„Wir jammern auf hohem Niveau“
Mettlach · „Wir üben das gefährlichste Ehrenamt aus“, sagte Kreisbrandinspekteur Siegbert Bauer bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2013. Junge Leute müssten überzeugen, dass für den Wehrdienst fundierte Ausbildung nötig ist.
Einen ausführlichen Bericht zur Entwicklung und Arbeit der Feuerwehren des Kreises Merzig-Wadern im Jahre 2013 überreichte Kreisbrandinspekteur Siegbert Bauer in Anwesenheit vieler Gäste (siehe Info) im Hotel "Saarpark" in Mettlach an die Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich. Ehe er im Einzelnen das Feuerwehrgeschehen des vergangenen Jahres (siehe Info) vorstellte, galt den verstorbenen 28 Feuerwehrkameraden ein stilles Gedenken.
"Ich freue mich, hier zu sein und einen solchen Jahresbericht des Kreisbrandinspekteurs entgegenzunehmen. Es ist beeindruckend, was unsere Feuerwehren im vergangenen Jahr an Diensten erbracht und an Einsätzen gefahren haben", betonte sie in ihrem Grußwort. Die Landrätin wies auf die beachtliche Zahl von 35 dabei geretteten Personen hin. Es sei bewegend, dass acht Menschen leider nur noch tot geborgen werden konnten.
Als erfreulich bezeichnete sie die positive Entwicklung der Jugendfeuerwehr. Bei der Ausbildung der Jugendlichen sollte man die Freude im Blick haben. "Unsere Wehren bilden Gemeinschaften über die Gemeinde- und Stadtgrenzen hinweg. Miteinander sprechen, sich austauschen und Freude haben, ist die Gewähr, dass viele mitmachen. Dafür meinen herzlichen Dank", sagte Schlegel-Friedrich. Die gute Zusammenarbeit fungiere nicht nur innerhalb der Wehren, sondern auch mit den Verwaltungen. Miteinander zu kommunizieren sei nannte sie wichtig für die Feuerwehrarbeit. In Zeiten knapper Ressourcen sollte versucht werden, das Beste daraus zu machen, um vertretbare und sichere Lösungen zu finden.
"Ich bin stolz darauf, dass wir gut funktionierende Wehren im Kreis haben und wünsche, dass wir gegen den Trend, vor allem was die Demografie angeht, arbeiten", sagte Schlegel-Friedrich. In ihre Dankesworte schloss sie auch den früheren KBI Stefan Buchmann ein, der die Feuerwehren des Kreises in die richtige Richtung gelenkt habe.
Landesbrandinspekteur Bernd Becker übermittelte die Grüße von Monika Bachmann, der Ministerin für Inneres und Sport. Er dankte der Feuerwehr für ihre vielfältigen Aktivitäten, wozu neben dem Feuerwehrdienst auch das Mitwirken im kulturellen Bereich der Kommunen gehöre.
Auf Landesebene gibt es nach seinen Worten derzeit für die Feuerwehr viel zu tun. "Wir wissen nicht, wo wir zuerst anfangen sollen. Dicke Bretter müssen gebohrt werden. Ich werde die Themen nur kurz ansprechen und werbe um Unterstützung, denn nur gemeinsam sind wir stark", erklärte der LBI. Auf der Aktivenseite jammere man auf hohem Niveau, denn die Zahl der Wehrleute sei höher als vor zehn Jahren.
Bei der Jugendfeuerwehr gebe es wieder ein Plus. Immerhin 370 Jugendliche konnten in die aktiven Wehren übernommen werden. "Das ist die höchste Zahl, die wir bisher im Saarland hatten", zeigte sich Becker erfreut. Zudem wies er auf die freiwilligen Zusammenführungen von Löschbezirken mangels ausreichendem Personal oder fehlender Führungsstruktur hin. Solche Zusammenführungen führten zu einer besseren Ausbildung und moderneren Unterkünften, denn es gebe sie nicht zum Nulltarif.
Bei den Einsätzen überwog die Technische Hilfeleistung mit 66,3 Prozent gegenüber den Bränden mit 33,7 Prozent. An Feuerschutzsteuer sind Mehreinnahmen von 85 000 Euro zu erwarten.
Zur Diskussion über die neue Dienstkleidung meinte er: "Was soll ich dazu sagen. Wir brauchen eine Bekleidung, die in der Breite akzeptiert wird und werden nochmals einen Versuch starten, denn Kleider machen Leute." Weitere Themen waren: Digitalfunk, interkommunale Zusammenarbeit, Integrierte Leitstelle, neue Landesbauordnung mit Rauchmelderpflicht - auch für Altbauten -, Brandschutz und Sicherheitsaufklärung für Senioren, die Möglichkeit der Übernahme von Funktionen wie Schriftführer oder Kassierer durch Alterskameraden, um die Aktiven zu entlasten, sowie die Verabschiedung des neuen Brand- und Katastrophenschutzgesetzes mit den entsprechenden Satzungen und Verordnungen ein.
