Gemeinwesenprojekt ist wichtiger Ansprechpartner für Einheimische und Flüchtlinge „Familien vertrauen uns seit Generationen“

St. Arnual · Gemeinwesenprojekt in St. Arnual setzt sich für bedürftige Familien, arme Rentner und Flüchtlinge auf dem Wackenberg ein.

 Frauen, die schon lange auf dem Wackenberg leben, und Einwanderinnen treffen sich gerne bei der Pädsak.

Frauen, die schon lange auf dem Wackenberg leben, und Einwanderinnen treffen sich gerne bei der Pädsak.

Foto: Bert Romann/PÄDSAK

Hohe Arbeitslosigkeit, dazu eine große Kinder- und Altersarmut: Die sozialen Probleme ballen sich auf dem Wackenberg in St. Arnual. Gut, dass es die Pädagogisch-Soziale Aktionsgemeinschaft (Pädsak) gibt, die sich vom Kleinkind bis zum Senior um die Menschen kümmert. „Die Familien kommen schon in der dritten Generation. Sie vertrauen uns“, sagt Vorstandsmitglied Reinhard Schmid. Wie groß die Probleme sind, verdeutlichen diese Zahlen: Mehr als jedes zweite Kind oder jeder zweite Jugendliche bis 14 Jahren auf dem Wackenberg sind nach seinen Worten von Kinderarmut bedroht. 37 Prozent der Bewohner bekommen Hartz IV, berichtet Schmid. Nicht zu vergessen die Senioren, die im Alter auf Grundsicherung angewiesen sind. Das gehe ganz schnell, wenn zum Beispiel Frauen nicht durchgehend gearbeitet haben und nur eine kleine Rente bekommen, die zum leben nicht reicht, erklärt Vorstandskollege Armin Kuphal.

Als ob das nicht schon genug Probleme wären, befürchtet Schmid eine wachsende Verdrängung der Menschen aus ihrem Heimatstadtteil. Schuld daran ist seiner Ansicht nach die „Unangemessenheitsgrenze“ des Regionalverbandes. Der hat Werte festgelegt, wie viel eine Wohnung kosten darf. Schmid glaubt, dass diese Grenze für die Bruttokaltmiete zu niedrig ist und Hartz-IV-Empfänger ausziehen müssen, weil sie zu diesem Preis sogar Schwierigkeiten haben, eine Sozialwohnung der Siedlungsgesellschaft zu bekommen, ohne draufzahlen zu müssen. Der „Siedlung“ gehören 736 Wohnungen auf dem Wackenberg, sagt Schmid.

Nach der aktuellen Tabelle des Regionalverbandes darf eine Wohnung für eine Person in Saarbrücken höchstens 370 Euro kosten, für einen Vier-Personenhaushalt sind es 601 Euro. In diesem Betrag seien alle Kosten enthalten außer Heizung, Warmwasser und Strom, teilt der Regionalverband mit. „Die Ausweisung der Bruttokaltmiete ist vom Bundessozialgericht vorgeschrieben“, sagt Sprecher Lars Weber.  Jeder Einzelfall werde geprüft. Der häufigste Grund für einen Umzug ist, wenn Familienmitglieder ausziehen. „Denn dadurch reduziert sich die Größe des angemessenen Wohnraums“, erklärt Weber. Das Problem seien nicht die Richtwerte des Regionalverbandes, es fehle vor allem bezahlbarer Wohnraum. Die Siedlungsgesellschaft plädiert dagegen dafür, die reine Kaltmiete als Berechnung heranzuziehen. Schmid erklärt, er rate den Menschen oft ab, vom Regelsatz für Hartz-IV-Empfänger auch noch Geld für eine Wohnung abzuzweigen, wenn die aus Sicht des Jobcenters nicht mehr „angemessen“ ist. Sie hätten so schon wenig für den Lebensunterhalt. Deshalb herrscht auch immer großer Andrang bei „Kaffee, Klatsch und Krempel“, wo sich die Menschen mit Kleidung und Haushaltsgeräten gegen eine kleine Spende eindecken können, berichtet Schmid.

Die Pädsak ist schon seit 47 Jahren für die Menschen auf dem Wackenberg da. Sie berät zum Beispiel bei Problemen mit dem Jobcenter und bietet auch ein Mittagessen und eine Schülerhilfe an. 24 Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen machen in verschiedenen Räumen ihre Hausaufgaben unter Aufsicht. Gleich daneben gibt es einen Raum für die „Frühe Bildung“ von Kleinkindern. Hier hören sich die Mitarbeiter auch die Sorgen der Eltern an. Das Ziel der Pädsak formuliert Armin Kuphal so: „Wir versuchen, die Weitergabe der Armut zu verhindern.“

2015 war die Ankunft von 130 Flüchtlingen eine große Herausforderung. Unter dem Motto „Um die Flüchtlinge kümmern, die Wackenberger aber nicht vernachlässigen“ sei es gelungen, dass beide Seiten friedlich zusammenleben. Anfangs habe es Befürchtungen gegeben, dass Flüchtlinge alles kriegen, sagt Vorstandskollegin Eva Jung-Neumann. Doch durch gemeinsame Veranstaltungen seien sich beide Seiten nähergekommen. Sie verhehlt aber nicht, dass es auch Probleme gibt, zum Beispiel mit der Einstellung von Flüchtlingen gegenüber Frauen. Und sie fordert mehr Geld für die Integration. Ob das von Bund oder Land kommt, sei egal. Hauptsache, alle „Wackenberger“ profitieren davon.

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