Würde Cattenom einen Flugzeugabsturz überstehen?

Saarbrücken · Ein paar Monate nach dem GAU in Tschernobyl ging das Atomkraftwerk in Cattenom ans Netz. In den vergangenen 30 Jahren ist es in der Beziehung zwischen Lothringen und dem Saarland zum Zankapfel geworden. Denn sie verfolgen unterschiedliche politische Ziele.

 Simone Peter will Stresstests für Cattenom ausweiten. Foto: epa

Simone Peter will Stresstests für Cattenom ausweiten. Foto: epa

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Statt übereinander haben Deutsche und Franzosen miteinander über Atomenergie gesprochen. Die Diskussionsrunde beim Forum der Arbeitskammer in Kooperation mit dem Verein Energiewende Saarland zeigte aber deutlich, wie unterschiedlich die Ansichten zur Kernenergie auf beiden Seiten der Grenze sind. Wer im Saarland über Energiepolitik debattiert, kommt um das Thema Cattenom nicht herum. Energisch forderte die Bundesvorsitzende der Grünen, Simone Peter , erneut die Schließung des "Schrottmeilers", der beim Stresstest katastrophal abgeschnitten habe. Umso beunruhigender, dass die terroristische Bedrohung bei dieser Prüfung nicht berücksichtigt wurde. Es gelte den Test auszuweiten, um Risiken wie einen Flugzeugabsturz in Betracht zu ziehen, so die Grünen-Politikerin. Kein leichtes Spiel hatte in der Runde Marie-Claire Cailletaud, Energieexpertin des französischen Gewerkschaftsbundes CGT. Sie bemühte sich, die Diskussion über den Fall Cattenom hinauszuführen und stellte klar: Für Frankreich sei die Reduzierung der Treibhausgase die größere Priorität. "Die Klimaerwärmung muss sofort gestoppt werden", sagte Cailletaud. Dazu würden die Kohlekraftwerke weniger als die Atomkraftwerke beitragen. Doch auch in Frankreich sei vor kurzem ein neues Energiegesetz verabschiedet worden. Hoffnungen weckte sie bei den deutschen Nachbarn keine: "Auch wenn der Anteil der Atomkraft von 75 auf 50 Prozent gesenkt werden soll, gehört diese Energiequelle nach wie vor zum französischen Energiemix."

Auch Deutschland habe lange auf die Kernkraft gesetzt, erinnerte Eugen Roth vom Deutschen Gewerkschaftsbund Rheinland-Pfalz/Saarland. Die Energiewende sei nach Fukushima hierzulande relativ überraschend entschieden worden. "Wir müssen mit dem eigenen Beispiel überzeugen und zeigen, ob die Energiewende bei uns klappt", plädierte Roth. Das sah Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) ähnlich: "Die Abschaltung von Cattenom bleibt das Ziel aller Landtagsfraktionen. Dennoch müssen wir die Franzosen überzeugen und nicht belehren." Denn die Energiepolitik unterliege nach wie vor der nationalen Souveränität.

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