Er warb dafür, dass die Wehr- und Löschbezirksführer wegen der enormen Arbeitsbelastung künftig zwei Stellvertreter haben. Er sprach sich für eine Regelung der für diese ehrenamtlich Tätigkeit gezahlten Vergütung und Freizeitgewährung für Dienstgänge entsprechend der im öffentlichen Dienst beschäftigten Ortsvorsteher aus.
Über die Tätigkeit des Feuerwehrnachwuchses berichtete der Kreisbeauftragte der Jugendfeuerwehren, Stefan Conrad. Informationen zum Programm des Kreisfeuerwehrtages im Mai gab Löschbezirksführer Simon Leistenschneider vom ausrichtenden Löschbezirk Brotdorf, ehe die Präsentation mit einem gemeinsamen Essen schloss. Kreisbrandinspekteur Siegbert Bauer stellte seinen detaillierten Jahresbericht 2013 in Wort, Bild und als Druckwerk vor. Demnach hat sich die Mitgliederzahl bei den Aktiven um 27 Mitglieder und bei der Jugendfeuerwehr um ein Mitglied erhöht, während sie bei den Altersmitgliedern um 16 sank. Eine Steigerung von 81 Fällen ist bei den Einsätzen zu verzeichnen. Dabei konnten 35 Menschen gerettet und acht Personen nur noch tot geborgen werden. Auch die Spezialeinheiten des Kreises kamen zum Einsatz. So rückte der mit 55 Leuten besetzte und sechs Fahrzeugen bestückte ABC-Zug zu einem Chlorgasalarm aus.
Die 23 Mitglieder starke Gruppe für spezielle Rettung aus Höhen wurde neben der Berufsfeuerwehr zur Befreiung von Fallschirmspringern, gerufen, die sich in Bäumen verfangen hatten. Insgesamt 762 Frauen und Männer besuchten Lehrgänge der Landesfeuerwehrschule sowie auf Gemeinde- und Kreisebene. Zudem konnten wieder etliche Wehrleute die Fahrerlaubnis für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen oder den Feuerwehrführerschein erwerben.
In Merzig und Mettlach fanden Wehrführerwahlen statt. Nach der Fusion der Löschbezirke Perl, Oberperl und Sehndorf, die ihr neues Gerätehaus beziehen konnten, wurden dort ein Löschbezirksführer und Stellvertreter gewählt. "Dies ist Grund genug, um zu zeigen, dass eine solche Kooperation funktioniert", meinte Bauer. Vielen Wehrleuten im Kreis galten Ehrungen für langjährigen aktiven Feuerwehrdienst. Der frühere Feuerwehrsachbearbeiter Jürgen Weber von der Kreisverwaltung und der langjährige Merziger Oberbürgermeister Alfons Lauer erhielten die Floriansmedaille des Kreisbrandinspekteurs.
Die Löschbezirke Losheim und Wadrill wurden mit dem Feuerwehr-Award des Saarlandes ausgezeichnet. Einige Wehrleute aus dem Kreis nahmen am Hochwassereinsatz in Magdeburg teil. Sechs Gruppen erwarben in Bachem das Leistungsabzeichen in Bronze und vier Gruppen das Abzeichen in Silber. Die Beschaffung von insgesamt nur vier Feuerwehrfahrzeugen im gesamten Kreis bezeichnete der KBI bescheiden. Eine Sandsackfüllanlage für den Kreis wurde in Besch in Betrieb genommen. Es sind nun ausreichend Sandsäcke für den Ernstfall vorhanden. Bauer dankte dem Kreisfeuerwehrverband (KFV) und seinem Vorsitzenden Georg Flesch für die wiederum gewährte Unterstützung wie die Übergabe der sieben, von der Kreissparkasse mit gesponserten Rauchabschlüsse, das Fahrsicherheitstraining, die Herausgabe des großen Wandkalenders und der Zeitung "Florian Merzig-Wadern" usw.. Als nächstes wird der KFV für die Wehren Schleiftragekörbe beschaffen. Auch hiermit muss, wie mit allen Gerätschaften, geübt werden. Der KBI betonte: "Wir müssen unseren jungen Frauen und Männern überzeugen, dass für den Feuerwehrdienst eine fundierte Ausbildung erforderlich ist, denn wir üben das gefährlichste Ehrenamt aus." Er unterstrich die Wichtigkeit der Vorbildfunktion bei Übungsbesuchen, aber auch auf die eigene Aus- und Weiterbildung gelte