„Zölibat gehört nicht zum Wesen des Priesteramts“

Saarbrücken · Wer mit Georg Bätzing spricht, merkt, wie schwer es dem künftigen Limburger Bischof fällt, Trier den Rücken zu kehren. Was er in Limburg anders machen will als sein Vorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst, und inwiefern der Trierer Bischof Stephan Ackermann sein Vorbild ist, erklärt der 55-Jährige im Gespräch mit SZ-Mitarbeiter Rolf Seydewitz.

 Der umstrittene Prachtbau für den Limburger Bischof Tebartz-van Elst sorgte für Empörung. Jetzt wird der Bau Dienstsitz (aber nicht Wohnsitz) des neuen Limburger Bischofs Georg Bätzing. Foto: dpa

Der umstrittene Prachtbau für den Limburger Bischof Tebartz-van Elst sorgte für Empörung. Jetzt wird der Bau Dienstsitz (aber nicht Wohnsitz) des neuen Limburger Bischofs Georg Bätzing. Foto: dpa

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Herr Bätzing, in zwei Wochen werden Sie zum Bischof von Limburg geweiht: Beschreiben Sie bitte mal in zwei Sätzen Ihre derzeitige Gefühlslage.

Bätzing: Sehr gemischt. Natürlich bin ich wehmütig, Trier zu verlassen. Zugleich aber freue ich mich auf Limburg. Dankbarkeit ist das Verbindende.

Hatten Sie Kontakt zu Ihrem Vorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst ?

Bätzing: Ja, wir hatten Kontakt.

Von wem ging das aus?

Bätzing: Von mir. Er hat mir sehr freundlich und herzlich zu meiner Wahl gratuliert.

War's das?

Bätzing: Wir werden uns treffen, wenn die Weihe vorbei ist und ich in Limburg angekommen bin. Er wurde über die Feierlichkeiten in Limburg informiert, hat aber mitgeteilt, dass er daran nicht teilnehmen wird.

Ist die Limburger Vorgeschichte für Sie eher Belastung oder Ansporn?

Bätzing: Nach Limburg zu gehen, ist mit Sicherheit etwas anders, als wenn man Bischof in einem anderen Bistum würde. Ich merke das an der Aufmerksamkeit der Medien und Öffentlichkeit bei Fragen, die für mich eigentlich nicht im Vordergrund stehen. Dem muss ich mich stellen.

Wie wollen Sie das bei vielen gläubigen Limburgern zerstörte Vertrauen zur katholischen Kirche wieder aufbauen?

Bätzing: Gespräche. Zuhören. Besuche machen. Versuchen, Situationen genau kennenzulernen. Sich Zeit nehmen. Ich war im Juli schon häufiger dort und habe mit vielen gesprochen. Umgekehrt müssen die Menschen auch mich kennenlernen. Dann hoffe ich, dass Vertrauen wieder wächst.

Auf Fernsehbildern hat man den Eindruck gewonnen, als werden Sie in Limburg mit offenen Armen empfangen?

Bätzing: Ich wurde herzlich und offen aufgenommen. Die Leute waren sehr ehrlich zu mir, haben auch von ihren Verletzungen und Wunden gesprochen. Aber mein Eindruck ist auch, dass jetzt alle in die Zukunft schauen wollen.

Warum ziehen Sie nicht in den Prachtbau Ihres Vorgängers?

Bätzing: Eine Wohnung muss zur Person passen, deshalb habe ich mich für eine andere Lösung entschieden. Der Komplex des Bischofshauses ist architektonisch schön. Deshalb nutze ich ihn als Dienstsitz und nutzen wir als Bistum ihn für Veranstaltungen, Tagungen oder Gottesdienste.

Dass Sie dort nicht einziehen würden, stand doch von Anfang an fest, oder nicht?

Bätzing: Die Frage, wo ein Bischof wohnt, ist zunächst eine Frage, die das Bistum zu klären hat. In Limburg haben mir die Verantwortlichen mehrere Optionen aufgezeigt. Ich habe sie mir alle angeschaut, mich beraten und dann wurde eine Entscheidung getroffen.

Sie haben lange mit Triers Bischof Stephan Ackermann zusammengearbeitet. Was wird sich Bischof Georg Bätzing von ihm abschauen?

Bätzing: Ich wünschte mir manchmal die Schlagfertigkeit Ackermanns. Abschauen werde ich mir seine hellwache Aufmerksamkeit und das große Vertrauen in die Mitarbeiter. Und mir gefällt seine Art, wenn er sagt, das ist mir als Bischof wichtig, da steige ich jetzt ein.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, hat diese Woche Lockerungen beim Zölibat gefordert. Inwiefern ist die Forderung für Sie nachvollziehbar?

Bätzing: Die Forderung ist nicht neu. Ich weiß nur nicht, ob sie zielführend ist. Bringen einfache Signale etwas, die aber nicht einfach umzusetzen sind?

Ich versuche es noch einmal. Was ist Ihre Meinung, soll es verheiratete Priester geben?

Bätzing: Die Frage kann man diskutieren, sie ist völlig offen. Es gibt ja verheiratete katholische Priester, nur nicht in der lateinischen Kirche. Der Zölibat gehört nicht zum Wesen des Priesteramts. Da kann es eine Lösung auf gesamtkirchlicher Ebene geben.

Wie sollte die katholische Kirche mit Homosexuellen umgehen?

Bätzing: Der Papst ist Vorbild, indem er sagt: Wer bin ich, dass ich darüber urteilen könnte? Das ist Ausdruck der Wertschätzung von Lebensformen aller Art, die Menschen verantwortlich und in Treue leben. Da ist noch vieles möglich.

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 Georg Bätzing

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Zur Person Georg Bätzing wuchs in Niederfischbach an der Sieg auf. 1987 wurde er in Trier zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Klausen und Koblenz, ehe er 1990 Vizechef des Trierer Priesterseminars wurde. Von 1996 bis Januar 2010 war Bätzing für die Priesterausbildung im Bistum verantwortlich. Seit November 2012 ist Georg Bätzing Generalvikar und damit oberster Verwaltungschef des Bistums. Anfang Juli ernannte ihn der Papst zum Bischof von Limburg. In zwei Wochen wird Georg Bätzing geweiht. sey

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