Kurze Aktion der Klima-Aktivisten „Letzte Generation“ blockiert Verkehr an der Malstatter Brücke – Polizei und zwei Zivilisten greifen ein (mit Fotos)

Update | Saarbrücken · In Saarbrücken hat am Morgen erstmals eine Aktion der Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ stattgefunden. Drei Aktivisten blockierten für kurze Zeit den Verkehr an der Malstatter Brücke. Die Aktivisten kündigten weitere Aktionen im Saarland an.

Klima-Aktivisten der “Letzten Generation“ blockieren Straße in Saarbrücken
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Klima-Aktivisten der “Letzten Generation“ blockieren Straße in Saarbrücken

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Foto: Aline Pabst

Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ haben heute Morgen für kurze Zeit den Verkehr an der Malstatter Brücke in Saarbrücken blockiert. Das meldeten die Klima-Aktivisten selber per Pressemitteilung. Auch die Polizei bestätigte den Einsatz. Die Blockade von drei Aktivisten ist der erste Protest der „Letzten Generation“ im Saarland.

Polizei verhindert größeren Protest

Die Aktivisten besetzten zunächst gegen 8.08 Uhr den Fußgängerüberweg an der Ampel Ausfahrt Malstatter Brücke und entrollten Banner. Wie die Polizei mitteilte, erreichte sie ein Alarm über den Protest um 8.11 Uhr. Beim Eintreffen der Beamten an der A 620 versuchte sich ein Aktivist, sich mit Sekundenkleber an die Fahrbahn zu kleben, wurde von einem Beamten allerdings daran gehindert. Die Hand eines weiteren Aktivisten konnte ohne Probleme vom Asphalt gelöst werden – laut Auskunft der „Letzten Generation“ war der Kleber, vermutlich aufgrund der Wetterbedingungen, noch nicht ganz ausgehärtet.

Ebenfalls vor Ort, aber nicht an der Blockade beteiligt, war Raúl Semmler. Der 38-jährige Sänger und Schauspieler (er spielte unter anderem eine Rolle in "Die Päpstin" und im Udo-Lindenberg-Musical "Hintern Horizont") engagiert sich seit einiger Zeit als Klima-Aktivist und ist Sprecher der Letzten Generation Mannheim. “Ich bin der Meinung, dass es sehr wichtig ist, jetzt zivilen Widerstand zu leisten“, erklärte er. „Die Bundesregierung hat in diesem Jahr, in dem wir Protest leisten gezeigt, dass sie noch nicht mal fähig ist, einfachste Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen wie ein Tempolimit von 100 km/h auf deutschen Autobahnen und einem 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr.“

Natürlich sei es ärgerlich, wenn die Autofahrer durch die Proteste in ihrem Alltag unterbrochen werden. „Aber noch viel ärgerlicher ist es, wenn wir uns anschauen, was für Überflutungen wie vorletztes Jahr im Ahrtal stattfanden und was weiter auf uns zukommt. Es gab zehntausende Hitzetote dieses Jahr in Europa. Das ist noch viel schrecklicher, als mal kurz im Stau zu stehen.“

Aktivisten wurden von Beamten und Zivilisten weggezogen

Gegenüber der SZ teilte die Polizei mit, dass die Aktivisten die Strecke freiwillig wieder geräumt hätten. Vor Ort bot sich unserer Reporterin allerdings ein anderes Bild: Die Aktivisten wurden teils von Beamten, teils aber auch von anderen Verkehrsteilnehmern zur Seite geschleift und getragen. Raúl Semmler findet es „sehr bedenklich, dass die Polizei spontan neue Hilfspolizist:innen mit dazu nimmt oder Bürger:innen einfach Leute von der Straße wegtragen lässt, obwohl es ihr gutes Recht ist, zu demonstrieren.“

Der Einsatz, bei dem rund zehn Beamte vor Ort waren, war nach rund zehn Minuten beendet. Die Aktivisten, die an der Blockade beteiligt waren, wurden vor Ort belehrt und bekamen Platzverweise ausgesprochen. Derzeit würden Ermittlungen gegen sie laufen.

Ein Aktivist war zur Blockade aus Stuttgart gekommen, die beiden anderen Aktivisten stammten nach Auskunft der Letzten Generation aus dem Saarland. Beide seien in der Musikbranche tätig. „Wenn mich meine Kinder in 20 Jahren fragen, was ich in der entscheidenden Zeit für sie und unser Klima getan habe, möchte ich Ihnen dabei in die Augen sehen können“, erklärte die 37-jährige Sarah Wiederhold die Beweggründe für ihren Protest. „Ziviler, friedlicher Widerstand gegen die aktuelle Klimapolitik ist zwingend notwendig und legitim – um die Sicherung unserer Lebensgrundlagen einzufordern und dem Druck der Autoindustrie und der fossilen Konzerne auf die Politik entgegenzutreten.“ Sie hoffe, dass sie mit ihrem Engagement „viele weitere Menschen wachrütteln und motivieren kann, unseren Protest zu unterstützen“.

Anton Richter (31) tue es „für die Menschen auf der Straße leid, die ich für einige Minuten in ihrem Alltag unterbreche“. Er protestiere dennoch, um die Bundesregierung auf ihr „völkerrechts- und grundgesetzwidriges Verhalten aufmerksam zu machen“. Auf keine andere Protestform habe die Bundesregierung bisher adäquat reagiert. “Sie ignoriert weiter jeden Tag die enorme Ungerechtigkeit, auf die wir hinweisen. Und bricht wieder und wieder das Grundgesetz.“

Wie die Letzte Generation mitteilte, sei das voraussichtlich nicht die letzte Aktion dieser Art im Saarland gewesen. Sie fordern unter anderem „die Einberufung eines Gesellschaftsrates, der durch die Erarbeitung von mehrheitsfähigen Maßnahmen dabei hilft, Deutschland aus der aktuellen tiefen gesellschaftlichen Krise herauszuführen“.

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