Saarländische Band Vom Träumen neuer Träume

Saarbrücken · Rainer Wahlmann und seine Band „Green Wave“ haben ihre letzte CD veröffentlicht: „Stolen dreams in a nearby lost & found“.

 Die saarländische Band Green Wave  2015, im Jahr ihres letzten Live-Auftritts, von links:  Deddé Schäfer, Rainer Wahlmann,  Daniel Minnerath, Sven Groß und Manuel Schwierczek.														  Foto: Tino Francus

Die saarländische Band Green Wave  2015, im Jahr ihres letzten Live-Auftritts, von links:  Deddé Schäfer, Rainer Wahlmann,  Daniel Minnerath, Sven Groß und Manuel Schwierczek. Foto: Tino Francus

Foto: Tino Francus

Rainer Wahlmann schickt Dave auf das letzte Stück der Reise. Und er schlägt auch für sich das letzte Kapitel einer fantastischen Geschichte auf.  Dave ist obdachlos, lebt unter Brücken und kommt bei seinen Streifzügen durch die Stadt in einer kleinen  Gasse an einem  Fundbüro vorbei, in dessen Schaufenster  seine gestohlenen (oder auch nur verlorenen?) Träume zum Kauf angeboten werden. Dave betritt den Laden und versucht dem Händler zu erklären, dass er seine Träume wieder zurückhaben will. Er kann nicht beweisen, dass sie sein Eigentum sind – er kann sie auch nicht kaufen, da er vollkommen mittellos ist. Dave hat seine Träume also  endgültig verloren.

„Alles hat seine Zeit“, sagt Rainer Wahlmann, „so auch Green Wave“. Green Wave ist die Band, die er 1975 als „letzte Rockband vor der Grenze“ gegründet hat. Die Band, die seit 1985 in ihren Liedern von Dave erzählt. Daves Geschichte ist die Geschichte von einer Umweltkatastrophe, die  „vom Machbarkeitswahn“ verursacht wurde. Die Geschichte eines „völkerwanderungsähnlichen Flüchtlingsstroms von Nord nach Süd“. Die Geschichte von Daves Begegnung mit seiner großen Liebe Sarah. Die Geschichte von einer Zeit „friedlicher Koexistenz von Natur und Mensch“ in einer Kommune in Nordspanien. Die Geschichte von Sarahs Tod und der Vertreibung der „Bunten“  aus ihrem Paradies.

Auf drei CDs hat Green Wave diese Geschichte in den vergangenen 35 Jahren immer ein Stück weiter entwickelt. Nun ist die vierte fertig. Die letzte CD der Band, wie Rainer Wahlmann sagt. „Dieses Album ist, ähnlich den wunderschönen Mandalas tibetanischer Mönche, in  mühsamer Kleinarbeit hergestellt, um dann nach Fertigstellung  verwischt zu werden und zu verwehen  – Schönheit und Zeit kann man nicht festhalten – Loslassen ist die Übung“, erklärt der 72-Jährige. „Stolen  dreams in a nearby lost & found“ heißt die wundervolle CD. Das Cover der CD ist ein Gemälde von Roswitha Thonet. Die Graphikgestaltung und das CD-Design hat Harald Thoma übernommen.

Von der Bühne haben sich Green Wave bereits 2015 verabschiedet. Damals  trat die Band zum letzten Mal live beim Saarbrücker Altstadtfest auf - in der Bestzung Sven Groß, Daniel Minnerath, Deddé Schäfer, Rainer Wahlmann und Manuel Schwierczek. Zwischen 1975 und  2015 spielten ein Amerikaner, ein Pfälzer  und mehr als 20 Saarländer in den verschiedenen Green-Wave-Formationen, erinnert sich Rainer Wahlmann. Er selbst hat auch in anderen Bands gespielt, unter anderem in der legendären Foramtion „Dies irae“.

Und Green Wave wäre nicht Green Wave, wenn es zur Musik nicht noch eine Botschaft gäbe. Oder, wie Rainer Wahlmann sagt, „neudeutsch: eine Message“: Die lautet: „Lassen wir uns unsere Welt der Träume nicht von der angeblichen Realtät auffressen!“ Rainer Wahlmann und seine Grüne Welle lassen uns also nicht einfach alleine, sondern schicken uns zuversichtlich mit unseren eigenen Geschichten weiter durchs Leben. Dave jedenfalls, steht am Ende vor dem Laden und spricht das aus, was Rainer Wahlmann ihm mit auf seine Reise gibt: „Ich brauche diese alten Träume nicht mehr. Ich werde neue träumen.“

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