"Xynthia kostet uns Millionen"

Saarbrücken. Sturmtief Xynthia kommt das Saarland teuer zu stehen. "Die Versicherer im Land müssen wegen Xynthia sicher mit mehreren Millionen Euro Schadensregulierung rechnen", schätzte gestern Peter Hamberger, Leiter der Hauptabteilung Schaden der Saarland Versicherungen in Saarbrücken. Xynthia habe das Saarland deutlich stärker getroffen als Kyrill im Januar 2007

 In der Hauptstraße in Püttlingen-Köllerbach hat Sturmtief Xynthia am Sonntag eine hohe Tanne gegen ein Haus und eine Stromleitung geweht. Foto: Becker & Bredel

In der Hauptstraße in Püttlingen-Köllerbach hat Sturmtief Xynthia am Sonntag eine hohe Tanne gegen ein Haus und eine Stromleitung geweht. Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. Sturmtief Xynthia kommt das Saarland teuer zu stehen. "Die Versicherer im Land müssen wegen Xynthia sicher mit mehreren Millionen Euro Schadensregulierung rechnen", schätzte gestern Peter Hamberger, Leiter der Hauptabteilung Schaden der Saarland Versicherungen in Saarbrücken. Xynthia habe das Saarland deutlich stärker getroffen als Kyrill im Januar 2007. Allein bei den Saarland Versicherungen seien gestern rund 1500 Meldungen über Schäden an Fassaden, Autos und Dächern eingegangen.

Eine Umfrage unserer Zeitung bei mehreren Dachdeckerbetrieben im Land betätigt das Ausmaß der Unwetter-Folgen: "So etwas gab es schon Jahre nicht mehr. Seit Sonntag hatten wir bestimmt mehrere hundert Anrufe von Kunden, denen ein Baum oder die Kamin-Abdeckscheibe aufs Dach gefallen ist", erklärte etwa Irene Dörr-Wamme, Geschäftsführerin der Helmut Dörr GmbH in Püttlingen.

Die Polizei registrierte am Sonntag nach Angaben des Innenministeriums etwa 6000 Notrufe, Feuerwehr und Hilfsdienste etwa 3000. Die Beamten rückten landesweit 800 mal aus, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk mehr als 2300 mal. Rund 100 Bäume stürzten alleine auf dem Saarbrücker Hauptfriedhof um. "So einen heftigen Sturm habe ich im Saarland nur 1990 erlebt, da fegte der Jahrhundert-Orkan Wiebke übers Land - übrigens auch an einem 28. Februar. Im Unterschied zu Wiebke dauerte Xynthia aber mehrere Stunden", erklärte Reiner Quirin, Wehrführer aus Saarlouis, unserer Zeitung.

Im Stromnetz der Energis kam es zu 40 Ausfällen. Energis-Marketingleiter Uwe Bongers: "Das ist eine beträchtliche Zahl. Hier war richtig was los. Unsere Netzmonteure haben am Sonntag rund um die Uhr und auch in der Nacht auf Montag unter Hochdruck gearbeitet." Seit gestern hätten alle Betroffenen wieder Strom.

Auch der Bahnverkehr läuft seit gestern Morgen im Saarland wieder weitgehend ohne Unterbrechung. Am Sonntagnachmittag hatten tausende Reisende vergebens an Bahnhöfen ausgeharrt. Aus Sicherheitsgründen hatte die Deutsche Bahn den Regionalverkehr komplett und den Fernverkehr in großen Teilen eingestellt. "Xynthia war ein überraschendes und herausragendes Ereignis. Wir hatten auf ein ruhiges Wochenende gehofft, das jedoch für uns mit den Wettermeldungen aus Frankreich am Sonntagmorgen jäh endete", sagte ein Bahn-Sprecher.

Hintergrund

Einen Sturm mit orkanartigen Böen, die an 120 Stundenkilometer heranreichen, gibt es im Saarland praktisch jedes Jahr. Aber Orkane, die diese Windstärken deutlich übertreffen, sind selten. So hatte Orkan Xynthia am Sonntag auf der Höhe bei Berus immerhin Tempo 133 drauf. Auf dem Weingebiet in der Pfalz bei Neustadt waren es sogar 166 Stundenkilometer.

Wesentlich schneller war Orkan Lothar an Weihnachten 1999 mit bis zu Tempo 150 in den Niederungen, doch dessen Sturmfeld streifte damals das Saarland zum Glück nur. ko/gf

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