Zwei Seiten einer Medaille

Merzig · Noch bis zum 21. April sind in einer Ausstellung Arbeiten des saarländischen Künstlers Jo Enzweiler im Museum Schloss Fellenberg in Merzig zu sehen. Bei der Vernissage wurden sowohl das Werk als auch der Mensch Jo Enzweiler von den Laudatoren gewürdigt.

 In den Arbeiten von Jo Enzweiler stehen mathematische oder geometrische Formen im Vordergrund. Fotos: Sylvie Rauch

In den Arbeiten von Jo Enzweiler stehen mathematische oder geometrische Formen im Vordergrund. Fotos: Sylvie Rauch

 Nach der Ausstellungseröffnung von links: Ingrid Jakobs, Ulrich Commerçon, Jo Enzweiler, Daniela Schlegel-Friedrich, Elisabeth Dühr und Jürgen Junges.

Nach der Ausstellungseröffnung von links: Ingrid Jakobs, Ulrich Commerçon, Jo Enzweiler, Daniela Schlegel-Friedrich, Elisabeth Dühr und Jürgen Junges.

Sein künstlerisches Wirken und seine unermüdlichen Bemühungen im Bereich der Kunstvermittlung - sie seien wie zwei Seiten einer Medaille, die durch die Kreativität als elementarer Stoff miteinander verbunden sind. So beschreibt Elisabeth Dühr, Direktorin des Stadtmuseums Simeonstift Trier, das Wirken des saarländischen Künstlers Professor Jo Enzweiler. Seit Sonntag stellt der Kunstvermittler, Organisator, Herausgeber, Galerist, Kurator, Hochschullehrer, Kunstpädagoge und Maler eine größere Auswahl seiner Arbeiten im Museum Schloss Fellenberg in Merzig aus. Er feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Dennoch ist die Ausstellung keine Retrospektive, die auf ein jahrzehntelanges künstlerisches Schaffen zurückschaut. Zu sehen sind aktuelle Arbeiten von Jo Enzweiler. "Es ist ihm gelungen, ganz klar einen persönlichen Stil zu formulieren, die aufeinanderfolgenden Schaffensphasen sind als kontinuierliche Stilentwicklung zu sehen", sagte Elisabeth Dühr bei der Vernissage. Als spezielle Aspekte seiner persönlichen Handschrift sieht sie unter anderem das Prozessuale, die Kompromisslosigkeit im Programm und die Mehrschichtigkeit der Aussage. Geometrische und mathematische Formen stehen im Vordergrund der Arbeiten. Elisabeth Dühr hob in ihren Ausführungen weiter das Engagement im Bereich der Kunstvermittlung Jo Enzweilers hervor: "Ihr Ansatz war immer, dass es eine Bringschuld der Künstler sei, die Kunst in die Gesellschaft zu bringen. Sie selbst haben nichts unversucht gelassen, die Kunst nahe an die Menschen zu bringen. Es war immer Ihre Überzeugung, dass man Kunst vielen Menschen zugänglich machen muss." Außerdem sei Enzweiler zwar in der Region verankert, aber sein Blick nach außen sei nie getrübt gewesen. Sein Denken mache an Grenzen nicht halt.

Kulturminister Ulrich Commerçon zitierte zur Vernissage Johann Wolfgang von Goethe, um den außergewöhnlichen Menschen Jo Enzweiler und sein Engagement zu beschreiben: "Erfolg hat drei Buchstaben: Tun. Diese Worte erfassen treffend und prominent das mittlerweile seit mehr als 50 Jahren anhaltende, unermüdliche Engagement Jo Enzweilers für die Kunst." Sein intensives "Tun" gestalte und präge die saarländische Kunstlandschaft seit Jahrzehnten - sowohl in seiner Rolle als Kunstvermittler als auch in der des Künstlers. Im öffentlichen Raum habe er zahlreiche Spuren seines künstlerischen Wirkens hinterlassen. "Renommierte Kunstsammlungen verwahren bundesweit Werke seiner ganz persönlich gefärbten konkreten Kunst", führte Ulrich Commerçon aus.Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich freute sich, dass eine Ausstellung zum künstlerischen Werk Jo Enzweilers im Museum Schloss Fellenberg gezeigt wird. Sie betonte: "Wir würdigen mit dieser Ausstellung den saarländischen Künstler Jo Enzweiler. Wenn wir an ihn und sein Werk denken, dann wird uns klar, dass seine Geschichte viel mehr ist, als die Geschichte eines Künstlers." Dieses Mehr bezeichnet die Leiterin des Museums Schloss Fellenberg, Ingrid Jakobs, gerne modern als Fähigkeit zum Multitasking, also dazu mehrere Aufgaben in den Kontext einer größeren, komplexen Aufgabe zu integrieren und durchführen zu können (Definition nach Dario Salvucci). Diese Definition treffe auf Jo Enzweiler mehr als zu. Die "komplexe Aufgabe" sehe der Künstler Jo Enzweiler - und das sei er in erster Linie in seiner Verpflichtung um Verständnis, Sensibilität und vor allem um Akzeptanz für die Kunst zu werben. Die Ausstellung ist bis zum 21. April in Merzig zu sehen. Dazu ist eine Publikation entstanden, die ab sofort im Museum Schloss Fellenberg erhältlich ist. Am 16. März, um 17 Uhr ist Professor Eugen Gomringer bei einer Lesung mit dem Titel "Poesie im Dialog mit der Kunst" zu Gast im Museum. Im Dezember 2009 entstand ein Mappenwerk mit Texten von Eugen Gomringer und Prägedrucken von Jo Enzweiler: Titel des Werkes ist "Farbe der Sprache - Sprache der Farbe Eugen Gomringer und Jo Enzweiler im Dialog". Am 16. April, 19 Uhr, an Jo Enzweilers Geburtstag, wird sein Werkverzeichnis vorgestellt.Jo Enzweiler wurde 1934 in Büdingen geboren. Sein Vater war der bekannte Lehrer und Heimatdichter Matthias Enzweiler. Jo Enzweiler ist Mitbegründer der Galerie St. Johann in Saarbrücken und Gründungsdirektor der "Hochschule der bildenden Künste Saar". 1993 wurde auf seine Initiative hin das Institut für aktuelle Kunst im Saarland, mit Sitz in Saarlouis gegründet. Es ist mittlerweile ein wichtiges Dokumentationszentrum für zeitgenössisches Kunstgeschehen im Saarland, das sich auch um die Inventarisierung von Kunstwerken im öffentlichen und sakralen Raum kümmert. Aus dem Institut wurde das jüngste Projekt entwickelt. Es ist "das Zentrum für Künstlernachlässe in der Großregion als kulturelle Herausforderung im 21. Jahrhundert".

In erster Linie ist Jo Enzweiler jedoch Künstler.

Sein Werk, der Konkreten Kunst zugeschrieben, wurde in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen, im Saarland und weit darüber hinaus sowie im Ausland präsentiert. Es wurde in vielen Publikationen besprochen und analysiert und mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, unter anderem im Jahr 2009 mit dem "Albert-Weisgerber-Preis für Bildende Kunst" der Stadt St. Ingbert. Arbeiten von ihm befinden sich in renommierten Sammlungen und Museen, zum Beispiel dem Saarlandmuseum Saarbrücken, der Kunsthalle Hamburg, dem Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, dem Kupferstichkabinett Dresden, dem Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt oder etwa dem Museum Ritter in Waldenbuch.

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