Zu spät für Ideenwettbewerb: Architektenkammer will verträgliche Bebauung des Pingusson-Areals

Saarbrücken · Was wird aus dem Pingusson-Bau, dem Gelände drumherum, aus dem Alt-Saarbrücken am Fluss? Während Stadt und Land die Frage zögerlich angehen, denkt die Architektenkammer unentwegt nach. Sie drängt auf eine kluge, qualitätvolle Planung mit breiter Beteiligung.

Die Handwerkskammer des Saarlandes scharrt mit den Füßen, um ihr dringend benötigtes Bildungszentrum zu bauen, am liebsten nahe am Standort in der Hohenzollernstraße. In der Überlegung ist das Gelände des sanierungsbedürftigen "Pingusson"-Baus, der ehemaligen französischen Botschaft, in der zuletzt das Kultusministerium untergebracht war. Aber wie bekommt man dort die enorme Neubaumasse von 6000 Quadratmeter Nutzfläche verträglich unter, ohne die geschützte Substanz des denkmalgeschützten Pingusson-Areals zu beeinträchtigen? Und was soll noch alles in Alt-Saarbrücken an der Saar geschehen? Wo soll gelernt, gewohnt, eingekauft, gefahren und geparkt werden?
Runder Tisch gegen Stillstand



Die Architektenkammer des Saarlandes (AKS) kann kaum noch ihr Unbehagen, um nicht zu sagen ihre Verzweiflung darüber verbergen, wie wenig und wie zögerlich in zuständigen Gremien über die städtebauliche Entwicklung in dem Areal diskutiert wird.

So lud denn die Kammer, um dem Stillstand mal wieder etwas entgegenzusetzen, zu einem nicht öffentlichen, mehrstündigen "runden Tisch" ein, an dem neben Stadt und Stadtpolitik auch das Land (Eigentümer des Pingusson-Baus), Denkmalamt, Städtebaubeirat, Deutscher Werkbund, Bund Deutscher Architekten sowie die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) saßen. Wie AKS-Präsident Prof. Heiko Lukas anschließend in einem Pressegespräch berichtete, kam von der HTW der wichtige Hinweis, bei der geplanten Erweiterung der Hochschule um 12 000 Quadratmeter Nettofläche (brutto an die 20 000 Quadratmeter) bevorzugt das Gelände der Stadtwerke in Anspruch zu nehmen und eben nicht das Pingusson-Areal. Und das Ministerium habe mitgeteilt, es wolle aus dem Ausweichquartier Alte Post wieder zurück ins renovierte Pingusson-Haus - beides gut zu wissen!
Wettbewerb dauert zu lange

Die Architektenkammer überraschte damit, den kürzlich noch geforderten städtebaulichen Ideenwettbewerb für Alt-Saarbrücken nun doch nicht anzustreben. Er dauere zu lange, die Zeit laufe weg, hieß es zur Begründung. Sondern stattdessen, um der Handwerkskammer schnell Planungs- und Investitionssicherheit bieten zu können, ein sogenanntes "offenes kooperatives Verfahren", in dem die Beteiligten workshopartig zusammenarbeiten.

Kernaufgabe: Welcher Städtebau ist verträglich? Danach ist nach Vorstellung der Kammer die Erstellung eines städtebaulichen Rahmenplans sinnvoll. Er diene dazu, Ergebnisse städtebaulicher Überlegungen festzuhalten und damit die Grundlage für die folgenden einzelnen Bebauungspläne zu schaffen. "Zu diesen Ergebnissen muss man aber erst einmal gelangen - und zwar im Dialog mit allen Beteiligten und somit auch den Bürgern", so Lukas.

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