Kulturausschuss Der Weg zum Bi-Bus ist holprig: Eine grenzüberrollende Realsatire

Saarbrücken · Was die Stadtbibliothek Saarbrücken beim Versuch erlebt, einen binationalen Bücherbus zu installieren. Bericht im Kulturausschuss.

Positive Nachrichten kommen aus dem Filmhaus: Dessen Leiterin Christel Drawer stellte im ersten Kulturausschuss des neuen Jahrzehnts die Besucherstatistik des vergangenen Jahres vor und vermeldete steigende Zahlen. Auch die vom Ausschuss nachgefragte Barrierefreiheit schreite voran – die Anträge für Behindertentoilette und Treppenlifter seien „mit Hochdruck“ in Arbeit, berichtete Drawer.

Auf der Agenda stand außerdem die Wahl eines neuen Mitglieds der Kunstkommission; der Ausschuss berief die von der CDU-Stadtratsfraktion benannte Stadtverordnete Dr. Şirin Özfirat.

Und dann war da noch das Projekt „Bi-Bus on tour“, zu dem Gerald Schleiwies als Leiter der Stadtbibliothek Saarbrücken Rapport erstattete. Worum geht’s? Der von der Stadtbibliothek betriebene Bücherbus, der Saarbrücker Grundschulen vor Ort mit Literatur und Medien versorgt, muss nach 30 Jahren treuer Dienste ersetzt werden.

Die Stadtbibliothek ergatterte eine Interreg-Förderung und initiierte das Projekt „Bi-Bus“, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bildungsbereich zu intensivieren. Interreg ist eine Gemeinschaftsinitiative des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Teil der Struktur- und Investitionspolitik der Europäischen Union. Seit mehr als 20 Jahren werden damit grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Regionen und Städten unterstützt. Das „Bi“ steht für Binational/Bilingual/Bibliobus oder auch Bildung.

Als grenzüberrollendes Medienangebot soll der Bi-Bus künftig durch Kommunen im Raum Saar-Moselle fahren und die Literatur- und Medienversorgung in ländlichen Regionen ohne eigene Bibliothek sicherstellen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rundgeschätzte 2,16 Millionen Euro.

Zu den finanziellen Partnern aus der Grenzregion gehören der Gemeindeverband Forbach Porte de France, der Gemeindeverband Sarreguemines Confluences, der Gemeindeverband St. Avold, das Département Moselle und die Akademie Nancy-Metz sowie die Médiathèque Roger Bichelberger der Stadt Forbach. Strategische Kollaborateure sind der Eurodistrict SaarMoselle, das Kultusministerium und das Ministerium für Arbeit, Wirtschaft, Energie und Verkehr, das sich mit einem finanziellen Zuschuss beteiligt.

Der Bi-Bus soll klimafreundlich elektrisch unterwegs sein, gemeinsam gekauft und mit einem Team aus beiden Ländern befahren werden; gemeinsam lektoriert werden soll auch der Medienbestand. In Saarbrücken, Großrosseln und im Département Moselle sollen in Zukunft etwa 40 Grundschulen angefahren werden, wobei der Bus als mobiler sozialer Treffpunkt die bilinguale Sprach-, Lese- und Medienkompetenz fördern soll.

So weit, so gut. Was freilich Amtsleiter Gerald Schleiwies im Ausschuss in gewohnt kurzweiliger Manier zu berichten hatte, klang nach heiterer Real-Satire und warf ein galgenhumoriges Schlaglicht auf die im Vorhinein nicht immer absehbaren Schwierigkeiten grenzüberschreitender Zusammenarbeit.

Ein Hürdenlauf: Von verwaltungsbedingten Verzögerungen war da die Rede, von nicht kompatibler Software (Mahnwesen), spontanen Namensänderungen, kuriosen Logo-Vorgaben, zweigleisig rollender Öffentlichkeitsarbeit, juristischen Feinheiten und weiteren absurd anmutenden Stolpersteinen.

Außerdem hätte Schleiwies nie gedacht, dass er sich als Bibliotheks-Chef jemals derart intensiv mit Bus-Chassis und regenerativen Energien würde befassen müssen – der Umbau eines regulären Linienbusses komme wegen der besonderen Anforderungen nicht in Betracht.

Nicht nur dank der pädagogischen Handpuppe Maja habe man also „viel Spaß im Bus“, ulkte Schleiwies: „Wir betreten so viel Neuland, dass es Interreg überfordert.“ Fazit: Die Vertragsunterzeichnung ist nun für Frühjahr/Sommer dieses Jahres geplant, ab September soll der Regelbetrieb mit einer französischen Kollegin Fahrt aufnehmen – im alten Bus. Der qualmt und rußt nämlich, knatschgelb und wild mit Logos und Schriftzügen beklebt, erst mal weiter. Bis 2021. So lange wird’s voraussichtlich mindestens dauern, bis der neue E-Bus anrollt.

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