Wo Kinder über Tod und Trauer sprechen können

Saarbrücken. Dem Tod folgt die Trauer. "Jeder trauert anders. Kinder haben es oft besonders schwer", sagt Sozialpädagogin Marie-Luise Naumann-Bender von der Beratungsstelle des Diakonischen Werkes an der Saar (DWSaar). Manchmal fehlen Kindern schlicht die Worte. "Sie können ihre Gefühle noch nicht ausdrücken", sagt Naumann-Bender

 Trauer hat bei Kindern viele Gesichter, und sie gehen je nach Alter unterschiedlich damit um. Foto: Uta Rademacher/dpa

Trauer hat bei Kindern viele Gesichter, und sie gehen je nach Alter unterschiedlich damit um. Foto: Uta Rademacher/dpa

Saarbrücken. Dem Tod folgt die Trauer. "Jeder trauert anders. Kinder haben es oft besonders schwer", sagt Sozialpädagogin Marie-Luise Naumann-Bender von der Beratungsstelle des Diakonischen Werkes an der Saar (DWSaar).Manchmal fehlen Kindern schlicht die Worte. "Sie können ihre Gefühle noch nicht ausdrücken", sagt Naumann-Bender. Und meist leiden Eltern oder Großeltern selbst so unter dem Verlust, dass die Kinder sie nicht zusätzlich belasten wollen. Und dann gibt es noch Familien, die den Tod eines Angehörigen tabuisieren.

Trauer kann Kinder überfordern

"Wenn etwa die Mutter oder der Vater stirbt, glaubt der Hinterbliebene, er müsse stark sein, sich nichts anmerken lassen. Dann bleiben die Kinder allein mit ihrer Trauer zurück", erläutert die Sozialpädagogin. "Wir wollen einen geschützten Raum, wo Kinder mit ihrer Trauer hinkönnen. Häufig sind die Eltern schlicht überfordert und wissen nicht, wie sie ihren Kindern helfen sollen."

Naumann-Bender leitet mit dem Diplom-Psychologen Matthias März ab dem 13. Dezember in der Großherzog-Friedrich-Straße 37 die erste Saarbrücker Trauergruppe für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren. Auf die Idee sei die Diakonie gekommen, weil "wir festgestellt haben, dass es sonst kein Angebot für Kinder in der Stadt gibt", sagt Referentin Sigrun Krack.

Im ganzen Saarland biete nur eine private Initiative in Saarlouis eine Kindertrauergruppe an, sagte Krack. "Das Thema Trauer ist für uns kein Neuland", versichert Naumann-Bender. "Bei vielen Lebens-, Ehe- oder Erziehungsberatungen spielt auch dieses Gefühl eine Rolle." Das Thema nun in einer Kindergruppe zu besprechen, sei neu und fordere viel Einfühlungsvermögen und Verständnis. "Die Gruppe hat den Vorteil, dass die Kinder unter sich sind. Sie sehen, dass nicht nur sie allein dieses Problem haben."

Naumann-Bender und ihr Kollege nutzen für diese Gruppenarbeit ihre Berufserfahrung und eine therapeutische Zusatzqualifikation. Zudem steht den beiden und der Gruppe eine Psychologin und Trauerexpertin zur Seite. In einem Vorgespräch mit den Eltern wollen die Therapeuten herausfinden, "wo das Kind steht. Gibt es Schulauffälligkeiten? Zieht sich das Kind zurück? Was ist die Vorgeschichte?", beschreibt Naumann- Bender. Hinter der unverarbeiteten Trauer stehe oft eine lange Leidensgeschichte, weiß sie.

Malen, reden, Wut ablassen

"Kinder trauern sehr unterschiedlich", sagt Krack, "manche sind aggressiv, andere tief traurig und ziehen sich ganz zurück. Wir sollen sie ermuntern, ihre Gefühle rauszulassen." Und was bringt die Gruppe? "Wir werden unterschiedliche Möglichkeiten anbieten, werden spielen, malen, reden. Aber die Kinder können hier auch toben, ihre Wut rausschreien", so Naumann-Bender.

Die Kindertrauergruppe wird einmal in der Woche ab dem 13. Dezember angeboten. Wie lange die Arbeit in der Gruppe jeweils dauert, ist noch unklar. "Wir rechnen mit sechs bis zehn Terminen", schätzt die Sozialpädagogin. Kontakt: Trauergruppe für Kinder, Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen des Diakonischen Werkes an der Saar (DWSaar), Großherzog-Friedrich-Straße 37, 66111 Saarbrücken, Tel. (06 81) 6 57 22, hdb-sb@dwsaar.de .

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