Entscheidung zu Gunsten der Gastronomie

Saarbrücken. Er ist seit Jahren ein Daueraufreger im Almet: der Verkehr durch das Naherholungsgebiet in St. Arnual. Auf der einen Seite stehen einige Spaziergänger und Schrebergartenbesitzer. Die schimpfen, es würden zu viele Autos die Wege benutzen, um ins Industriegebiet Süd und nach Spichern zu gelangen

Spaziergänger stören sich an Autos im Almet in St. Arnual. Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. Er ist seit Jahren ein Daueraufreger im Almet: der Verkehr durch das Naherholungsgebiet in St. Arnual. Auf der einen Seite stehen einige Spaziergänger und Schrebergartenbesitzer. Die schimpfen, es würden zu viele Autos die Wege benutzen, um ins Industriegebiet Süd und nach Spichern zu gelangen. Auf der anderen Seite stehen die Gastronomen der Gegend, die freie Fahrt für ihre Gäste fordern.Carmen Weidig wohnt nahe des Tabaksweihers und nutzt das Almet fürs Nordic Walking. Sie nerven die Autos: Im Almet herrsche mehr Verkehr als auf einer gut befahrenden Landstraße, beschwerte sie sich bereits vor einem Jahr bei der Saarbrücker Zeitung und forderte eine Durchfahrtssperre.

Die Stadt kündigte damals an, sich um das Problem zu kümmern. "Bis zum heutigen Tag ist nichts geschehen, und der Verkehr wächst und wächst", beschwert sich Weidig jetzt erneut. Dabei sei im Oktober 2009 von der Stadt amtlich bekannt gemacht worden, dass am Erbeldinger Hof eine Betonsperre errichtet werde.

Mit ihrer Forderung nach einer Schranke legt sich Carmen Weidig mit den ortsansässigen Gastronomen an. Für diese wäre es das "Aus", wenn solch eine Sperre kommen würde, sagt Helmut Schuld. Er ist Wirt in der Waldblickschenke und Verpächter des Erbeldinger Hofs.

Im Naherholungsgebiet gibt es neben diesen beiden Lokalen noch das Flammkuchenhaus und den Weyrichhof. "Wir haben im Gegensatz zu anderen Restaurants in Saarbrücken keinen Durchgangsverkehr. Zu uns kommen die Leute nur gezielt", sagt Schuld. Klar komme es vor, dass der ein oder andere das Almet als Schleichweg nutze. Die Straßen seien jedoch so holprig, dass man sich eher das Auto kaputtmacht, wenn man hier unterwegs sei. Daher eigne sich der Weg nicht als Abkürzung, sagt der Wirt. Nach der Ankündigung der Stadt, eine Betonsperre zu bauen, beschwerten sich die Wirte im Almet. Schließlich kämen die Gäste aus beiden Richtungen.

Vier Stunden Autos gezählt

Um überhaupt einschätzen zu können, wie viele Autos im Almet unterwegs sind, hat die Stadt daraufhin an einem Wochentag im April über vier Stunden Autos gezählt, sagt Stadtsprecher Thomas Blug. Das Ergebnis: Zwischen elf und 15 Uhr waren 153 Fahrzeuge im Almet unterwegs. "Lediglich 30 Fahrzeuge davon waren Durchgangsverkehr", sagt Blug. Weil es zudem keine merkliche Steigerung des Verkehrsstromes zwischen 13 und 15 Uhr gab, könne auch nicht davon ausgegangen werden, dass die Strecke als Umgehungsstraße aus dem Gewerbegebiet Süd genutzt wird. Über 80 Prozent der Fahrzeuge, die im Naherholungsgebiet unterwegs sind, seien nach Einschätzung der Stadt "Anliegerverkehr zu Gastronomie und den Kleingärten". Am Wochenende könnte dieser Anteil sogar noch höher sein, sagt Blug.

Zu unmöglichen Zeiten seien die Autos gezählt worden, schimpft Carmen Weidig. Bereits morgens gegen sechs würden die Autos in Richtung Industriegebiet fahren. Und die Franzosen und die in Spichern lebenden Deutschen nutzen das Almet aus reiner Bequemlichkeit, um zum Globus zu fahren.

Die Stadt hat angesichts des Problems eine Interessenabwägung zugunsten der Gastronomen gemacht, heißt es im Rathaus. Wegen des geringen Durchgangsverkehrs und der Beschränkungen für landwirtschaftliche und gastronomische Betriebe werde keine Sperre gebaut, sagt Blug. Stattdessen soll auf der Strecke die Geschwindigkeit kontrolliert werden. Das solle "die Attraktivität für den illegalen Durchgangsverkehr minimieren".