Wird in Saarbrücken zu aggressiv gebettelt?

Saarbrücken · Bettler, die auf dem Markt den halben Tag ihre Runden drehen und auch Gäste, die vor Kneipen sitzen, ansprechen; Straßenkünstler, die wenig Rücksicht nehmen auf Passanten und Geschäftsleute – darüber klagt der Verein für Handel und Gewerbe. Die Stadtverwaltung will auf den „Hilferuf“ reagieren und bis zum Jahresende „Vorschläge erarbeiten“.

 Händler und Wirte machen sich Sorgen um die Stimmung am St. Johanner Markt. Archivfoto: Becker&Bredel

Händler und Wirte machen sich Sorgen um die Stimmung am St. Johanner Markt. Archivfoto: Becker&Bredel

Es gibt Forderungen, die tun weh - auch dem, der sie aufstellt, sagt Max Schoenberg. Er sei ein liberaler Mensch, und dennoch müsse er nun nach Ordnung, nach Einschränkungen rufen, sagt der Mann, der nicht nur Vorsitzender des Vereins für Handel und Gewerbe ist, sondern am St. Johanner Markt auch einige Schuh- und Modeläden betreibt. Denn am Markt seien das Betteln und die Aktivitäten einiger Straßenkünstler unerträglich geworden. "Wir wissen nicht mehr, was wir ohne Sanktionen machen sollen", sagt Max Schoenberg.

Menschen in Not müsse geholfen werden. Und man habe auch nichts gegen Leute, die ihr Bier nicht in oder vor einer der Kneipen, sondern auf einer der Bänke auf dem Markt aus der Flasche trinken, versichert er. Aber auch diese Menschen müssen Rücksicht nehmen auf die anderen Leute am Markt. Es könne nicht sein, dass man immer wieder von denselben Bettlern regelrecht bedrängt werde. "Gerade weil wir sozial sind, brauchen wir Ordnung", sagt Schoenberg - und erwartet, dass die Stadtverwaltung diese Ordnung schafft.

Dass Menschen, die in ihrer Heimat in Armut leben, nach Deutschland kommen, habe "dazu geführt, dass sich in den Städten organisierte Bettlergruppen niedergelassen haben", sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug. Die "sichtbare Armut auf der Straße" habe zugenommen - auch die Beschwerden über zum Teil aggressive Bettler.

Grundsätzlich stehe der öffentliche Raum allen Menschen zur Verfügung. Wer ihn nutze, habe aber auch Pflichten. "Dazu zählt es, Rücksicht auf seine Mitmenschen zu nehmen, was leider zu oft nicht geschieht", sagt Blug.

Bis zum Ende des Jahres werde die Verwaltung "Vorschläge erarbeiten, die neben Veränderungen in bestehenden Sondernutzungssatzungen auch Öffentlichkeitsarbeit beinhalten soll". Blug: Dabei werden neben den Themen aggressives Betteln und zunehmende Verschmutzung auch Beschwerden zu Lärmbelästigung durch Straßenmusik eine Rolle spielen."

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