Wohnungsmarkt bleibt für Studenten angespannt

Saarbrücken · Die Stadt Saarbrücken will die verschiedenen Beteiligten des studentischen Wohnungsmarktes zu einem Workshop einladen, um eine Strategie zur Verbesserung der Wohnungssituation zu erarbeiten. Denn die Lage bleibt weiterhin angespannt, auch wenn derzeit alle Studenten einen Platz zum Wohnen gefunden haben.

Das klingt doch erstmal gut: Saarbrücken liegt in einem Ranking des Immobilienentwicklers GBI AG zum Anspannungsfaktor des Wohnungsmarktes für Studenten nur auf Platz 51 von 81 und gilt damit als entspannt. "Die Wohnsituation von Studierenden ist in Saarbrücken bei weitem nicht so problematisch wie in den großen Ballungsräumen", sagt auch Robert Mertes, Sprecher der Stadt Saarbrücken. Und Anne-Marie Oswald, Geschäftsführerin des Studentenwerks Saarbrücken, schätzt die momentane Wohnungslage sogar als entspannt ein. "Alle Studierenden sind unter, es stand noch niemand weinend in der Tür der Wohnheimabteilung." Trotzdem sind derzeit 382 Studierende auf der Warteliste für einen Platz im Wohnheim. Auch Johannes Kießig hat sich damals auf die Warteliste setzen lassen, "aber die Wartezeit hätte 1,5 Jahre oder so betragen. Das war total unrealistisch und zu lang zum überbrücken." Wo die Studenten, die auf der Warteliste stehen, zur Überbrückung wohnen, weiß Oswald vom Studentenwerk nicht. "Zu Beginn des Wintersemesters ist die Wohnsituation immer sehr dramatisch", sagt Oswald, "das Problem wird auch bleiben, da es zu wenig Wohnraum zu sozialverträglichen Preisen gibt."

Deshalb gibt es für Sven Clement vom Allgemeinen Studirendenausschuss (Asta) der Universität des Saarlandes auch keinen Grund zur Entspannung. Die Wohnungssituation sei nicht besser als noch vor einigen Jahren. "Seit das Wohnheim D 2012 geschlossen wurde, ist es noch schlimmer", sagt Clement, "wir brauchen dringend mehr Wohnraum." Und auch er ist der Ansicht, dass es zu wenig preiswerten Wohnraum gibt. Clement: "Man hat nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder man hat Geld und kann sich eine überteuerte Wohnung leisten oder man hat keins und muss eine Wohnung nehmen, die keinem angemessenen Lebensstandard entspricht." Wohnungen sind also vorhanden, nur können sich diese viele Studenten nicht leisten. Das kritisiert auch Susanne Dahlem vom Asta: "Viele Studenten müssen deshalb zusätzlich arbeiten, so dass sie sich nicht aufs Studium konzentrieren können." Sie ist derzeit selbst auf Wohnungssuche und kennt das Problem. "Man braucht ein dickes Fell und viel Ausdauer. Ich weiß von vielen, die Couchsurfing betreiben müssen."

Bei einem Arbeitskreis Anfang des Jahres will die Landeshauptstadt mit Hochschulen, Studentenwerken, Vertretern der Studentenschaft, Wohnungsgesellschaften und Maklerverbänden Lösungen für das "Studentische Wohnen in Saarbrücken", so der Titel des Treffens, suchen. Im Wintersemester 2013/2014 rechnet die Saar-Uni mit rund 18 000 Studierenden. Das seien nur etwas weniger als in diesem Jahr, aber immer noch 25 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Vor allem für ausländische Studierende von außerhalb der EU ist die Suche nach Wohnraum nach Angaben der Stadt schwierig. Insgesamt hätten es Studenten mit geringem Budget schwer, geeignete Wohnungen zu finden.

"Wer erst ab Oktober sucht, ist meist schon zu spät dran", sagt Oswald vom Studentenwerk, "ich kann nur raten, sich so früh wie möglich um eine Wohnung zu bemühen und sich sofort auf die Warteliste im Studentenwerk setzen zu lassen." Zum selben Schluss kommt auch Student Johannes Kießig: "Ja nicht zu Semesterbeginn suchen und vor allem überall suchen, auch außerhalb." Er selbst hat mittlerweile eine Wohnung, "doch ich höre von vielen, dass es ihnen genauso geht, wie mir damals. Seit dem doppelten Abiturjahrgang 2009 ist das Chaos sogar noch größer."

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