Zuflucht und Hilfe für Drogenkranke

St. Johann. Wenn man sagt, dass etwas erfolgreich ist, weil niemand mehr darüber spricht, dann ist das "ein paradoxer Erfolg" - meint Saarbrückens Bürgermeister Kajo Breuer mit Blick auf das Drogenhilfezentrum (DHZ) in der Brauerstraße, das am Samstag zum Tag der offenen Tür geladen hatte

St. Johann. Wenn man sagt, dass etwas erfolgreich ist, weil niemand mehr darüber spricht, dann ist das "ein paradoxer Erfolg" - meint Saarbrückens Bürgermeister Kajo Breuer mit Blick auf das Drogenhilfezentrum (DHZ) in der Brauerstraße, das am Samstag zum Tag der offenen Tür geladen hatte. Mit dem DHZ hatte Breuer vor Jahren wohl seine härteste Nuss als Verwaltungschef der Landeshauptstadt zu knacken. Zur Erinnerung: Saarbrücken war damals ohne Oberbürgermeister - Hajo Hoffmann musste sein Amt ruhen lassen. Und das DHZ galt als Fremdkörper in der Umgebung. Die DHZ-Nachbarn hatten allen Grund, sich zu beschweren: Das schlimmste Problem waren die aggressiven Freier der drogenkranken Prostituierten - die Freier terrorisierten das ganze Viertel, vor allem Frauen und Mädchen auf den Straßen um das DHZ. Alle paar Tage schlugen Politiker Alternativ-Standorte für das DHZ vor. Immer mit dem Ergebnis, dass die Nachbarn dieser Standorte auf die Barrikaden gingen. Also blieb das DHZ in der Brauerstraße. Inzwischen ist es gelungen, die aggressiven Freier aus dem Viertel ums DHZ wegzubekommen - die Stadt hat für die drogenkranken Prostituierten an der Dudweiler Straße einen Prostitutionsplatz eingerichtet, den die Freier gezielt anfahren und somit das Viertel verschonen. Parallel dazu hat die Stadt dafür gesorgt, dass im DHZ nur noch saarländische Drogenkranke behandelt werden. Dadurch ist der Klientenkreis überschaubar geworden. Rund 300 Drogenkranke, etwa Dreiviertel davon Männer, sind Stamm-Klienten im DHZ, berichtet Leiter Armin Spaniol. Im Druckraum setzen sich Drogenkranke täglich rund 180 Spritzen.Wichtig sind auch die Projekte, die den Kranken helfen sollen, sich wieder sozial zu integrieren. Beispielsweise das Projekt Sauberes Umfeld DHZ (Sud). Dreimal am Tag machen sich Drogenkranke auf und sammeln Unrat rund um das DHZ. "Zuerst haben wir uns auf Drogenmüll konzentriert, mittlerweile sammeln wir alles auf", berichtet Spaniol. Mindestens einen 10-Liter-Eimer füllen die Müllsammler täglich, ihr Lohn ist ein warmes Mittagessen inklusive Getränk. Das Trottoir-Projekt kümmert sich um die rund 100 Frauen, die ihre Sucht mit Prostitution finanzieren. Für sie hat die Stadt auf dem Prostitutionsplatz in der Dudweilerstraße zwei Wohncontainer aufgestellt, in denen die Frauen Beratung und Unterstützung finden - und wo sie sich in kühlen Nächten aufwärmen können. Dann gibt es noch das Projekt Kiss - Kontrolle in selbstbestimmtem Substanzkonsum. Dabei dokumentieren die Drogenkranken in Gruppen ihren Konsum aller Rauschmittel. Das bewirkt meistens, dass sie mindestens eine Substanz deutlich reduzieren, sagt Spaniol. Und schließlich habe ein regelmäßiges Anwohnerforum zum besseren Miteinander mit den Nachbarn geführt.

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