Wohnwagen der Künstlerin wird zur Lochkamera

Saarbrücken. Der schwarze Wohnwagen vor dem Kulturzentrum am Eurobahnhof (KuBa) ist nicht zum Schlafen da. "Neckel" Annick Scholtus hat ihn aus Luxemburg mitgebracht, um ihn als überdimensionale Lochkamera zu benutzen

 Art-Mix Teilnehmer im KuBa: Tessy Bauer, Neckel Scholtus, Malgorzata Sztremer und Dieter Call (v.l.n.r.) Foto: Oliver Dietze

Art-Mix Teilnehmer im KuBa: Tessy Bauer, Neckel Scholtus, Malgorzata Sztremer und Dieter Call (v.l.n.r.) Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Der schwarze Wohnwagen vor dem Kulturzentrum am Eurobahnhof (KuBa) ist nicht zum Schlafen da. "Neckel" Annick Scholtus hat ihn aus Luxemburg mitgebracht, um ihn als überdimensionale Lochkamera zu benutzen. Die 27-jährige Fotokünstlerin nimmt zusammen mit der Zeichnerin und Objektkünstlerin Tessy Bauer, 29 Jahre und ebenfalls aus dem Großherzogtum, am fünften bilateralen Künstleraustausch Artmix teil. Saarbrücken wird diesmal durch Malgorzata Sztremer und Dieter Call vertreten. Die aus Polen stammenden Sztremer, vor ein paar Tagen mit dem Künstler-Förderpreis der Landehauptstadt ausgezeichnet, hatte sich schon vor längerem für Artmix beworben. Den Bildhauer Call, HBK-Absolvent und Nestler-Schüler, hatte Andreas Bayer vorgeschlagen, der sich als künstlerischer KuBa-Leiter ein Mitspracherecht bei der Auswahl ausbedungen hatte.

Neu ist bei Artmix auch, dass sich die Künstler schon nach der ersten Woche im KuBa der Öffentlichkeit mit einer Ausstellung vorstellen. "Noch sind die Positionen durchaus unterschiedlich", meint Call zum Stand der Zusammenarbeit. "Doch die Kommunikation fängt ja bei der Frage an, wie wir den Raum gemeinsam bespielen, und das hat wunderbar funktioniert". Gleich nach der Vernissage wird sich die Schau aber wieder verändern, denn der Raum im ersten Stock dient als eines von zwei gemeinsamen Ateliers im Haus.

Neckel Scholtus, die in Montpellier, den Cevennen und Paris studierte und seit April in Luxemburg den Status als staatlich anerkannte Künstlerin hat, hat jede Menge fotografischer Skizzen mitgebracht, die sie hier weiterbearbeiten will. In ihren Arbeiten gehen analoge und digitale Fotografie stets zusammen, und ihr Thema ist der "Lebensraum" von Menschen, "wo und wie wir wohnen". Tessy Bauer, die an der Brüsseler Kunsthochschule La Combre studierte, kreiert skurrile Objekte, die mit Bedeutungsverschiebung von (alltäglichen) Gegenständen spielen. Derzeit befasst sie sich mit der Thema Gruppenbild und verfremdet dafür Fotos von Fußballmannschaften. "Manche haben darin schon folkloristische Tanzgruppen gesehen" sagt sie zufrieden.

Malgorzata Sztremer will sich verstärkt dem Zeichnen widmen. Alle Vier haben, noch eine Neuerung, ein Tagebuch bekommen, das später ausgestellt werden soll. Wie Neckel Scholtus die Saarbrücker Zeit erlebt, kann man schon jetzt mit verfolgen: in ihrem Blog www.flash007.lu. Man kann aber auch ins KuBa gehen und die Künstler persönlich kennen lernen, bei der Vernissage am Freitag oder bei drei Tagen der offenen Ateliers im Juli. sbu

Auf einen Blick

Artmix V im KuBa: heute, 19 Uhr, Vernissage und Empfang mit Kulturdezernent Erik Schrader. Donnerstag, 1. Juli, Ateliergespräch mit Andreas Bayer und den Künstlern. 7., 11. und 14. Juli, 15 bis 19 Uhr, sind die Ateliers für interessierte Besucher geöffnet. Im Herbst folgt die zweite Arbeitsphase im Luxemburger "Konschthaus beim Engel". sbu

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