Zur Not: Kleiderbügel als Antenne

Körprich · Ihre Leidenschaft kann Leben retten. Wenn im Katastrophenfall die Smartphones den Geist aufgeben und auh die Netzverbindungen wegbrechen, halten Funkamateure noch wichtige Kontakte aufrecht. Etwa 30 von ihnen trafen sich am Samstag in Körprich.

 Enrico aus Rimini hatte André Stauder (links) auf der Antenne. Das Treffen zur Einbindung von Funkamateuren in den Katastrophenschutz organisierte Dieter Lorig (rote Mütze) Foto: Johannes A. Bodwing

Enrico aus Rimini hatte André Stauder (links) auf der Antenne. Das Treffen zur Einbindung von Funkamateuren in den Katastrophenschutz organisierte Dieter Lorig (rote Mütze) Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

"Ich habe alles griffbereit in Koffern", erklärte Rolf Behnke. "In zwei Stunden ist das verstaut und es kann losgehen." Behaglich sitzt er am Samstag in seinem Wohnmobil am Aussichtspunkt "Conny Hill" auf dem Hoxberg bei Körprich. Eine fahrbare Relaisstation sei das, die im Umkreis von 75 Kilometern Gesprächspartner verbinden könne.

Auf unterschiedliche Weise sind Funkamateure im Katastrophenfall eine hilfreiche Ergänzung bestehender Notrufstrukturen. Ihre Möglichkeiten reichen von Sprechfunk über Laptop bis Morsen, digital oder auch analog. Den Nutzen belegen Erdbeben in Chile, Schneechaos in Kanada und Taifune auf den Philippinen.

Abläufe und Organisation müssten nun auf die Erfordernisse in unserer Region abgestimmt werden, stellte Dieter Lorig das Treffen von rund 30 Funkamateuren aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz dar. Lorig ist Mitglied im Deutschen Amateur-Radio-Club, DARC, und Referent für den Bereich Notruf im Distrikt Saar. Vor zwei Jahren gründete er eine Notfunkorganisation, die derzeit 30 Personen umfasst. Seit Kurzem sei ein Abkommen mit dem saarländischen Innenministerium erneuert worden. Damit können Funkamateure im Katastrophenfall von zuständigen Dienststellen angefordert werden. "Jetzt müssen wir auch Standorte klären und die Integration in die bestehenden Notrufstrukturen."

Beim achtstündigen Treffen ging es darum, wie schnell alles aufgebaut ist, und was zu verbessern ist. Elektrizität ist ein Muss für moderne Kommunikation. Funkamateure können dazu alles anklemmen, was Strom liefert. Ob Autobatterien, Notstromaggregate oder Solarzellen, wie bei Horst Blanchebarbe. DB9VL ist die Kennung seiner Kurzwellenstation. Die wiegt um die sieben Kilo und passt bequem in einen Rucksack. "Notfalls reicht ein Kleiderbügel als Antenne", sagt Winfried Barth aus Hülzweiler über sein Funksprechgerät aus Bundeswehrbeständen. "Ich drücke dann auf die Sprechtaste, und es stimmt sich automatisch ab." "Ich warte mal, wer sich da meldet." André Stauder vom Ortsverband K12 in Zweibrücken saß unter Sonnenschirmen vor seinem Laptop. Der wiederum hing an einer tragbaren Funkstation. Den allgemeinen Aufruf "CQ" hatte er per Tastatur eingegeben. "Das ist IK4JOD", hieß es wenig später zur Rückmeldung. "Ein Enrico aus Rimini." "Ich fahre auf einen Berg und schalte Funkverbindungen aus den Tälern weiter", erklärte Horst Behnke am Klapptisch seines Wohnmobils. Neben sich Elektronik, die fast aussieht wie digitale Autoradios im Einbaurahmen.

1982 habe es schon einmal eine Vereinbarung mit dem Innenministerium gegeben. Dies wurde jetzt erneuert, um den Amateurfunk in die heutigen Strukturen einzubinden. Für die direkte Zusammenarbeit mit dem Landkreis Saarlouis wurden Dieter Lorig, Winfried Barth und Horst Blanchebarbe benannt.

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