Besonders intelligente Wildschweine?

St Arnual · Dass Wildschweine auf Friedhöfen wüten, liege auch daran, dass die Stadt beim Friedhofspersonal spart, sagen Menschen, die Gräber ihrer Angehörigen pflegen. Die Stadtverwaltung sieht das anders.

 Wildschweine können sehr sympathisch wirken, für viele Menschen sind sie ein Ärgernis, wenn sie den Wald verlassen. Symbolfoto: Uli Deck/dpa

Wildschweine können sehr sympathisch wirken, für viele Menschen sind sie ein Ärgernis, wenn sie den Wald verlassen. Symbolfoto: Uli Deck/dpa

Christa von Koenigsmarck hat nichts gegen Wildschweine - jedenfalls nichts, was hilft. Zumindest kann sie selbst nichts tun gegen die Schwarzkittel, die seit Mitte September wieder auf dem St. Arnualer Friedhof wüten. Den Friedhof, auf dem ihr Mann begraben liegt, und alle anderen Friedhöfe vor solch ungebetenem tierischen Besuch zu schützen, sei eh Aufgabe der Stadtverwaltung, sagt sie. Eine Aufgabe, mit der die Stadt stellenweise überfordert sei, meint nicht nur Christa von Koenigsmarck. Immer wieder beschweren sich Menschen, die zum Grab ihrer Angehörigen gehen, über den Zustand von städtischen Friedhöfen.

Das Wildschweinproblem müsste keines sein, findet Christa von Koenigsmarck. Es werde den Tieren "recht leicht gemacht". Zäune seien "oft nur notdürftig geflickt". Entlang solcher Zäune "finden die Wildschweine deshalb immer ein neues erweiterbares Loch, um auf den Friedhof zu kommen", sagt sie.

Außerdem bieten Knöterich, Brombeeren und mit sonstigem Grün zugewachsene Flächen innerhalb des Friedhofes den Wildschweinen "idealen Unterschlupf", erklärt Christa von Koenigsmarck. Die Tiere können so auf dem Friedhof recht unbemerkt leben. Dass die Verwaltung also darum bitte, die Tore wegen der Wildschweine zu schließen, sei nur bedingt hilfreich.

Denn die Wildschweine seien da, auch wenn die Tore geschlossen sind. Dafür könne es ja in der Logik der Stadtverwaltung nur eine Erklärung geben: "Dann müssen dies besonders intelligente Wildschweine sein, die beim Verlassen die Tore schließen."

Was auch schwierig sei, denn an den Toren fehle seit mehr als zehn Jahren die Rückhalteeinrichtung - "auf Saarländisch auch Faulenzer genannt", sagt von Koenigsmarck.

Früher seien alle Friedhöfe nachts zugesperrt gewesen, erinnert sich von Koenigsmarck - wie heute noch in St. Johann. Ein Problem sei auch, dass beim Personal, das die Friedhöfe pflegt, gespart worden sei. "Der allgemeine Pflegezustand, ungepflegte Pflanzstreifen und dadurch von hinten überwachsene Grabreihen zeugen von dem Missstand", kritisiert sie.

Stadtpressesprecher Thomas Blug bekräftigt auf SZ-Anfrage: "Vermutlich sind sie durch ein geöffnetes Eingangstor auf den Friedhof gelangt." Der Zaun sei "in diesem Bereich bereits mit Stahlgeflechtmatten verstärkt" worden. 150 Meter Stahlmatten seien am unteren Teil des Zaunes als Verstärkung angebracht worden. Den Wildbewuchs entlang des Zaunes habe die Stadt "beseitigt, ebenso eventuelle Versteckmöglichkeiten für die Wildschweine".

Bezüglich der "Faulenzer" an den Toren habe die Stadtverwaltung "inzwischen eine Firma beauftragt, diese zeitnah zu montieren", sagt Blug.

 Dieses Schild hängt seit einiger Zeit am Tor des Friedhofs St. Arnual. Foto: Becker&Bredel

Dieses Schild hängt seit einiger Zeit am Tor des Friedhofs St. Arnual. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Absperren könne man den Friedhof St. Arnual über Nacht nicht. "Aus Kostengründen" sperre die städtische Friedhofsverwaltung seit Jahren einen Großteil der Saarbrücker Friedhöfe abends nicht mehr ab. Das sei nur noch auf einigen Friedhöfen möglich. Thomas Blug nennt da den Hauptfriedhof, den Friedhof St. Johann und den Waldfriedhof in Burbach.

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