Flüchtlingsheim steht zum Verkauf

St. Arnual · In der Koßmannstraße 48-52 residierte einst die Berufsgenossenschaft Metall Nord Süd. Die zog aus. Der neue Eigentümer hat das Haus umgebaut. Die Stadt hat es gemietet. Seit Juli wohnen dort 56 Flüchtlinge.

 Das Flüchtlingsheim in der Koßmannstraße 48-52. Foto: Becker&Bredel

Das Flüchtlingsheim in der Koßmannstraße 48-52. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Drei Millionen Euro soll es kosten plus Provision - das Flüchtlingsheim in der Koßmannstraße 48-52. So stand es zumindest in einer Immobilienanzeige der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 14. August. Da hieß es außerdem: "Saarland, Top Investment, Flüchtlingswohnheim, Mietvertrag bis 2026 mit der Stadt." Als Ansprechpartner fungiert eine Immobiliengesellschaft mit Sitz außerhalb des Saarlandes.

In der Koßmannstraße 48-52 waren einst die Büros der Berufsgenossenschaft Metall Nord Süd. Im März erklärte Bürgermeister Ralf Latz bei einem Info-Abend in der Scharnhorsthalle vor rund 200 Zuhörern, dass die Stadt in der Koßmannstraße wahrscheinlich insgesamt 120 Flüchtlinge - sowohl Familien als auch 60 alleinstehende Männer unterbringen will. 80 Prozent dieser Flüchtlinge kämen aus Syrien. Latz kündigte damals auch an, die Koßmannstraße 48-52 werde so umgestaltet, dass Saarbrücken das Gebäude als Studentenwohnheim nutzen könnte - falls je keine Flüchtlinge mehr kämen.

Inzwischen ist das Haus umgebaut, isoliert und entspricht den Brandschutzvorschriften. Die Stadt versichert: Das besorgte der Eigentümer. Jetzt sind nach Angaben der Stadt auf jedem Stock mehrere Zimmer, in denen jeweils zwischen zwei und vier Personen wohnen können. Dazu gibt's Gemeinschaftsbäder, -toiletten, -küchen und Gemeinschaftsaufenthaltsräume.

Seit Juni hat die Stadt das Gebäude gemietet. Nach SZ-Informationen für 193 671 Euro pro Jahr. Das sind pro Monat 16 139 Euro. Der Bereich der Flüchtlingsunterkunft hat rund 2100 Quadratmeter. Die Stadt bezahlt in der Koßmannstraße also pro Quadratmeter 7,68 Euro Miete.

Anfang Juli sind die ersten 56 Flüchtlinge eingezogen, fast alles alleinstehende Männer, um die 30 Jahre alt, einige sind miteinander verwandt. 90 Prozent sind Syrer. Die meisten sind bereits als Asylberechtigte anerkannt - und wohnten vorher in der alten Montessori-Schule in Schafbrücke. Zwei Damen der Stadtverwaltung sind abwechselnd täglich während der normalen Dienstzeit im Haus.

Weitere 64 Flüchtlinge könnten noch Platz finden. Zurzeit bezahlt die Stadt in der Koßmannstraße also pro Monat 16 139 Euro Miete für 56 Personen und - vor allem - dafür, dass sie auf die Ankunft weiterer Flüchtlinge oder auf deren Rückkehr ins Saarland (vergleiche Artikel Saarseite B 1) gut vorbereitet ist. Wenn die Stadt für Asylbewerber oder andere Hilfebedürftige Wohnraum mietet, muss sie sich an Raum- und Mietobergrenzen halten. Für eine Einzelperson in einer Gemeinschaftsunterkunft bezahlt die öffentliche Hand maximal 245 Euro Miete (plus Nebenkosten) im Monat. In der Flüchtlingsunterkunft in der Koßmannstraße sollen am Ende 120 Menschen wohnen. Wären alle diese Menschen alleinstehend, dann dürfte die Stadt für alle zusammen pro Monat 29 400 Euro (pro Jahr 352 800 Euro) Miete vorschießen. Die Stadt liegt also mit ihrer Miete (pro Monat 16 139 Euro, pro Jahr 193 671 Euro) weit unter dem, was sie mit leichter Hand hätte ausgeben können - weil sie es ersetzt bekäme. Wenn nämlich die Stadt Geld ausgibt, um Wohnraum für Asylbewerber zu mieten (oder um städtische Sammelunterkünfte zu unterhalten) - dann bekommt sie dieses Geld vom Regionalverband (RV) zurück. Und der holt sich's beim Land. Asylberechtigte bekommen Hartz-IV - ihre Mietkosten ersetzt das Jobcenter, also der Bund.

Nun hat der Eigentümer beschlossen, das Gebäude zu verkaufen. Dabei dient der Mietvertrag mit der Stadt als Verkaufsargument. Das ist üblich.

Auf SZ-Anfrage erklärte Bürgermeister Ralf Latz : "Es ist uns bekannt, dass der Eigentümer das Gebäude im Internet zum Verkauf angeboten hat. Dies hat er uns in einem Gespräch mitgeteilt. Grundsätzlich ist der Verkauf einer privaten Immobilie nicht zu verhindern. Die Konditionen, zu denen wir das Gebäude angemietet haben, bleiben von einem Verkauf unberührt. Die Nutzungsmöglichkeiten für die Stadt sind also rechtlich abgesichert."

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