Sie veredeln weltweit Glasscheiben

St Arnual · Die saarländische Handwerkskammer hat Handwerksbetriebe mit dem saarländischen Förderpreis für innovatives und kreatives Handwerk ausgezeichnet. Wir stellen in einer Serie die Preisträger aus dem Regionalverband vor. Einen der zwei dritten Plätze erhielt die Glasmalerei Frese GmbH aus St. Arnual für die Gestaltung polygonaler Prallscheiben.

 Nina Thomas, Juniorchefin der Glasmalerei Frese in St. Arnual, zeigt eine der polygonalen Prallscheiben, die das Saarbrücker Unternehmen für das Evangelische Landeskirchenamt in München hergestellt hat. Foto: Heiko Lehmann

Nina Thomas, Juniorchefin der Glasmalerei Frese in St. Arnual, zeigt eine der polygonalen Prallscheiben, die das Saarbrücker Unternehmen für das Evangelische Landeskirchenamt in München hergestellt hat. Foto: Heiko Lehmann

Foto: Heiko Lehmann

Was würden die Bayern nur ohne uns Saarländer tun? Das Evangelische Landeskirchenamt in München wurde im vergangenen Jahr neu gebaut. Dabei zieren den Sockel des großen Gebäudes polygonale Formen aus Beton. Im Münchner Fall kleine pyramidenartige Formen, die aus der Außenwand herausragen. Geplant hat das komplette Gebäude das Architektenbüro Wandel Lorch aus Saarbrücken. Und da beim neuen Landeskirchenamt auch bei den Fenstern im Sockelbereich die gleichen polygonalen Vorstellungen entstanden, kam das zweite Saarbrücker Unternehmen ins Spiel - die Glasmalerei Frese, die mit ihrer zu diesem Projekt hergestellten polygonalen Prallscheibe von der Handwerkskammer des Saarlandes mit dem Förderpreis der Sparkassen Finanzgruppe für innovatives und kreatives Handwerk ausgezeichnet wurde.

"Ich wusste von Anfang an, dass wir diese Scheiben realisieren können. Allerdings wusste ich auch, dass es viel Arbeit und viele Experimente erfordern würde", sagt Nina Thomas, Glasveredlerin, Glasermeisterin und Juniorchefin der Glasmalerei Frese. Ein Jahr dauerte die Herstellung von 16 Scheiben. "Wir mussten zuerst die Muster entwerfen, auf denen die Scheiben letztlich verformt wurden. Danach war es ein Experimentieren mit Temperaturen, um die vier Zentimeter hervorragenden Erhebungen in die richtige Form und den richtigen Abstand zu den anderen Formen zu bringen", erklärt die 27-jährige Glasveredlerin den ganzen Prozess in der Kurzform. Zur langen Version würden unter anderem fast unendliche Seiten voller Rechnerei zählen, die eher den Anschein einer Mathematik-Klausur haben, als eine Scheibe als Endprodukt. "Da die Scheiben auf Fußgängerhöhe speziell eingeklebt wurden, mussten sie vorher einen Belastungstest von 400 Kilo bestehen. Letztlich hat alles geklappt, und wir waren mächtig Stolz", sagt Nina Thomas.

Mit viereinhalb Angestellten und einer Aushilfskraft ist die Glasmalerei Frese deutschlandweit und im Ausland unterwegs und gestaltet Gläser in öffentlichen Gebäuden, Kirchen und bei Privatpersonen. "Wir haben schon für einen deutschen Unternehmer in Dubai Fenster im Jugendstil hergestellt, der die in sein Privathaus einbauen ließ. Diese speziellen Gläser herzustellen macht unglaublichen Spaß", erzählt die 27-Jährige. Aktuell arbeitet die mehr als 110 Jahre alte Glasmalerei aus St. Arnual an einer besonderen Glasverflechtung für eine Synagoge in Bayreuth. "Es gibt in ganz Deutschland vielleicht noch fünf oder sechs Unternehmen, die diese aufwendigen Arbeiten professionell ausführen. Wir sind eins davon, und darauf sind wir auch ein bisschen stolz", sagt die 27-jährige Juniorchefin der Glasmalerei Frese.

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