Zur Bühne kam er auf Umwegen

Saarbrücken · Dass der Österreicher Christian Higer sein Glück als Schauspieler machte, zeichnete sich erst spät ab. Der vielseitige Darsteller aus dem Staatstheater-Ensemble risikierte für seine Karriere sogar Zoff mit den Eltern.

 Christian Higer spielte in Dickens' „Weihnachtsgeschichte“ den Ebenezer Scrooge. Foto: Björn Hickmann/Stage Picture /SST

Christian Higer spielte in Dickens' „Weihnachtsgeschichte“ den Ebenezer Scrooge. Foto: Björn Hickmann/Stage Picture /SST

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 Schauspieler Christian Higer in der Kulisse des Schauspiels „Kunst“ in der Alten Feuerwache. Foto: Iris Maurer

Schauspieler Christian Higer in der Kulisse des Schauspiels „Kunst“ in der Alten Feuerwache. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Eigentlich hätten es meine Eltern lieber gesehen, wenn ich was mit Musik gemacht hätte, da habe ich aber kläglich versagt. Das war nicht so meins", sagt Christian Higer, seit einem Jahr Mitglied im Schauspielensemble am Staatstheater . Stattdessen wurde der Österreicher aus Lungau (Bundesland Salzburg) mit den eisblauen Augen Schauspieler , zum Missfallen seiner Eltern . "Da gab es einen richtigen Krieg." Klavier hat er gelernt, der Sohnemann, ist mit klassischer Musik quasi aufgewachsen. "Auch heute ist das noch immer die Musik, die mich am meisten interessiert und die mich geprägt hat."

Ganz unterschiedliche Engagements hatte Higer seit Beginn seiner Schauspielkarriere 1992 schon: Unter anderem hat er in kleinen und freien Theatern ohne Bezahlung gespielt, war aber auch in Dortmund, in Düsseldorf, am Münchener Residenztheater und bei den Salzburger Festspielen. "Da war alles querbeet dabei, und vor allem war's eine super Zeit. Seit einem Jahr ist er inzwischen im Ensemble des Saarländischen Staatstheaters zu sehen, unter anderem als "Scrooge" in "Eine Weihnachtsgeschichte" von Dickens (2014) oder als "Peachum" in "Die Dreigroschenoper" von Brecht (2013). Schon lange kennen sich die Intendantin Dagmar Schlingmann und Higer, auch durch die eine oder andere Zusammenarbeit. "Aber als sie mich gefragt hat, ob ich ans Saarländische Staatstheater will, hab' ich mich gefreut!" Und jetzt gefällt es dem österreichischen "Landei" wahnsinnig gut.

"Wo ich herkomme, gab es kein Theater. Wir mussten alles selbst machen, wenn wir was erleben wollten." Mit seinen Freunden hat der heute 49-Jährige damals allerhand auf die Beine gestellt, was ihm letztlich den Anstoß gegeben hat, selbst aktiv zu werden. Der Grundstein war also gelegt, doch die beiden eigentlichen Auslöser waren andere. "Vor allem durch einen guten Deutschlehrer habe ich angefangen, mich für Sprache zu interessieren, viel zu lesen und zu schreiben. Ich wollte damals Schriftsteller werden, habe es mir selbst aber nicht zugetraut."

Und so begann er ein Jurastudium, merkte jedoch bald, dass die Welt der Paragrafen und Gesetze nicht die seine war. Trotzdem biss er die Zähne zusammen, bis zu dem Zeitpunkt, als ein Freund ihm das Theater näher brachte. "Ich habe das ausprobiert und dann plötzlich gewusst: Das ist es." Zugunsten einer Schauspielausbildung brach er sein Studium ab, und "dann ging es los".

Schon längst ist Higer nicht mehr nur als engagierter Schauspieler unterwegs. Auch eigene Stücke und Produktionen gehören zu seinem Repertoire. "Häuptling Abendwind", eine Operette von Nestroy als One-Man-Show, beispielsweise, die er vor etwa 17 Jahren "aus dem Boden gestampft hat", oder ganz aktuell "Kunst" von Yasmina Reza . Zusammen mit zwei Freunden, ebenfalls Schauspielern, ist die Idee bei einem gemeinsamen, ausgiebigen Martinigansessen zufällig "gesponnen" worden. Zwischen leckerem Essen und genügend zu trinken war sofort klar, wer welche Rolle zu spielen hat und wer welche Organisation übernimmt. "Wir harmonieren super miteinander, und sogar ohne Absprachen hat alles fast automatisch funktioniert." Bis auf die Haltung zu Kunst im Allgemeinen färbt das Stück auf die drei Freunde ab, "irgendwie übernehmen wir automatisch die Rollen, wenn wir zusammen sind".

Im Alltag zieht sich der sympathische Schauspieler , der geschieden ist und einen Sohn hat, schon mal gern zurück und redet auch nicht immer wahnsinnig viel. "Ich habe ganz oft schlechte Laune", gibt er zu, relativiert dann aber schnell: "Von all diesen negativen Aspekten gilt auch mal das Gegenteil." Zu seinem jetzigen Zuhause in Saarbrücken hat er schon ein sehr gutes Verhältnis finden können. "Ich finde Saarbrücken klasse, ganz ehrlich. Die Leute sind hier lustig, offen, freundlich und leger. Ich mag diese Laissez-faire- und Alles-nicht-so-wild-Mentalität. Und dass die besserer Laune sind als ich gefällt mir sehr."

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