Wo Polizisten den Amok-Einsatz üben

Saarbrücken · Ob Geiselnahme, Amoklauf oder Terroranschlag – die Polizei muss für den Ernstfall vorbereitet sein. Bis Mai 2018 soll in Göttelborn ein neues Einsatztrainingszentrum gebaut werden, in dem die Szenarien simuliert werden können.

 In der ehemaligen Rohkohleveredlung vor dem Förderturm soll das neue Einsatztrainingszentrum entstehen. Foto: Ministerium

In der ehemaligen Rohkohleveredlung vor dem Förderturm soll das neue Einsatztrainingszentrum entstehen. Foto: Ministerium

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Blitzschnell in einer brenzligen Situation die richtige Entscheidung treffen - das müssen Polizisten häufig, wenn sie ausrücken. Damit sie auf die verschiedenen Gefahrenlagen professionell reagieren, baut das Saarland in unmittelbarer Nähe der Fachhochschule für Verwaltung in Göttelborn ein neues Einsatztrainingszentrum. "Wir stehen vor einer veränderten Situation. Der internationale Terrorismus erfordert auch von uns ein Umdenken", sagte Innenminister Klaus Bouillon (CDU), der die Plä- ne gestern vorstellte. Mit Blick auf die "anhaltende abstrakt hohe Gefährdung" müsse ein Training für die Not-Intervention angeboten werden.

In den vergangenen anderthalb Jahren habe das Ministerium gemeinsam mit der Polizei das Trainingszentrum geplant. "Wer zuerst am Einsatzort ist, muss auch zuerst und schnell zugreifen", sagte Bouillon. Daher sollen neben den Polizeianwärtern und Spezialkräften auch Beamte der verschiedenen Polizei-Inspektionen trainiert werden. "Es kann nicht sein, dass wir im Ernstfall zunächst mehrere Stunden auf Spezialisten warten müssen", erklärte Bouillon.

Durch den Teilneubau des Gebäudes der ehemaligen Rohkohleveredlung entsteht auf sechs Ebenen - davon drei unterirdisch - mit insgesamt 2000 Quadratmetern ein Zentrum, in dem vor allem Abwehr- und Zugriffstechniken, Schussübungen und wechselnde Einsatzszenarien trainiert werden können. "Diese reichen von Amokläufen bis hin zu Geiselnahmen in Gaststätten, Schulen, Wohnungen, Banken und Büros", so der Minister. Auch das richtige Verhalten bei häuslicher Gewalt könne geübt werden. Alle diese Örtlichkeiten sollen - auch mit Hilfe einer fahrbaren Bühne - realitätsnah nachgestellt werden. Auch verschiedene Licht- und Geräuschverhältnisse sollen simuliert werden können. Darüber hinaus sollen in dem Gebäude Schulungsräume, ein Multifunktionsbereich und Duschen entstehen.

Die Kosten für das Einsatztrainingszentrum, das spätestens im Mai 2018 fertig sein soll, belaufen sich laut Bouillon auf rund sechs Millionen Euro - davon entfallen 4,8 Millionen auf das Gebäude, der Rest auf die technische Einrichtung. Somit habe das Projekt nicht EU-weit ausgeschrieben werden müssen, bauen soll es die landeseigene Gesellschaft SHS.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft lobte Bouillon für die zeitnahe Umsetzung des auch von ihr geforderten Zentrums. Damit werde die Aus- und Fortbildung an einer Stelle konzentriert. Das Saarland erhalte erstmals eine Einrichtung, die mit modernster Technik und einer professionellen Umgeben wichtige Ausbildungsinhalte vermittle.

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