Saarbrücken „Für uns Musiker ist das der Supergau“

SAARBRÜCKEN · Elmar Federkeil gehört zu den gefragtesten Drummern im Land. Jetzt hagelt es Konzertabsagen. Er überlegt sogar schon, beim Bauern anzuheuern.

 Schlagzeugspielen kann Elmar Federkeil vorerst nur allein.

Schlagzeugspielen kann Elmar Federkeil vorerst nur allein.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

„Für uns Musiker ist das hier der Supergau. Wir werden das ganz schwer verkraften, und es wird schwer, einen Wiedereinstieg zu finden.“ Heftige Worte von Elmar Federkeil zur Corona-Krise und ihren Auswirkungen auf die Kulturschaffenden. Sie alle haben mit Kaskaden von Absagen und Ausfällen zu kämpfen, die Existenzen ins Wanken bringen.

Elmar Federkeil dürfte wissen, wovon er spricht: Als einer der gefragtesten Schlagzeuger der südwestdeutschen Landschaft und darüber hinaus feiert der dynamische Saarländer derzeit sein 30-jähriges Bühnenjubiläum.

Nach einer im zarten Alter von elf gestarteten klassischen Ausbildung im Schlagzeugspiel absolvierte er 1990 das illustere Percussion Institute of Technology in Los Angeles, besser bekannt als P.I.T.. In Bands wie Funk A Holics, Nicole Jo, Orlando & die Unerlösten und den Kaiserslauterer Midnight Movers ertrommelte er sich seitdem einen respektablen Namen.

Viele Jahre lang gestaltete Federkeil mit seiner „Malzeit Club Band“, die immer wieder mit namhaften neuen Frontleuten aufwartete, die regelmäßigen Soul-Nights im Saarbrücker Kulturbistro Malzeit. Darüber hinaus kennen ihn nicht nur Fachleute als Session- wie Studiodrummer und Workshop-Dozenten.  Als wichtigste aktuelle Projekte nennt Federkeil seine Bands „Elm F. & the Rooks“ und „The Soulfamily“.

Da der Schlagmann bereits anno 2008 das „ständige Unterrichten“ aufgab, wie er erzählt, und nur noch privat auf Anfrage Stunden gibt, sind Auftritte heute seine zentrale Einnahmequelle. Wegen der Corona-Einschränkungen bricht nun freilich alles weg. „Alle Gigs sind bis Mai abgesagt, und stündlich werden es mehr“, klagt Federkeil.

Als erstes Krisenmanagement versucht er nun, sämtliche Fixkosten herunterzuschrauben. „In drei Monaten muss alles wieder normal sein, sonst wird‘s schwierig.“ Verdienst- und Umsatzausfälle von „jetzt schon 12 000 Euro“ müssten kompensiert werden.

Was sollte die öffentliche Hand für Musiker in dieser schwierigen Lage tun? „Soforthilfen“ wären das Gebot der Stunde, so Federkeil, „aber das wird nicht sofort funktionieren.“ Der Profi befürchtet zu viel „Bürokratismus“. Kollegen in ähnlich misslicher Situation empfiehlt Federkeil, Anträge zu stellen, oder nach einer festen Arbeitsstelle Ausschau zu halten – wie er es derzeit selbst ebenfalls tut.

Nachdem jüngst das Gerücht die Runde machte, Elmar Federkeil arbeite bei einem Bauern, bestätigt der hier immerhin sein Faible für die Bio-Landwirtschaft: „Ich würde gerne in dieser Branche im Übergang arbeiten.“ Dennoch ist Federkeil Drummer aus Leidenschaft, würde auch gerne künftig „Musik machen und Spaß haben“ und wieder mal eine „eigene CD machen, aber dafür fehlen mir die finanziellen Mittel“.

Sein flammender Appell und Hilferuf: „Ich wünsche mir eine Gewerkschaft für Profimusiker, die den Kommunen und öffentlichen Kulturstätten Richtlinien für Gagen stellt, die diese auch einhalten sollen. Kultur muss anständig bezahlt werden – und es kann nicht sein, dass öffentliche Institutionen Amateurmusiker mehr berücksichtigen als uns Profis.“

Wann ist Elmar Federkeil nun (voraussichtlich) wieder in Saarbrücken auf dem Podium zu sehen, wo er doch kürzlich erst „The Loft Soulnights“ (in der Eventlocation „The Loft“, Quellenstraße 33) aus der Taufe gehoben hat?

„Es lief grandios; sehr gut besucht und tolle Atmosphäre“, fasst er die ersten Abende zusammen. Als nächsten Termin peilt der quirlige Trommler nun Freitag, 15. Mai, an. Los gehen soll‘s um 20.30 Uhr – wenn es losgehen darf.
www.federkeil.eu

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