Wo man das Alte leidenschaftlich liebt

Saarbrücken. Leidenschaftliche Konzertgänger werden es bemerkt haben: in der Ludwigskirche sind seit einiger Zeit barocke Klänge eingezogen. Verantwortlich dafür zeichnet das Ensemble Le Concert Lorrain

 Le Concert Lorrain spielt am Samstag wieder in der Saarbrücker Ludwigskirche. Foto: Iris Maurer

Le Concert Lorrain spielt am Samstag wieder in der Saarbrücker Ludwigskirche. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Leidenschaftliche Konzertgänger werden es bemerkt haben: in der Ludwigskirche sind seit einiger Zeit barocke Klänge eingezogen. Verantwortlich dafür zeichnet das Ensemble Le Concert Lorrain. Das im Jahr 2000 von der Cembaloprofessorin Anne-Catherine Bucher gegründete Barockensemble ist in Metz beheimatet und konnte rasch auf Festivals sowie in französischen und luxemburgischen Konzertsälen auf sich aufmerksam machen. Der deutsche Cellist Stephan Schultz ist seit 2004 mit im Boot.

Was die binationale Familie Bucher-Schultz privat längst lebt, realisiert sie nun auch musikalisch. "Ich bin ein leidenschaftlicher Anhänger der Großregion", sagt Stephan Schultz. Die Barockstadt Saarbrücken kann von historischen Klängen in geschichts-trächtigen Räumen wie der Ludwigskirche nur profitieren. Vor allem, da es sich bei Le Concert Lorrain um ein echtes Spezialistenensemble handelt, das auch auf dem internationalen Parkett besteht, was Einladungen nach Norwegen, Litauen und Österreich belegen.

Zum Barockmusiker wird man nicht, indem man mal eben die ansonsten im Sinfonieorchester gespielte Geige gegen ein mit Darmsaiten bespanntes und ein, wie das damals üblich war, tiefer gestimmtes Instrument eintauscht. "Die historische Aufführungspraxis ist ein eigenständiges Musikstudium", erklärt Schultz. In dieser Ausbildung geht es nicht nur darum, das Spiel auf erhaltenen Instrumenten oder Kopien der Originale zu erlernen. Anhand alterBeschreibungen und Spielanweisungen wird rekonstruiert, wie die Bachkantate damals wirklich geklungen hat. Oder die Musiker besorgen sich aus Archiven Kopien der Originalhandschriften der alten Meister, wobei die Unterschiede zu den modernen Notenausgaben manchmal wirklich verblüffend sind.

Es braucht viel Leidenschaft, um sich ganz diesen Klangwelten zu verschreiben, die wenigen Spezialisten sind über ganz Europa verstreut. Alle arbeiten freiberuflich auf Projektbasis, die Bezahlung der Musiker richtet sich nach Tagessätzen. Damit ein Barockensemble für Veranstalter erschwinglich bleibt, muss gewährleistet sein, dass binnen kürzester Zeit ein hochprofessionelles Ergebnis erreicht wird. "Die Zusammenstellung der Musiker für ein Projekt erfordert Fingerspitzengefühl", meint Schultz. Das müsse menschlich wie künstlerisch passen.

Die nächste Möglichkeit, in authentische barocke Klangwelten einzutauchen, gibt es mit Bachs h-Moll Messe. International bekannte Solisten sind Kirsten Blaise (Sopran), Margot Oitzinger (Alt), Julius Pfeifer (Tenor) und Manfred Bittner (Bass). Die Chorpartie bestreitet die Evangelische Jugendkantorei der Pfalz, in der einst die Alte Musik-Koryphäe Frieder Bernius sang. sad

Konzert: 14. März, 19.30 Uhr, J.S. Bach: Messe in h-Moll, Ludwigskirche.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort