Krach bei den Grünen im Stadtrat Saarbrücker Grünen-Fraktion zerbricht
Saarbrücken · Drei Mitglieder erklären ihren Austritt und schließen sich zu einer neuen Gruppe zusammen.
Paukenschlag im Saarbrücker Stadtrat: Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) verkündet zum Beginn der Sitzung den verdutzten Stadtverordneten, dass drei Mitglieder der Grünen ihre Fraktion verlassen haben. Am Montag hätten die Drei die Stadtverwaltung in einem Brief über ihren Beschluss informiert, sagte Britz gestern. Damit umfasst die Grünen-Fraktion nur noch sechs Mitglieder. Die drei Abweichler nennen sich nun „Unabhängige Grüne im Saarbrücker Stadtrat“. Dazu zählen der frühere Fraktionschef Timo Lehberger, Simone Wied und Britta Planz, wie die Stadt mitteilte. Unklar war gestern, ob die drei Aussteiger eine eigene Fraktion gründen und eventuell der Stadtratskoalition beitreten wollen. Der aktuelle Grünen-Fraktionschef im Saarbrücker Stadtrat, Torsten Reif, bewertet die Lage als nicht besonders dramatisch. „Für uns ändert sich eigentlich nichts. Die Drei hatten seit März ihre Tätigkeit eingestellt und ihre Aufgaben nicht mehr wahrgenommen. Sie sind einfach nicht mehr erschienen und es gab keinen Kontakt mehr. Timo Lehberger hat offenbar nicht verkraftet, dass er abgewählt wurde. Das hatte damals mehrere Gründe.“
Lehberger war nach langen Querelen im März als Fraktionschef abgelöst worden, ihm folgte dann bis heute Torsten Reif im Amt. Lehberger war parteiintern unter anderem vorgeworfen worden, die Grünen im Landtagswahlkampf nicht ausreichend unterstützt zu haben. Die Grünen schafften damals nur 4,0 Prozent der Stimmen und verpassten den Einzug in den Landtag.
„Bei uns wird es weitergehen, wie in den vergangen sechs Monaten auch“, sagt Reif auf Anfrage unserer Zeitung. Im Grund habe man schon seit längerer Zeit mit einem solchen Schritt gerechnet.
Peter Bauer, der Fraktionschef der SPD, die mit Grünen und Linken in Saarbrücken regiert, hatte von der Abspaltung auch erst einen Tag zuvor mehr oder weniger durch Zufall erfahren. „Die Grünen sind uns auf dem Flur begegnet und haben mir gesagt, die haben sich von uns getrennt“, sagt Bauer. Er selbst bedauert, dass die Kommunikation mit Teilen der Fraktion seit März abgerissen sei. „Wir haben uns immer gut verstanden und miteinander geredet.“ Über die Hintergründe der Abspaltung bei den Grünen wollten Bauer gestern nicht spekulieren. Aber wenn sie zurückkommen wollten, hätte er nichts dagegen. Für die Arbeit in der rot-rot-grünen Koalition habe der Vorgang keine Folgen, wie er sagt. „Wir haben immer noch eine breite Mehrheit.“
