„Wir haben mittlerweile auch Existenzangst“

Felsberg · Bloß kein Wasser mehr, hoffen Hausbesitzer in Felsberg. Zumindest nicht in solchen Mengen, dass sie nachts Rinnen durch angrenzende Felder ziehen müssen, um die Fluten von ihren Grundstücken fernzuhalten. Ein Gutachten soll bis Anfang Mai Klarheit schaffen über die Ursachen der Fluten.

 Ein aufgeschütteter Damm soll Sand abfangen, um die Kanalisation zu entlasten. Foto: Johannes A. Bodwing

Ein aufgeschütteter Damm soll Sand abfangen, um die Kanalisation zu entlasten. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Jeder Starkregen raubt ihr den Schlaf: Andrea Rousselange aus Felsberg ist verzweifelt. Seit in der Nacht zum 9. November 2013 Keller und Garage in ihrem Haus vollgelaufen sind. Das Wasser rauschte durch tiefe Rinnen aus den Feldern am Ortsrand Felsbergs und traf vor allem Häuser westlich der Altforweilerstraße. "Wir hatten gerade erst den Keller fertig", sagt Rousselange. Der müsse jetzt entkernt werden, um ihn wieder trocken zu bekommen. Um die 25 000 Euro beträgt der Schaden nach ihren Angaben. Der gleiche Betrag könne hinzukommen, wenn die Drainage erneuert werden müsste. Denn die ist womöglich mit Sand zugeschwemmt. "Wir haben mittlerweile auch Existenzangst", sagt Rousselange angesichts solcher Kosten.

Im Haus daneben wundert man sich, dass es fast 20 Jahre keine solchen Probleme gegeben hat. Völlig überraschend seien mitten in der Nacht Wasser und Sand übers Grundstück geflossen. Zwei Häuser weiter zeigt eine Nachbarin andere Schäden: "Das Wasser kam aus der Drainage und drückte in den Keller." 30 bis 50 Zentimeter stieg es in den Mauern hoch. Tapete und Putz mussten entfernt werden, um die Feuchtigkeit wieder loszuwerden.

Schon am 23. Oktober habe sich die Altforweilerstraße "in einen reißenden Fluss verwandelt", schildert Rousselange. Am 27. Oktober rückte der Landesbetrieb für Straßenbau, LfS, mit Bagger und Lkw an, um Straße und Kanaleinlauf von Sand freizumachen. Und am 8. November "hat es uns dann mit aller Wucht erwischt", sagt Rousselange. Etwa 15 Zentimeter Wasser und Schlamm standen in Keller und Garage. Im Anschluss wurden dann Kanäle gespült, der Abwasserzweckverband Überherrn errichtete zwischen Feldrand und Haus einen Damm. Der soll den Sand abfangen, damit nur noch Wasser in die Kanalisation gelangt. Später sei das Becken aber über ihr Grundstück ausgelaufen, erklärt Rousselange.

Sie und andere Betroffene sehen eine nicht ausreichend gereinigte Kanalisation als wesentlichen Grund. Sie hoffen, dass die Gemeinde die Flutgefahr nun dauerhaft beseitigt. Familie Rousselange erwartet zudem Hilfe angesichts der Kosten.

"Wir können derzeit nichts Konkretes sagen", meint Bürgermeister Bernd Gillo auf Anfrage. Ein Gutachten sei in Arbeit, das alle relevanten Aspekte erfassen soll. Denn es seien Eigentümer der Felder involviert, Pächter, der LfS, der Abwasserzweckverband Überherrn und die Hausbesitzer. Das Gutachten soll Ende April/Anfang Mai vorliegen.

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