„Wir hängen nicht am Tropf“

Saarbrücken · Eine lebendige Musikszene lebt nicht nur von großen Konzerten. Herzstück des kulturellen Stadtlebens sind auch Musikkneipen, die regelmäßig Auftrittsmöglichkeiten bieten. Wie zum Beispiel das Kulturbistro Malzeit in der Scheidter Straße.

 Chef auf eigenem Tanzboden: Lothar Bayer managt gemeinsam mit seiner Frau Kerstin seit 14 Jahren das Kulturbistro Malzeit. Foto: Oliver Dietze

Chef auf eigenem Tanzboden: Lothar Bayer managt gemeinsam mit seiner Frau Kerstin seit 14 Jahren das Kulturbistro Malzeit. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

. Wo die Party im Kulturbistro Malzeit steigt, zeigen die Abwetzungen im Holzboden ganz genau: Vor der Bühne ziehen sich lange Striemen, die die vielen Tanzschritte zu Live-Musik oder DJ-Sets hinterlassen haben. "Einmal im Jahr streichen wir die Wände neu. Beim Boden darf man aber ruhig sehen, dass es hier rundgeht", sagt Kerstin Bayer (43) schmunzelnd. "Manchmal, wenn's richtig kracht, tanzen die Gäste sogar auf den Tischen", ergänzt Lothar Bayer. Seit 14 Jahren leitet das Ehepaar das Kunstwerk. Bevor die Bayers das Objekt am Fuße der Scheidter Straße in ein Restaurant - gekoppelt an einen Kunst- und Kulturtreff - verwandelten, war jahrelang eine Schreinerei hier ansässig.

"Zu Beginn hatten wir auch eine Galerie. Doch das war zeitlich alles nicht zu stemmen", sagt die Chefin, die auch heute noch mit ihrem Mann 16-Stunden-Tage im Kunstwerk verbringt. Was sich aber nie geändert hat, ist ihr Engagement in Sachen Live- Musik . "Wir lieben Musik . So einfach ist das", sagt Lothar Bayer. Nicht ganz so einfach ist jedoch die Durchführung: "Wir zahlen allein 4 000 Euro im Jahr Gema-Gebühren. Wir haben hier eine Schallschutzwand für 12 000 gebaut, damit die Musik die Nachbarbarschaft nicht stört, haben unser Equipment über die Jahre aufgestockt: Hier stehen Boxen, Beamer, Mikros, Piano. Eben alles, was man für saugute Konzerte braucht", sagt er.

Einen großen Anteil an den Striemen im Boden hat die "Malzeit Club Band", rund um Bandleader Elmar Federkeil auf dem Kerbholz. Einmal im Monat steigt hier die "Soul Nacht", bei der Soul , Rhythm, Blues und Funk aufgespielt wird: "Und da hält es keinen der 100 Gäste mehr auf dem Stuhl", beschreibt der Chef. Vor etwas mehr als einem halben Jahr feierte das Kunstwerk fünften Geburtstag der "Soul Nacht"; "eine Bomben- Party", erinnert er sich.

Noch regelmäßiger hört man hier den mexikanischen Gitarristen und Sänger Hector Zamora. "Hector spielt bei uns zwei-, dreimal im Monat", sagt Kerstin Bayer, "wir versuchen hier aber immer das Musikprogramm zu mischen: "Honey Creek", die bekannte Saarbrücker Bluesrock-Band rund um James Boyle, "spielte hier schon, genauso wie René El Payo", der saarländische Gitarrist und Chansonnier.

Und das Publikum? "Auch das ist gemischt. Manch einer kommt nur zum Essen und wundert sich dann über die Live-Musik. Andere sind nur wegen der Konzerte da", sagt der Chef, der sich auch um das Booking der Musiker kümmert. Das Mischkonzept - Gastro und Kultur - sei aber auch das Erfolgsrezept. "Dass wir an keinem Tropf hängen, ganz ohne Zuschüsse vom Kulturamt klarkommen, macht mich zufrieden. Aber es ist mit sehr viel Arbeit verbunden. Manchmal wissen wir gar nicht, wo uns der Kopf steht und wie wir unseren zwölfjährigen Zwillingsmädchen gerecht werden sollen."

Das nächste Konzert ist am 24. Juli, 20.30 Uhr: "Joe Smoke in Town" heißt es da, und es spielen neben Joe Smoke Hector Zamora und Rolf Siefert.

kwsb.de

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