Zum Einstieg ein Abend ohne Orgel

Saarbrücken. In der Saarbrücker Pfarrkirche St. Michael tut sich etwas. Und zwar im musikalischen Bereich. Es hat sich nämlich unter der Leitung von Claus Maria Seiler und Christoph Keller ein Förderverein gegründet, der die großartige Raumakustik und die Registerfülle der romantischen Späth-Orgel (1925) verstärkt für Konzerte nutzen möchte

Saarbrücken. In der Saarbrücker Pfarrkirche St. Michael tut sich etwas. Und zwar im musikalischen Bereich. Es hat sich nämlich unter der Leitung von Claus Maria Seiler und Christoph Keller ein Förderverein gegründet, der die großartige Raumakustik und die Registerfülle der romantischen Späth-Orgel (1925) verstärkt für Konzerte nutzen möchte. Ein ehrgeiziges Projekt, als dessen Fernziel sich der Förderverein die Restaurierung der wertvollen Orgel in all ihren heute nicht mehr vollständigen Facetten vorstellen könnte.Zu Beginn der St.-Michael-Konzerte, die der Förderverein für 2011 geplant hat, stand allerdings ein Abend ohne Orgel. Der gemischte Projektchor Canta Nova Saar unter der Leitung von Bernhard Schmidt gastierte a cappella mit einem weihnachtlichen Chorkonzert.

Der Saarbrücker Bernhard Schmidt, der an der Musikhochschule Freiburg Kirchenmusik, Schulmusik und Dirigieren studiert hat, machte sich mit wachem Ohr die akustischen Subtilitäten zunutze, indem er seine Schützlinge, je nach Besetzungsstärke und Klangkonzeption der Stücke im Raum rochieren ließ. Diese Aufstellungsvarianten waren keineswegs Effekthascherei, sondern sie dienten der verschieden abgestuften klanglichen Variabilität.

Denn ähnlich unterschiedlich wie die lokalen Positionen der Sängerinnen und Sänger waren die stilistischen Bereiche des Farben sprühenden musikalischen Mosaikes.

Zeitübergreifende, stellenweise gegensätzliche Klangschattierungen machten das Hören interessant. Gregorianik-timbrierte Anklänge etwa bei Hillerud, barocke Formstrenge bei Heinrich Schütz, dann wieder zarte, fast impressionistisch verklärte Schwebungen bei Eric Whitacre oder polyphone Verdichtungen bei Benjamin Britten: Der Abwechslungsreichtum in der formalen und harmonischen Gestaltung der Kompositionen erhöhte die künstlerische Gesamtspannung und vertiefte zugleich die gehaltliche Aussage. pes

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