Wirt macht junge Musiker und Gäste glücklich

Saarbrücken · Ohne den Einsatz privater Betreiber, die in ihren Kneipen Bands spielen lassen, wäre die Musikszene in Saarbrücken und Umgebung ärmer. Wir stellen sie in einer Serie vor. Heute: Frank Nilles.

 Frank Nilles in seiner Kneipe im Nauwieser Viertel. Rechts hinten spielt der Gast Yannik Debusmann Billard. Foto: Iris Maurer

Frank Nilles in seiner Kneipe im Nauwieser Viertel. Rechts hinten spielt der Gast Yannik Debusmann Billard. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Frank Nilles (42) hat viel in seinem Leben gemacht. Er war Koch, Zeitsoldat, "Deutschlands jüngster Jugendherbergsvater" und führte eine Autobahnraststätte. Dass er mittlerweile seit 12 Jahren mit seiner Frau Monika, das "Nilles - die Kneipe der Hoffnungslosigkeit" im Nauwieser Viertel betreibt, war Zufall. "Das frühere Gasthaus Schneider wurde frei, und wir haben es dann übernommen."

Doch eins war der 42-Jährige noch nie: Musikfan: "Ich hab' von Musik gar keine Ahnung. Ich höre privat einfach das, was im Radio läuft", sagt er schmunzelnd.

Trotzdem organisiert er regelmäßig Live-Konzerte in seiner Kneipe "und das schon seit über zehn Jahren. Eine, der ersten Bands, die hier spielte war Dizzy Thang", eine bekannte Saarbrücker Bluesband, erinnert er sich.

Die Idee hat sich seitdem nie geändert: "Der Grund ist schlicht, dass wir jungen Musikern eine Möglichkeit bieten wollen, aufzutreten und ihre Musik einem Publikum vorzustellen. Aber es gefällt auch den Gästen. Die sind glücklich darüber, dass man hier in regelmäßigen Abständen Live-Musik zu hören bekommt."

Meist spielen regionale Bands, doch "wir hatten auch schon Bands aus Hamburg, Berlin und dem Ausland da". Nilles stupst einen seiner Gäste an: "Erzähl du doch mal", sagt er zu Yannik Debusmann (18). "Ich hatte hier auch meinen allerersten Auftritt. Damals noch mit einer Schülerband, die es heute gar nicht mehr gibt," sagt der Gymnasiast. Im Februar 2013 stand Yannik, der Gitarre und Klavier spielt, mit der Rockband "Wildwexsel" auf der Bühne. "Ich war erstaunt, was hier los war. Das Publikum hat richtig mitgemacht", erinnert sich der Schüler.

Etwa die Hälfte der Gäste gehört zum Stammpublikum, der Rest wird über Plakate aufmerksam, sagen die beiden. "Wir haben viele Studenten, auch Professoren, hohe Beamte, aber auch Hartz-IV-Empfänger hier", so Nilles.

Viel Platz ist in der Kneipe jedoch nicht. An den Wänden stehen Jukebox und Spielautomaten; mitten im Raum ein großer Billardtisch. "Der kommt aber raus, wenn Konzerte sind. Aber bei 80, 90 Gästen ist es hier schon richtig voll. Mehr geht nicht."

An den letzten zwei Wochenenden im Monat, entweder freitags oder samstags, gibt's im Nilles immer Live-Musik. Und welche Musik hört man hier?

"Eigentlich alles: Rock, Singer-Songwriter, Blues, Punk und Jazz, alles außer Musik aus der rechten Szene." Auch wenn der 42-Jährige "wenig Ahnung von Musik" hat, weiß er doch, das Engagement zu schätzen: "Natürlich bekommen die Künstler Geld. Solisten bekommen 100 Euro. Bands, die ja einen noch größeren Aufwand haben mit ihrem Equipment, bekommen 300 Euro." Zudem lässt Nilles bei jedem Konzert einen Hut rundgehen. "Auch da kommt, je nachdem was los ist, einiges zusammen." Eintritt für die Konzerte verlangt er von den Gästen nicht. "Die Gage bezahlen wir. Wir wollen einfach ein zufriedenes Publikum und ein tolles Konzert."

Dass er seiner Bar neben dem Familiennamen auch den Zusatz "Kneipe der Hoffnungslosigkeit" mitgab, rührt von "einem spontanen Spaß her". Eine Zeitungsschlagzeile war vor langer Zeit der Auslöser. "Mit uns hatte das aber nichts zu tun". Hoffnungslos, scheint im Nilles nur eins: Der Chef wird wohl nie ein großer Musikliebhaber. "Ich muss während der Konzerte eh arbeiten", sagt er lachend.

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