Saarbrücker Hoteliers sauer auf Airbnb Zimmervermittler verärgert Hoteliers 

Saarbrücken · Die Plattform Airbnb bietet Reisenden Zimmer an. Kritiker warnen, dass so bezahlbarer Wohnraum verloren geht.

Die Saarbrücker Hoteliers sind sauer. Richtig sauer. Und zwar auf Airbnb. Die Vorwürfe: Das Unternehmen verhagelt ihnen das Geschäft. Und: Der öffentlichen Hand gehen große Summen an Umsatz- und Gewerbesteuer verloren. Airbnb ist ein 2008 im kalifornischen Silicon Valley gegründeter Internet-Marktplatz für Buchung und Vermietung von Unterkünften ähnlich einem Computer-Reservierungssystem. Privatleute vermieten ihr Zuhause oder einen Teil davon unter Vermittlung des Unternehmens, jedoch ohne dass Airbnb rechtliche Verpflichtungen übernimmt. Von der Gründung im Jahr 2008 bis zum Juni 2012 wurden nach Angaben des Unternehmens mehr als zehn Millionen Übernachtungen über Airbnb gebucht. Nach eigenen Angaben stehen auf der Website rund vier Millionen Inserate in über 190 Ländern zum Angebot (Stand: August 2017). Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband im Saarland (Dehoga) schätzt, dass täglich weltweit 500  000 Übernachtungen über Airbnb angeboten werden. Das Unternehmen kommt eigenen Angaben zufolge mittlerweile auf einen Marktwert von 31 Milliarden US-Dollar.

Nach Ansicht des Dehoga Saar sind etwas weniger als die Hälfte der Anbieter von Wohnraum aber keine Gelegenheitsvermieter, sondern Profis, die ganzjährig ein oder mehrere Zimmer oder Wohnungen vermieten. Dehoga-Präsidentin Gudrun Pink nennt dies einen „schwarzen Beherbergungsmarkt“.

„Wir haben von den Saarbrücker Hoteliers ganz klar den Auftrag bekommen, uns um das Problem zu kümmern“, sagt Frank Hohrath, Geschäftsführer des Dehoga im Saarland. Hohrath nennt Zahlen, um die aktuelle Lage zu beschreiben: Derzeit gebe es im Regionalverband Saarbrücken 138 Angebote von „privaten“ Unterkünften allein bei Airbnb. Davon seien 65,9 Prozent komplette Wohnungen oder Häuser. 29,7 Prozent der Angebote würden zwischen vier und sechs Monaten vermietet, 36,8 Prozent zwischen sieben und neun Monaten angeboten. „Immer weniger bleibt von dem vermeintlich sympathischen Privaten, der weltoffen und kommunikationsfreudig ein Zimmer oder seine Wohnung vorübergehend anderen Privatleuten zur Verfügung stellt“, beklagt Gudrun Pink. Und: Wohnraum beziehungsweise bezahlbarer Wohnraum in begehrten und sogar weniger begehrten Stadtgebieten werde nicht mehr dauerhaft an suchende Bürger und Familien der eigenen Gemeinde vermietet, sondern einem ständig wechselnden Personenkreis zur kurz- und mittelfristigen Beherbergung überlassen. Damit sei Airbnb auch ein soziales Problem, sagt Pink.

„Airbnb ist für uns in Saarbrücken einfach ärgerlich“, sagt Hohrath. Die Hoteliers hätten ohnehin schon zu kämpfen, weil gleich mehrere Hotelgründungen geplant seien. Mit der zusätzlichen Konkurrenz von Airbnb verschärfe sich das Problem. „Aber die Stadt macht überhaupt nichts“, so sein Vorwurf. Gleichzeitig räumt er ein, dass die Stadt Saarbrücken nach der neuen Rechtslage im Baurecht „keine direkte Eingriffsmöglichkeit“ habe, um regulierend einzugreifen. Hohrath erinnert jedoch daran, dass die Stadt „als Ordnungsbehörde sehr wohl für die Kontrolle der ordnungsgemäßen Anmeldung von Gästen“ zuständig sei. In jedem Hotel müsse ein Meldeschein — und bei ausländischen Gästen — ein Personalausweis vorgelegt werden. Das müsse eigentlich auch bei den „privaten“ Vermietern, die regelmäßig gegen Entgelt eine Unterkunft zur Verfügung stellen, der Fall sein.

Außerdem ärgert Hohrath, dass Staat und Kommunen so Steuern entgehen. Die europäische Zentrale von Airbnb liegt in Irland, wo nur geringe Steuern anfallen. „Den europäischen Staaten bleibt bei diesem Modell nichts“, sagt Hohrath.

Das Problem ist in der Tat auch in Metz bekannt (die SZ berichtete), wo sich die Hoteliers ebenfalls über Airbnb beschweren. Im vergangenen Jahr zahlte das Unternehmen nach Angaben der französischen Tageszeitung „Le Parisien“ lediglich 92 944 Euro Steuern. Dabei ist Frankreich nach den USA weltweit der größte Markt für Air­bnb.

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire kündigte für Mitte September eine deutsch-französische Initiative an, um die Besteuerung solcher Internetplattformen zu regeln. Vorerst werden sowohl die Saarbrücker als auch die Metzer Hoteliers wohl in den sauren Apfel beißen und mit der lästigen Konkurrenz leben müssen.

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