Kunst ohne Grenze Zwei Frauen, zwei Länder, eine Leidenschaft

Saarbrücken · Andrea Jahn, Chefin der Saarbrücker Stadtgalerie, und Fanny Gonella, Chefin der Kunstsammlung Frac Lorraine, arbeiten grenzüberschreitend.

Bei unserem Besuch am Dienstag war noch nicht alles fertig aufgebaut in der Saarbrücker Stadtgalerie. Aber wenn am Freitagabend die Ausstellung „Starke Stücke – Feminismen und Geographien“ mit Werken von Künstlerinnen aus der Sammlung des Frac Lorraine in Metz eröffnet, wird nicht nur eine Ausstellung mit ganz besonderen Kunstwerken zu sehen sein, sondern sie ist auch ein Symbol für die gute Zusammenarbeit diesseits und jenseits der Grenze.

Denn die Leiterin der Saarbrücker Stadtgalerie und promovierte Kunsthistorikerin Andrea Jahn durfte sich aus der Sammlung des Frac bedienen. „Das war etwas ganz Besonderes. Die Sammlung des Frac verfügt über 1300 Kunstwerke, und ich konnte mir ein Konzept überlegen und dann vor Ort und dank eines sehr guten Katalogs die passenden Kunstwerke aussuchen“, erklärt Andrea Jahn mitten in den Aufbauarbeiten der Ausstellung.

Das Frac – eigentlich Fonds régionial d’art contemporain, auf Deutsch „Regionalfonds für zeitgenössische Kunst“ – ist eine staatliche Institution für öffentliche Kunstsammlungen in Frankreich, die 1982 gegründet wurde und von denen es in 23 größeren Städten Niederlassungen gibt. Eine sehr hochkarätig besetzte Kommission entscheidet über die Ankäufe für die Sammlungen, die dann in den verschiedensten Präsentationen in den Regionen gezeigt werden.

„Wir veranstalten im Jahr drei Ausstellungen in unserem Haus in der Rue des Trinitaires in Metz und 18 in ganz Lothringen. So kann man derzeit in Bitsch, in Forbach und in Longuyon Ausstellungen mit Werken von uns sehen“, erklärt die Kunsthistorikerin Fanny Gonella, die seit letztem Jahr die Leiterin des Frac Lorraine ist.

Die Kooperation mit der Stadtgalerie kam ganz unkompliziert zustande, wie die beiden Leiterinnen berichten. „Man besucht sich unter Nachbarn und hat das gemeinsame Interesse, zu zeigen, was jenseits der Grenze passiert“, sagt Andrea Jahn, und Fanny Gonella stimmt ihr zu.

Es ist auch nicht die erste grenzüberschreitende Kooperation der beiden Institutionen. Bereits im Jahr 2002 hat eine gemeinsame Ausstellung in Saarbrücken stattgefunden, und Andrea Jahn hatte auch schon mit der Vorgängerin von Fanny Gonella eine Zusammenarbeit angedacht. Aber mit der neuen Leiterin des Frac ging es dann ganz schnell – was auch daran liegt, dass die beiden Kunsthistorikerinnen gut harmonieren.

Beide haben ein Faible für zeitgenössische Werke, für installative und materialbezogene Arbeiten und insbesondere auch für feministische Kunst. Und gerade darauf liegt ein Schwerpunkt der Sammlung des Frac.

Daher hat sich Andrea Jahn bei dem Konzept zu der neuen Ausstellung ganz auf Arbeiten von Frauen konzentriert, die engagiert sind, gerne auch politische Botschaften rüberbringen.

Zwei Installationen, zwei Papierarbeiten, verschiedene Videos und Fotografien hat sie für die Präsentation „Starke Stücke – Feminismen und Geographien“ ausgesucht. „Wie zeigen Werke von Künstlerinnen aus der ganzen Welt und aus unterschiedlichen Generationen und Lebensverhältnissen. Da sind Künstlerinnen aus Mexiko oder Argentinien dabei, aber auch aus Europa und Afrika. Wir haben eine israelische und eine palästinensische Künstlerin dabei, die jeweils die Sicht der Frauen von beiden Seiten der Grenze zeigen“, erzählt Andrea Jahn.

Und tatsächlich präsentieren die Werke der Ausstellung ganz unterschiedlich weibliche Themen, mal ästhetisch zurückhaltend, aber raumfüllend wie die Installation von Otobong Nkanga, mal knallig, poppig und den männlichen Blick karikierend wie die Installation aus roten Seidenstrümpfen von Madeleine Berkhemer. Gerade diese Installation, die ähnlich einem Spinnengewebe aufgebaut ist, wird von den beiden Leiterinnen nach dem Aufbau ganz besonders inspiziert, denn sie wurde bisher erst ein einziges Mal gezeigt.

Fanny Gonella und Andrea Jahn freuen sich dabei gemeinsam über die Präsentation der Kunstwerke aus Metz in der Stadtgalerie. Und daher planen sie auch für Samstag, 31. August eine Busfahrt für Kunstinteressierte von Saarbrücken nach Metz, „um sich gegenseitig zu besuchen.“

„Starke Stücke – Feminismen und Geographien“. Werke von Künstlerinnen aus der Sammlung des Frac Lorraine, Metz. Die Vernissage ist am Freitag, 7. Juni, 19 Uhr, in der Stadtgalerie Saarbrücken, St. Johanner Markt 24. Die Ausstellung ist geöffnet bis 8. September, Dienstag bis Freitag, von 12 bis 18 Uhr und Samstag, Sonntag und feiertags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt frei. Info: Tel. (06 81) 9 05-18 42.
www.stadtgalerie.de

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