„Akt der Geheimhaltung“ oder „Privatsache“?

St Johann · Die Bürgerinitiative „Grüne Schumannstraße“ mobilisiert gegen die Bebauung von Kirchengelände in der Nachbarschaft. Sie hofft auf Hilfe vom Bischof und vom Stadtrat – wohl vergeblich.

Aus Sicht der Bürgerinitiative "Grüne Schumannstraße" gibt es keinen Grund, warum sich etwas ändern sollte. Aber viele Gründe dagegen, einen Teil der Bäume und Sträucher, die zwischen Pfarrhaus St. Michael und Straße wuchern, zu fällen, damit ein Wohnhaus gebaut werden kann. Genau das aber hat der Architekt Markus Kollmann vor (die SZ berichtete). Und die katholische Pfarrei St. Johann ist bereit, ihm das Gelände zu verkaufen.

Gegen einen Neubau mit voraussichtlich 22 Wohnungen und Garagen im Hang spricht aus Sicht der Bürgerinitiative der Naturschutz, die "Luftreinhaltung und das Stadtklima" sowie die Tatsache, dass die Nachbarn niemand nach ihrer Meinung gefragt hat.

In den Bunkern unter dem Hang, den Kollmann bebauen will, gebe es ein "Vorkommen von streng geschützten Fledermäusen", argumentieren die Projektgegner. Die Fläche sei auch Lebensraum für Igel, Zaunkönig, Kleiber, Spechte, Blau- und Kohlmeisen, Nachtigall, Amseln, Rotkehlchen, Spatzen, Buchfinken, Eichelhäher, Stare, Ringel- und Türkentauben. Holze man Bäume ab, werde eine "große biologische Luftreinigungsanlage für das Quartier Schumannstraße unwiderruflich zerstört".

Weil es für das Gelände keinen Bebauungsplan gibt, muss sich "das Bauvorhaben in die nähere Umgebung einfügen". So sieht es das Gesetz vor. Da scheinen sich Gegner und Befürworter einig. "Weil sie unverhältnismäßig groß sind, passen der sehr große Wohnblock und der große Vorbau nicht in die Schumannstraße", sagt die Bürgerinitiative. Der Gestaltungsbeirat der Stadtverwaltung hat dagegen nach SZ-Informationen generell keine Bedenken gegen das, was Kollmann plant.

Der Gestaltungsbeirat, hält die Initiative dagegen, sei kein demokratisch legitimiertes Gremium. Der Bauausschuss des Stadtrates müsse entscheiden. Der sei aber bisher "in einem Akt der Geheimhaltung" übergangen worden - wohl, weil das Baudezernat, wie aus einem Schreiben hervorgeht, der Meinung ist, dass es sich "um ein privates Projekt auf privatem Gelände" handelt.

Das sei so, sagt der Stadtverordnete Lothar Schnitzler, der für die Linken im Bauausschuss sitzt. Dennoch sei "eine öffentliche Nutzung der Fläche höher zu bewerten als eine Bebauung". Er möchte daher , dass vor Erteilung einer Baugenehmigung erst einmal öffentlich darüber diskutiert wird, wie man die Fläche sinnvoll nutzen könne.

Dass der Bauausschuss über das Projekt informiert und die Rechtslage geklärt wird, sei sicher sinnvoll, sagt der CDU-Stadtverordnete Hermann Hoffmann. Er sehe das aber so wie Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer, sagt Hoffmann: Das Verfahren liege laut Baugesetz in den Händen der Stadtverwaltung. "Stadtrat und Bauausschuss sind da raus." Und er habe "den Eindruck, dass Herr Kollmann sehr verantwortungsbewusst mit diesem Ort umgeht". Hoffmann dämpft die Hoffnung der Initiative, dass die Politik eingreifen kann.

Bleibt der Bischof. Auch an ihn hat die Initiative geschrieben. Der Bischof habe allerdings keine Bedenken, teilte der St. Johanner Pfarrer Eugen Vogt am Freitag auf Nachfrage mit. Aus Sicht der Kirche ist der Vertrag mit Architekt Kollmann "rechtskräftig".

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