Wo auch die Musik eine Migrantin ist

Saarbrücken · Seit drei Jahren arbeitet das ,,Mutanth”-Theater an seinem Stück „Kumbia 333“. Dass das Thema Flüchtlinge jetzt so aktuell sein würde, konnte man damals nicht wissen. „Kumbia 333“ erzählt von einem Flüchtlingsleben und ist geprägt von Musik.

 Miguel Bejarano Bolívar schreibt und inszeniert das neue Mutanth-Stück. Foto: Iris Maurer

Miguel Bejarano Bolívar schreibt und inszeniert das neue Mutanth-Stück. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

In Spanisch mit deutschen Übertiteln präsentiert die Gruppe "Mutanth" im Oktober ihr neues Stück, das die Geschichte eines kolumbianischen Flüchtlings erzählt. Geprägt ist die Aufführung vom traditionellen kolumbianischen Liebestanz "Kumbia" und seinen fröhlichen, eingängigen musikalischen Klängen. Die Zahl im Titel steht für die drei Trommeln für den Rhythmus, die drei Künste Theater , Musik und Tanz und die drei kulturellen Einflüsse aus afrikanischer, spanischer und indigener Kultur.

Auf seiner Flucht durchläuft der Protagonist Lorenzo, dargestellt vom Schöpfer des Stücks, Miguel Bejarano Bolívar, unterschiedliche Stationen. Eine davon ist eine Bananenplantage mit schlechten Arbeitsbedingungen. Dort zwingen ihn Morddrohungen erneut zur Flucht. "Aber es ist kein politisches Stück", sagt Bejarano. Trotzdem spielten die politischen Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle für die Protagonisten. Er erklärt, in Kolumbien gebe es sechs Millionen Binnenflüchtlinge: "Davon berichten die Medien nicht viel. Das ist auch ein Grund, warum wir dieses Thema gewählt haben." Drei Jahre lang hat das "Mutanth"-Ensemble an dem Stück gearbeitet. "Dass das Thema Flucht heute so aktuell sein würde, wussten wir zu Beginn unserer Arbeit noch nicht", erklärt Eva Lajko, Mitbegründerin des Musiktanztheaters.

Aber mit "Kumbia 333" will Bejarano beim Publikum auch Begeisterung für Kolumbien und seine Kultur wecken. Er selbst lebt seit 22 Jahren in Deutschland, doch seine kolumbianische Heimat habe immer einen Platz in seinem Herzen behalten, erzählt er. Ganz ähnlich ist es bei Lorenzo: Kumbia ist für den Protagonisten im Exil seine Heimat, seine Lebenskraft.

Kumbia selbst hat sich von Kolumbien nach Süd- und Nordamerika ausgebreitet. "Die Musik des Stücks ist also selbst auch Migrant", sagt die gebürtige Peruanerin Eliza Montes De Oca, eine der Darstellerinnen. "Das Stück lebt von der Ambivalenz, wie sie für Kolumbien typisch ist", erklärt Eva Lajko. Im Theaterstück kommt sie auf ganz unterschiedlichen Ebenen zum Ausdruck: zwischen Deutschland und Kolumbien, Heimat und Fremde, Freude und Tod. Auf seiner Flucht über Mexiko und Kuba kommt Lorenzo nach Deutschland. Doch auch hier ist seine Reise nicht zu Ende. Was ihn erwartet? "Das verraten wir noch nicht", sagt Eva Lajko.

Aufführungen am 8. und 9. Oktober, 19.30 Uhr, im Schlosskeller. Karten: (06 81) 9 38 35 10. Weitere Aufführungen am 15. und 16. Oktober, 10 und 19.30 Uhr, im Theater Überzwerg , Karten: (06 81) 9 58 28 30.

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