Verein „Ein Band für die Bildung“ Saarbrücker unterstützen Kinder in Südafrika
Saarbrücken · Sie setzen sich dafür ein, dass auch der Nachwuchs der schwarzen Bevölkerung eine gute Bildung erhält.
„Manche sagen zu mir, dass ich zu viel mache. Aber es macht mir einfach Spaß. Wenn du merkst, du kannst für jemand anderen etwas bewegen, das er alleine nicht hinkriegt: Das gibt dir ein Gefühl, dass du eine Rolle spielst für jemanden.“ Das sagt Marie Christen, die mit ihrem Mann Florian Jung seit 15 Jahren sehr viel dafür tut, dass Kinder einer südafrikanischen Armensiedlung eine gute Bildung erhalten.
Es fing damit an, dass die beiden Saarbrücker nach ihrem Abitur vor 16 Jahren auf Weltreise mit dem Rucksack gingen. „In Südafrika haben wir, wohlbehütet aufgewachsen, zum ersten Mal wirkliche Armut gesehen“, sagt Christen. Damals beschließen sie, dort ein Kinderzentrum aufzubauen und im Saarland herumzufragen, ob jemand dabei hilft. Sie gründen den Verein „Ein Band für die Bildung“. Der Name besitzt eine doppelte Bedeutung: Nicht nur ein Zusammenschluss ist gemeint, sondern auch konkret Bänder, also Armbänder. Sie werden in Südafrika hergestellt, wodurch zum einen arme Menschen einen Job bekommen. Verkauft werden sie zum anderen unter dem Namen „Mon Coeur“ in Deutschland für 11,90 Euro, wovon neun Euro in das Bildungsprojekt fließen.
Christen und Jung ermöglichen seit Jahren, dass ausgewählte Kinder aus dem Township Masiphumelele eine teure Schule besuchen können, auf die normalerweise nur hellhäutige Kinder gehen. Die Apartheid sei eben noch lange nicht überwunden, sagen die beiden: „Die reichen Weißen schicken ihre Kinder auf gute Schulen, die armen Schwarzen gehen in Schulen, wo sie einen Abschluss machen, ohne lesen und schreiben zu können.“ Die Auswahl, wer von den Armenkindern in den Genuss besserer Schulbildung kommt, trifft eine Vertrauensperson vor Ort: „Elizabeth kennt ihre ganze Gegend. Die weiß, welche Eltern dahinterstehen. Sie ist ziemlich smart, eine super Powerfrau“, sagt Christen. Bislang werden 450 Kinder auf diese Art unterstützt. Allerdings tritt dadurch ein wenig schönes Phänomen auf: „Diese Kinder werden gemobbt von ihren Freunden“, erzählt Jung. Eine Mutter habe die beiden angesprochen: Ihre Tochter verstehe einfach nicht, warum sie diejenige ist, die auf die „weiße Schule“ geht.
Auch deshalb haben die Saarbrücker ihr Angebot um den Nachmittag erweitert: Im „Inspiration Hub“ soll es um mehr gehen als nur Hausaufgaben. Die Kinder sollen dort neben einer gesunden Mahlzeit auch ihre Persönlichkeit entwickeln und ein starkes Selbstbewusstsein aufbauen können. Jung, der Profi-Windsurfer ist, sagt: „Ich selbst bin als Wassersportler nicht dem klassischen Ausbildungspfad gefolgt. Bildung ist mehr als nur Schule.“ Seit dem 1. Juni ist das „Inspiration Hub“ geöffnet, bislang besuchen es 13 Mädchen. Geplant ist es allerdings für 25 Kinder, die Räume sind vorhanden.
Beim Pressetermin ist auch eine alte Schulfreundin der beiden Initiatoren anwesend, Nadine Mende, die bei der Firma Hager arbeitet. Sie kann dem Ehepaar eine frohe Botschaft überbringen: Die Peter-und-Luise-Hager-Stiftung werde das „Inspiration Hub“ drei bis fünf Jahre lang unterstützen. „Da kriege ich Gänsehaut“, freut sich Marie Christen. Geld haben auch die „Zahnärzte am Staden“ (einer von ihnen ist Jungs Vater) gespendet. Trotzdem sind Christen und Jung auf weitere Spenden angewiesen – oder auf Menschen, die sich gerne sozial engagieren wollen. Die zum Beispiel einen Workshop für die südafrikanischen Kinder organisieren möchten. Und weiterhin verkaufen die beiden Unterstützer Armbänder und andere in Südafrika hergestellte Produkte. Sie waren auch mit einem Stand beim Kultstadtfest vertreten.
Weitere Infos unter www.moncoeur.de