Engagement an Kindergärten und Grundschulen Leseförderung mit Herz

Saarbrücken · Ellen Lischewski lebt seit 2003 im Saarland und arbeitet an Kindergärten und Grundschulen in der Leseförderung.

Kinder sind kritisch. Das weiß Ellen Lischewski aus eigener Erfahrung ganz genau. Sie ist freiberufliche Lese-Animateurin – zumindest bis Ende des Jahres. Denn dann muss die bald 64-Jährige mit ihrer Arbeit, die sie derzeit an Grundschulen und Kindergärten im gesamten Saarland führt, zu einem großen Teil zurückstecken. Deswegen sucht sie einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin, der oder die vor allem über zwei Merkmale verfügen müssen: „Man muss es mit Herz machen und auch Kinder lieben.“

Das Herzblut kann man der Frau mit den kurzen, roten Haaren definitiv nicht absprechen. Seit sie 2003 aus ihrer Heimat Chemnitz der Liebe wegen ins Saarland kam, half sie dabei, die Leseförderung im Saarland mit aufzubauen. Dank ihres Studiums des Bibliothekswesens in Leipzig und Dresden und der Betreuung von mehreren Bibliotheken, noch zu DDR-Zeiten, gelang es ihr recht schnell, eine Arbeit beim saarländischen Kultusministerium zu bekommen. 2006 wurde das Staatliche Büchereiamt dann geschlossen und sie erlebte einen weiteren Bruch in ihrem Leben. Sie überlegte, wie es weitergehen könnte und entschloss sich zum Schritt in die Selbstständigkeit.

Sie möchte mit den Kindern „das jeweilige Buch erkunden“, wie sie sagt. Das heißt, dass sie sich mit den jungen Lesern zu Schattenspielen inspirieren lässt oder die Handlung verklanglicht wird. Vorgelesen wird übrigens nur ein Teil des Buches, damit die Kinder sich den Rest vorstellen können. Wobei sie eine Tendenz feststellt, die sie keinesfalls gutheißt: „Es gibt viele Kinder, die keine Fantasie mehr haben.“ Hier sieht sie die Eltern in der Pflicht, ihre Rolle als Vorbild auszufüllen. Denn die Leseförderung bringe nicht nur Spaß in der Kindheit, sondern könne auch später handfeste Erfolge vorweisen: „Wer liest, kann bessere Sätze bilden und hat später bessere Chancen, beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt.“

Wenn Ellen Lischewski ab Anfang 2020 kürzertreten muss, wird sie statt im ganzen Saarland vermutlich nur noch in wenigen Einrichtungen zu finden sein: in den sieben Kindertagesstätten in Malstatt. Übrigens könne sie wegen einer gesonderten Regelung ab 2021 wieder komplett von ihrer Selbstständigkeit leben; bis dahin wird ihr Verdienst auf die Rentenbezüge angerechnet. Hier sieht sie das Kultusministerium, mit dem sie trotz Selbstständigkeit noch eng zusammengearbeitet hat, in der Pflicht. Doch trotz aller verbalen Bekundungen – nicht nur aus dem Saarland – dass Bildung immens wichtig sei, könne erstens keine feste Stelle geschaffen werden. Und zweitens würde sie sich mehr Unterstützung bei der Suche nach einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers wünschen. Denn obgleich der Eintritt in den Ruhestand vom Alter her ja abzusehen ist, habe es den Anschein gemacht, dass sich das Ministerium einfach darauf verlassen habe, dass sich ein Nachfolger finden wird.

Wie auch immer: Die derzeit auf dem Winterberg residierende Bald-Ruheständlerin wird wohl nach dem Jahr Zwangspause ihre Selbstständigkeit nicht wieder in Vollzeit ausüben. Denn neben dem Lesen gehört auch das Reisen zur Leidenschaft von Ellen Lischewski. So schenkte sie sich zum 60. Geburtstag einen Trip zum Nordkap mit dreiwöchiger Rundreise durch Skandinavien. Ihr großer Wunsch ist es aber, nach Neuseeland zu reisen. Bis es soweit ist, ist sie aber auch gerne hier – schließlich hat sie im Saarland längst ihre neue Heimat gefunden.

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