Dachterrasse wird oft Party-Zone

St Johann · Nur ein paar Schritte und Meter trennen den Alltag drinnen von tollen Begegnungen mit netten Leuten draußen. In der Johannisstraße lieben es zwei Hausgemeinschaften, an der frischen Luft gemeinsam was loszumachen. Nicht nur zur WM.

 Sven Werdehausen (links) und Jan Burkert genießen ihre Terrassen in der Johannisstraße. Foto: Oliver Dietze

Sven Werdehausen (links) und Jan Burkert genießen ihre Terrassen in der Johannisstraße. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Als IT-Systemingenieur Sven Werdehausen (35) 2006 seine Wohnung, Johannisstraße 13 a, im Nauwieser Viertel bezog, hatte das Haus noch keine grüne Dachterrasse. "Aber ein Flachdach im Hinterhof. Nur nutzte das niemand." Eine Zugangstür im Treppenhaus war zwar von Anfang an da. Doch Werdehausen nahm, wenn ihm nach Frischluft zumute war, den kurzen Weg durchs Küchenfenster.

Manchmal kraxelte nicht nur er durchs Fenster, sondern der ganze Freundeskreis, um dort bei Musik und Essen vom Grill den Sommer zu feiern. "Nicht immer zur Freude der Nachbarn von gegenüber", gibt Werdehausen grinsend zu, "eine Grillparty kann schon mal bis nachts gehen."

Vor ein paar Jahren plante der Vermieter, das Fünf-Parteien-Haus mit Balkonen auszustatten, was aber nicht machbar war. "Doch stattdessen entstand hier eine Gemeinschaftsterrasse. Und mein Küchenfenster wurde gegen eine Terrassentür getauscht." Auf dem Teerbelag liegt seitdem, zwischen den Kuppelfenstern der Kunstgalerie im Erdgeschoss, ein Holzboden, gesäumt von Kieselpfaden. Pflanzenkübel mit Kräutern, Tomaten- oder Trompetenbäumchen sprießen neben Töpfen mir Lavendel und Jasmin. In einer Ecke wächst ein Kirschbaum. Auf der anderen Seite thront Werdehausens großer Gasgrill.

"Die Gemeinschaftsterrasse hat das Haus mit den meist jungen Mietern zusammenwachsen lassen. Wir sitzen hier zusammen, grillen manchmal und lassen's uns einfach gut gehen," sagt der 35-Jährige. Vor knapp zwei Jahren bekam er einen neuen Nachbarn im Nebenhaus, den Bankangestellten Jan Burkert (28). Der ärgerte sich nie über die lebhafte Terrasse. Im Gegenteil: "Wir wollten auch so ein Ding", sagt er lachend. Betteln musste Burkert und sein WG-Mitbewohner Niklas Boesen beim Vermieter nicht: "Er fand die Idee super. Der Deal: Er zahlt das Material, 390 Euro für die Holzplatten, und wir bauen den Boden. Nach sechs, sieben Stunden Arbeit hatten auch wir eine Dachterrasse." Seit ein paar Wochen blüht's nun auch auf Burkerts Seite, eine Girlande mit Lampen spendet Licht, wenn's mal wieder spät wird. Die beiden sind heute nicht nur Nachbarn , sondern auch Freunde . Fernab der Hektik, mit Blick übers Nauwieser Viertel, trafen sie sich immer häufiger zum Gespräch und Feierabendbier. "Vermutlich hätten wir uns auch irgendwann mal vor der Haustür befreundet, doch so war's einfacher", sagt Werdehausen.

Obwohl immer noch eine Mauer samt Holzzaun die beiden Häuser trennt, wachsen die Terrassen zur Freude der Mieter mehr und mehr zusammen: "Wir haben wegen der Fußball-WM einen Durchgang gebaut, sodass man von der einen Seite zur anderen wechseln kann. Auf meiner Seite wurde gegrillt, auf Jans Seite war der Fernseher aufgebaut", sagt Werdehausen. Dreimal sahen sie die Spiele der deutschen Nationalmannschaft auf der Dachterrasse. "Wir waren jedes Mal rund 25 Leute: Mieter aus den Häusern, aber auch Freunde ", sagt Burkert. Für jeden, der mitten in der Stadt lebt, "ist so eine riesige Terrasse zum Hinterhof natürlich ein Glücksfall. Es ist ruhig hier, gemütlich und der Sommer einfach noch ein gutes Stückchen besser", sagt Werdehausen.

Manchmal lässt die Sonne eben nicht nur Pflanzen wachsen, sondern auch Freundschaften. Zumindest in der Johannisstraße.

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