Zweimal erstes Mal

Saarbrücken · Im Rahmen der Max-Ophüls-Filmfestival-Aktion „Ein Bett für Jungfilmer“ stellt eine WG in der Karcherstraße für eine Woche Editorin Evelyn Pack aus Berlin die Gemeinschaftscouch zur Verfügung.

 Editorin Eyelyn Rack (rechts) kommt während des Max-Ophüls-Festivals in der WG von Alexander Wilhelm unter. Foto: Rich Serra

Editorin Eyelyn Rack (rechts) kommt während des Max-Ophüls-Festivals in der WG von Alexander Wilhelm unter. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Er tut es zum ersten Mal. Geliebäugelt hat der 26-jährige Alexander Wilhelm allerdings schon länger mit dem Gedanken, mal einem Teilnehmer des Max-Ophüls-Festivals ein Bett zur Verfügung zu stellen. Wobei: Eigentlich überlässt die ganze WG gerade Editorin Evelyn Rack die Gemeinschaftscouch in der Wohnküche. Die 4-Zimmer-Wohnung in der Karcherstraße bewohnen außer dem gelernten Mediengestalter und Medienfachwirt noch die 27-jährige Heike, Ingenieurin für Baustofftechnik, und die gleichaltrige Janina, die gerade ihr Medizin-Studium beendet und bald zum Arbeiten in die Schweiz geht.

Für Evelyn Rack ist es ebenfalls eine Premiere - und das gleich doppelt: "Ich war noch nie in Saarbücken", und auch "bei Leuten, die ich nicht kenne" zu schlafen, habe sie noch nie zuvor ausprobiert. "Die Idee ist total nett", viel besser als im Hotel mit seiner sterilen Atmosphäre. Ein bisschen erinnert es an Zeiten, als Studenten überwiegend per Mitfahrzentrale für kleines Geld durch die Republik reisten.

Klar kann man Pech haben. Aber das hier fühlte sich auf Anhieb gut an - schon deshalb, weil es wie bei Evelyn Rack zu Hause zwei Katzen gibt. An Besuch gewöhnt, fegen Fox und Thai-Lee gar nicht schüchtern durch die Küche und fordern maunzend ihr Abendbrot ein.

Auf dem Sofatisch liegen Kartons mit Gesellschaftsspielen. "Gestern war Spielabend", bestätigt Alexander Wilhelm. Hier ist die WG-Welt noch voll in Ordnung. Man kocht und isst zusammen, allerdings jeder sein "Süppchen" - einmal vegan, einmal vegetarisch und einmal Fleisch mit Biogemüse. Und "spätestens um halb sieben sind morgens alle aus dem Haus". Dann haben Evelyn Rack und die Miezen die Wohnung für sich.

Von ihrer Wahlheimat Berlin trennen die 34-Jährige knapp sieben Stunden Zugfahrt. Sie und ihr Filmteam sind mit dem 30-minütigen Werk "Sekundenschlaf" in der Kategorie Mittellanger Film nominiert.

Festivals gehören zu ihrem Leben, "die Berlinale mag ich gern und die DOK Leipzig auch" - eine sehr angenehme Facette ihres Berufes. "Man taucht für eine Woche in eine Parallelwelt ab. Kuckt von morgens bis abends Filme und muss sich um nichts kümmern." Studiert hatte die 34-Jährige zuerst Soziologie, sattelte dann aber auf das Filmgeschäft um, machte ihren Bachelor und ist derzeit noch an der Filmuniversität Babelsberg als Masterstudentin immatrikuliert. Filme zu montieren, kann man mit Kochen vergleichen, erzählt die Editorin. "Am Anfang ist das Material ganz roh wie die Kochzutaten. Man sichtet es und fängt an, es zu putzen", also das Überflüssige vom Wichtigen zu trennen und die Essenz herauszuarbeiten, "in enger Zusammenarbeit mit der Regisseurin".

Als Kennerin schaut sie sich die Wettbewerbsbeiträge natürlich unter ganz anderen Gesichtspunkten an als ihr Gastgeber. Der gebürtige Illinger mag Filme, die aktuelle Themen aufgreifen wie die Flüchtlingspolitik und die einen "Interpretationsspielraum" lassen. Filme, "über die man im Nachhinein noch lange nachdenkt". Evelyn Rack interessieren mehr die formalen Aspekte: "Ich finde, da könnten Filmemacher und Filmemacherinnen öfter mal mutiger sein."

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