es Wert zu legen. "Den kleinen Löschbezirken sollte man klar machen, dass sie genau so ausgebildet sein müssen wie große", sagte Bauer. Er bedankte sich bei der Landrätin, allen Wehrleuten und Führungskräften, Verwaltungschefs, Sachbearbeitern, Feuerwehrverbänden, Werkswehren, Hilfsorganisationen sowie der Notfallseelsorge und seinem Vorgänger Buchmann für die gute Zusammenarbeit. "Heute stehe ich zum ersten Mal hier, um den Jahresbericht der Jugendfeuerwehren vorzutragen. Dazu habe ich ein paar Zahlen mitgebracht", erklärte der im vorigen Jahr zum neuen Jugendfeuerwehrbeauftragten des Kreises gewählte Stefan Conrad. Mit 815 Mädchen und Buben in 66 Jugendfeuerwehren ist Merzig-Wadern der stärkste Kreis im Saarland. Erfreulich ist, dass 146 Neuaufnahmen zu verzeichnen waren und stolze 91 Jugendliche zur Nachwuchssicherung in die aktiven Wehren überwechseln konnten. Als Denkanstoß wies Conrad darauf hin, dass die Jugendwarte ihre wertvolle Arbeit zusätzlich zum normalen Feuerwehrdienst leisten. 149 aktive Wehrleute arbeiteten für die Jugendfeuerwehren. Zu den kreisweiten Aktivitäten gehörten ein Gruppensprecherseminar, ein Tagesseminar für Motivation und Spaß sowie eine Info-Veranstaltung zum Thema Kinderfeuerwehr. Die frühere Kreisjugendfeuerwehrbeauftragte Heike März wurde für ihr Engagement mit den silbernen Ehrennadeln der Deutschen Jugendfeuerwehr und Jugendfeuerwehr des Saarlandes ausgezeichnet. Derzeit läuft noch ein Logowettbewerb, bei dem es drei Preise zu gewinnen gibt. In diesem Jahr stehen unter anderem wiederum ein Gruppensprecher-Seminar in Weiskirchen, eine Info-Veranstaltung in Merzig, der Tag der Jugendfeuerwehren anlässlich des Kreisfeuerwehrtages in Brotdorf und eine Abnahme der Jugendflamme in Losheim auf dem Programm. "Ich hoffe, dass ich alles erwähnt habe und bedanke mich für die mir gewährte Unterstützung", sagte Conrad abschließend.
Zum Thema:
Auf einen BlickDie Feuerwehr im Landkreis 2013 in Zahlen:Personal und Einsätze: Löschbezirke: 70; Aktive Mitglieder: 2101; Jugendwehr: 815; Altersabteilung: 664; Einsätze: 1110 (davon Kleinbrand A: 78, Kleinbrand B: 79, Mittelbrand: 21, Großbrand: 9); Technische Einsätze: 565; Nachbarliche Hilfe: 330; Fehlalarmierungen: 75; Personen gerettet: 35; Personen tot geborgen: 8 Ausbildung auf Gemeinde- und Kreisebene Lehrgänge (Teilnehmerzahl): Truppmann Teil 1 94; Truppmann Teil 2 95; Truppführer 59; Atemschutzgeräteträger 45; Maschinist 42;Funk 39 Kettensägeführer 55 Führerscheinausbildung über 7,5 to 23 Führerscheinausbildung bis 7,49 to 50 Ausbildung an der Landesfeuerwehrschule 333 Gruppenführer-, Zugführer- und andere Fachlehrgänge Wichtige Fahrzeugbeschaffungen 2013 Mannschaftstransportwagen (MTW) LB Saarfels Gerätewagen Logistik (GW-Logistik) LB Besseringen Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser Logistik LB Noswendel (TSF-W Logistik) Hilfeleistungsfahrzeug 10 (HLF 10) LB Saarhölzbach
Zum Thema:
Auf einen BlickGäste: Neben der Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich waren unter anderem Landesbrandinspekteur Bernd Becker, Kreisehrenbrandinspekteur Stefan Buchmann, Kreistagsmitglied Wilhelm Jaaks, Kreisjugendfeuerwehrbeauftragter Stefan Conrad, das stellvertretende Vorstandsmitglied Klaus Schumacher von der Kreissparkasse, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Georg Flesch, für die Feuerwehren zuständige Mitarbeiter der Kreisverwaltung und Gemeindeverwaltungen, die Wehrführer, stellvertretenden Wehrführer und Jugendfeuerwehrwarte der Gemeinden sowie Vertreter der Bundeswehr, des DLRG und der Notfallseelsorge anwesend. nb