Die grüne Oase am Rande der Stadt

St. Arnual · Die Pläne der Verwaltung, das Industriegebiet Süd auf ein Stück des Almets auszuweiten, sehen viele Saarbrücker kritisch. Zum Beispiel die Kleingärtner. Sie befürchten ein Ende der Urlaubsstimmung.

 In der Kleingartenanlage im Almet in St. Arnual: Gabriele Dal Col mit Hündin Luna in ihrem Garten. Hinten von links: Hans-Dieter Hartmann, Ralf Bläse und Paul Nagel. Foto: Iris Maurer

In der Kleingartenanlage im Almet in St. Arnual: Gabriele Dal Col mit Hündin Luna in ihrem Garten. Hinten von links: Hans-Dieter Hartmann, Ralf Bläse und Paul Nagel. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Es ist gut, dass einem hier nicht jeder Komfort zur Verfügung steht", sagt Hans-Dieter Hartmann und hievt eine volle Gießkanne aus der Regentonne unter dem Dach seines Gartenhäuschens. Hartmann ist Vorsitzender der Gartenfreunde St. Arnual , die sich am Rande der Stadt einen Rückzugsort geschaffen haben, an dem Langsamkeit und Verzicht zur Kleingarten-Philosophie erklärt wurden.

Wasser aus der Regentonne

Und der sparsame Umgang in der "grünen Oase" - wie Hartmann das Vereinsgelände nennt - mit den natürlichen Ressourcen: Wasser zum Beispiel gebe es auf dem Gelände zwar auch aus der Leitung, aber den größten Teil nähmen die Pächter der Grundstücke aus ihren Regentonnen, die bis zu 1000 Liter fassen, erzählt Hartmann. "Ich hatte dadurch im ganzen letzten Jahr eine Wasserrechnung von zehn Euro", ergänzt Kleingärtner Paul Nagel stolz. "Wir sind hier allgemein sehr sparsam", fügt Hartmann hinzu. An die Kanalisation ist der Platz mit den 84 Parzellen nicht angeschlossen. Toiletten hat jeder auf seinem Grundstück. "Das sind entweder Campingtoiletten, die zu Hause geleert werden oder Torftoiletten, in denen alles versickert", erklärt Hartmann. Im Gegensatz zu anderen gibt es in der größten Saarbrücker Kleingartenanlage auch keinen elektrischen Strom. Viele Bewohner helfen sich mit ein paar Solarzellen auf dem Dach aus, zum Kaffeekochen oder um ein paar Löcher mit der Bohrmaschine zu bohren. "Wenn wir an die Stromversorgung angeschlossen wären, kämen die Leute bald mit Waschmaschine, Bügeleisen und Fernseher hierher. "Es geht hier um Ruhe und Erholung", unterstreicht Kleingärtner Ralf Bläse. "Hören Sie mal!", regt er an und formt die rechte Hand hinter dem Ohr zu einem Schalltrichter. Und tatsächlich: Stille - keine Autos, keine Saarbahn, keine Musik. "Hier ist es so idyllisch, das ist wie Urlaub", sagt Hartmann.

Bevor die Anlage 1994 unter Hartmanns Leitung eingeweiht wurde, war hier statt der heutigen Wiesen, Pflanzen und Gartenhäuschen ein Abladeplatz der Stadt. "Mein Nachbar hat in seinem Garten als Überbleibsel sogar noch einen Motor ausgegraben", erzählt Bläse.

Rund 400 Quadratmeter umfasst jeder Garten. 20 Prozent der Fläche müssen Nutzgarten sein. Für ihr Hobby müssen sie inklusive Pacht und sämtlicher Kosten mit 130 Euro jährlich rechnen. Und die Gärten sind begehrt. Zwölf Personen stehen derzeit auf der Warteliste. "Aber wer einmal einen Garten hat, gibt ihn so schnell nicht wieder her", meint Bläse.

Geht es so idyllisch weiter? Die Verwaltung lässt derzeit prüfen, das Industriegebiet in der Umgebung bis in die Nachbarschaft der Kleingärtner auszuweiten. Hans-Dieter Hartmann und die anderen Vorstandsmitglieder hoffen, dass es dazu nicht kommen wird. "Sonst wäre es vorbei mit unserer grünen Oase", sagt er.

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