nur wundern kann über den Elan der freundlichen alten Dame. Denn von einer Hilfe beim Schneiden der Hecken abgesehen hält Anneliese Kraffert ihren Garten ganz allein in Schuss. "Ich jäte Unkraut, schneide Verblühtes ab und gieße meine Blumen." Hat das Gärtnern sie so fit gehalten? "Der Garten und meine Enkelkinder", antwortet die zweifache Großmutter, die sich mittags gern mit einer Tasse Kaffee in ihren Garten setzt. "Der Garten ist für alle da", sagt Anneliese Kraffert, die Nachbarn und Gäste hier gern willkommen heißt. Auch die Rommédamen, mit denen sich die rüstige Seniorin regelmäßig trifft, spielen in der warmen Jahreszeit im Kraffert'schen Garten Karten. "Aber der Sommer ist bald schon wieder vorbei", fürchtet Anneliese Kraffert, wenn sie sich ihre langsam verblühende Blumenpracht so betrachtet. Daher wird sie ihre Maxime auch in den kommenden Wochen befolgen: "Jede freie Minute gehe ich raus!"

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Heute, am 17. Dezember, feiert Anneliese Kraffert (Foto: privat) ihren 90. Geburtstag im Kreise ihrer Familie und vieler Freunde. Anneliese Kraffert wurde als Tochter von Hugo und Margarete Sehn in St. Arnual geboren. Bis zu Ihrer Eheschließung mit dem Jo
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